Der neue Frachtflieger Air Cargo Global plant bereits in aller Kürze den Beginn des Flugbetriebs. Nicht zufällig werden dabei die Initialen der früheren Air Cargo Germany (ACG) genutzt.
Andrey Goryashko kennt den Luftfrachtmarkt aus dem Effeff. Als ehemaliger Chef von Aeroflot Cargo und dem darauffolgenden Engagement als Kundenberater für Air Cargo Germany verfügt er über ausgezeichnete Kontakte. Offenbar auch in die Slowakei, wo er sich mit dem dortigen Luftfahrtmanager Igor Bondarenko zusammengetan hat, um eine Nachfolgegesellschaft der im April 2013 in die Insolvenz gerutschten Air Cargo Germany zu gründen – die Air Cargo Global.
Neben dem Kürzel sind die rot-weißen Farben und das Logo des Newcomers identisch mit der Vorläuferfirma. Von dieser hat der Neuling auch deren ehemaligen Vertriebschef Alexander Kirichenko in gleicher Funktion übernommen. Für seinen neuen Arbeitgeber braucht dieser nicht einmal von seinem bisherigen Sitz Frankfurt-Hahn nach Bratislawa, dem Hauptquartier der neuen ACG umzuziehen. Denn die Frachtfluglinie muss laut Behördenauflagen über ein Kontaktbüro in Deutschland verfügen, will sie die Genehmigung für Flüge von einem der hiesigen Flughäfen erhalten.
Dies soll laut Geschäftsplan – er liegt airliners.de vor – Frankfurt-Main sein. Von dort will Air Cargo Global Linienverkehre via Dubai nach Hongkong anbieten, mit gelegentlichen Zwischenstopps in Bratislawa, „um den osteuropäischen Markt abzudecken“, wie es in dem Geschäftsplan heißt. In einem zweiten Schritt sollen Flüge über den Nordatlantik in die USA folgen, heißt es aus internen Quellen.
Der Flugbetrieb soll zunächst mit zwei geleasten Frachtern vom Typ Boeing 747-400SF (Special Freighter) beginnen. Es handelt sich um dieselben Flieger, die auch Air Cargo Germany nutzte und die seit deren Pleite vergangenes Frühjahr auf dem Flughafen Hahn geparkt sind. Die Anfang der 90er Jahre als Passagierflugzeuge gebauten Jumbos, die später zu Frachtern in Israel umgerüstet wurden, sind Eigentum der isländischen Leasingfirma Avion Aircraft Trading. Vor ihrem ersten Linienflug müssen sie zunächst in eine Werft, um sich einem umfangreichen technischen Check zu unterziehen.
Internen Quellen zufolge hat die geplante ACG zwar ein Air Operator’s Certificate (AOC) beantragt, aber noch nicht von der zuständigen Zulassungsbehörde erhalten. Durch den Sitz im EU-Mitgliedsland Slowakei kann die Gesellschaft, vorausgesetzt sie erhält die offizielle Betriebslizenz, von jedem Flughafen der EU starten und dort Fracht ein- oder ausladen.
Das AOC ist an strenge Auflagen gebunden. So müssen die Gesellschafter, Bondarenko hält knapp über 50 Prozent des Grundkapitals, Goryashko die übrigen Anteile, diverse Garantien vorlegen. Etwa darüber, dass Air Cargo Global mit genügend liquiden Mitteln ausgestattet ist, um die ersten drei Monate ohne nennenswerte Einnahmen aus dem Flugbetrieb den operationellen Betrieb und die dabei anfallenden Kosten für Kerosin, Personal, Landegebühren etc. aus Eigenmitteln finanzieren zu können. Zudem fordern die Behörden die Vorlage eines Geschäftsplans, der präzise über erwartete Einnahmen und Ausgaben für die Dauer von drei Jahren Auskunft gibt.
Luftfrachtexperten sehen die Pläne skeptisch. Zwar gebe es einen Aufschwung beim weltweiten Luftfrachtaufkommen, was bei den Frachtfluglinien derzeit für höhere Ladungen sorge. Doch es existiere nach wie vor ein Überangebot an Transportkapazität, was sich negativ auf das Ratengefüge auswirke. Zudem sei die Nutzung von Flugzeugen, die Anfang der 90er Jahre gebaut wurden, wegen des hohen Treibstoffverbrauchs recht teuer im Vergleich zur Konkurrenz, die sparsamere Cargoflugzeuge auf den Hauptrelationen zwischen Europa und Fernost einsetze.
Quelle: Airliners.de