ÖIAG berät am Montag über Zukunft der Airline
Wien - Die Zukunft der angeschlagenen börsenotierten Luftfahrtgruppe Austrian Airlines (AUA) ist am Montag das einzige und vorrangige Thema einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung der Staatsholding ÖIAG, die mit 39,7 Prozent größter AUA-Einzelaktionär ist. "Bericht über die AUA" heißt es auf der Tagesordnung der für 10 Uhr anberaumten Sitzung lapidar, in der eine Finanzspritze für die AUA in der Größenordnung von 300 bis 400 Mio. Euro ebenso abgesegnet werden könnte wie ein Partnerwechsel von der Lufthansa zur Air France.
"Das Unternehmen hat einen neuen Vorstand, der nun erstmals über die Situation und die weitere Vorgangsweise berichten soll", hieß es aus Aufsichtsratskreisen zur APA. Die Situation bei der AUA sei offenbar "ernst", jetzt gehe es um mögliche Lösungen. AUA-Chef Alfred Ötsch würde einen Einstieg österreichischer Unternehmen bei der AUA im Fall einer Kapitalerhöhung grundsätzlich begrüßen, wie er kürzlich betonte.
Neben einem Einstieg der Länder Niederösterreich und Wien bei der AUA wurde zuletzt auch eine Beteiligung österreichischer Industriekonzerne überlegt. Der börsenotierte Baustoffkonzern Wienerberger hat zwar keinen "konkreten Plan", sich an der Austrian Airlines (AUA) zu beteiligen, schloss zuletzt aber die Teilnahme an der Kapitalerhöhung zusammen mit anderen großen Unternehmen auch nicht aus.
Air France als möglicher Partner
Als möglicher Partner für die AUA wurde in Medienberichten die Air France genannt, die nach der Übernahme der niederländischen KLM die größte Fluggesellschaft Europas ist. Die Franzosen hätten gegenüber der - oft als logischer Retter gesehenen - Lufthansa Vorteile, heißt es. Air France verzeichnet trotz hoher Kerosinkosten gute Gewinne und verfügt über kein ausgeprägtes Osteuropa-Netz. Zudem würden die Franzosen die AUA ihrem derzeitigen Ost-Partner, der tschechischen CSA, die hohe Verluste schreibt, vorziehen.
Bei einem Air France-Einstieg würde Wien die Funktion als Flug-Drehkreuz ("hub") behalten. Die Franzosen, die bereits 1,5 Prozent an der AUA halten, sollen zudem bereit sein, "viel Geld springen zu lassen" - für die notwendige Harmonisierung der AUA-Flotte und für einen Allianzwechsel, der freilich sehr teuer wäre. Kolportiert werden Kosten in der Größenordnung von 100 Mio. Euro. Aus Sicht der AUA wie der ÖIAG ist die Air France freilich "kein Thema". Die AUA gehört seit März 2000 der Star Alliance um die Lufthansa an, während Air France das Bündnis "SkyTeam" dominiert. Ein Allianzwechsel wäre laut Experten die größte Hürde für Air France, weil er viel kostet und alle Buchungs- und Vielflieger-Systeme neu aufgesetzt werden müssten
Allianzwechsel wäre für die AUA eine millionenteure Scheidung
Wien/Frankfurt/London - Seit März 2000 ist die Austrian Airlines Mitglied in der momentan 18 Fluglinien umfassenden Star Alliance (u.a. Lufthansa, United Airlines und Singapore Airlines). Der Wechsel von der Qualyflier Allianz (Swissair) hat die AUA seinerzeit 150 Mio. Schilling (elf Mio. Euro) gekostet, vor allem für Umstellungen im IT-Bereich.
Während des Wechsels wurde die AUA heftig von anderen Fluglinien umworben, wie Delta Air Lines und Air France. Doch ein Aufbrechen eines derartigen Konglomerats, um in eine andere Allianz zu wechseln, ist ein komplexer, teurer Kraftakt. Vielfliegerprogramme, Reservierungssysteme, Kooperationsflüge und vieles mehr müssen geändert werden.
Die Allianzen geben sich verschlossen, welche finanzielle Auswirkungen ein Ausstieg hätte. "Wir sagen nur, dass es was kostet einzutreten, und ebenso, wenn man austritt", erklärte der Sprecher der Star Alliance, Markus Rüdiger, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Anders bei der um British Airways gruppierten Allianz Oneworld. "Bei uns gibt es keine Austrittskosten, abgesehen davon, dass man Investitionen und Eintrittsgebühr nicht mehr zurückbekommt", erläutert Oneworld-Sprecher Michael Blunt. Er nennt auch keine Höhe der Eintrittsgebühren bei Oneworld, "diese sind abhängig von der Größe der Airline". Hingegen glaubt Blunt zu wissen, dass ein Austritt der AUA von Star Alliance "mehrere Millionen US-Dollar" kosten dürfte.
Laufende Mitgliedsbeiträge sind von der Größe der Fluggesellschaft abhängig. "Je größer die Airline, umso höher der Beitrag. Schließlich profitieren diese ja auch davon", so Rüdiger. Vorteile einer Allianz-Mitgliedschaft ergeben sich u.a. bei Kosteneinsparungen durch Synergien im täglichen Betrieb, etwa Treibstoffeinkauf, technische Innovationen, Koordination von Flugzeugen usw.
Die jüngsten Kommentare des AUA-Bodenbetriebsratschefs Alfred Junghans, einen Austritt aus der Star Alliance zu diskutieren und andere Optionen zu prüfen, weil die Lufthansa ja zunehmend die Kernmärkte der AUA im Osten bearbeitet, wurden registriert. Bei der Star Alliance sieht man derartige Statements "als ein internes Problem der AUA". Das Star-Management werde sich an Aussagen des Vorstandes orientieren. Dieser würde die Partnerschaft nicht leichtfertig auf Spiel setzen, erläuterte AUA-Chef Alfred Ötsch kürzlich gegenüber dem STANDARD. Sicherlich, aber wie lange kann der Vorsprung der AUA im Osten Europas gegenüber den Mitbewerbern noch halten? "Wir bauen neue Ziele im Osten auf, wenn diese laufen, kommt häufig Konkurrenz hinzu, doch da sind wir schon einen Schritt weiter in der nächsten Ausbaustufe."
Das Wirtschaftswachstum der Ostregion ermögliche die Fortsetzung dieser Spezialisierungsstrategie. Mit jeder neuen Destination werde das AUA-Streckennetz auch für die Star Alliance wertvoller und attraktiver. "Drei bis fünf neue Ziele im Osten können wir pro Jahr auch weiterhin aufnehmen", so Ötsch.
Die großen Allianzen haben sich zudem im Osten schon aufgestellt. Sky Team (Air France) hat mit Czech Airlines in Prag ihren strategischen Partner und wird künftig von Aeroflot und der rumänischen Tarom unterstützt. British Airways baut ihre Präsenz mit der ungarischen Malev in Budapest aus. Außerdem würde ein Allianzwechsel das Grundproblem der Produktivitäts- und Kostenverbesserung der AUA nicht lösen. "Jedes Unternehmen muss selber Mittel und Wege finden, um seine Rentabilität wieder hinzukriegen", erläuterte Jaan Albrecht, CEO der Star Alliance gegenüber dem STANDARD.
Quelle :
www.derstandard.at