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Thunderbolt

52nd Fighter Wing

  • »Thunderbolt« ist der Autor dieses Themas

wcf.user.posts: 830

Wohnort: Hamburg

Beruf: Physikstudent

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1

Mittwoch, 11. Januar 2012, 17:04

Berufswahl: Fluggerätmechaniker

Moin zusammen,

ich studiere momentan Physik in Hamburg mit dem Ziel es nach dem Bachelor bei der Lufthansa
als Pilot zu versuchen.
Allerdings ist das Studium sehr theoretisch mit extrem viel trockener Mathematik,
was mich eher langweilt bzw. nicht wirklich mein Ding ist.

Ich habe schonmal eine Führung bei der Lufthansa Technik mitgemacht, zudem ein zweiwöchiges
Praktikum auf dem Fliegerhorst Wittmundhafen was mir sehr gefallen hat.
Ich könnte mir folglich durchaus Vorstellen, dass Fluggerätmechaniker das Richtige für mich
wäre.
Allerdings liest man, dass ein Abitur (meines mit 2,5) eher hinderlich sei, da die Unternehmen fürchten
die Abiturienten würden den Betrieb später verlassen und sich die Ausbildungskosten dann nicht lohnen.
Doch hat man nicht gerade bessere Aufstiegschancen bei höherer Qualifikation?
Was kann man als Fluggerätmechaniker denn Allgemein erreichen?

Somit könnte der Alternativplan momentan folgendermaßen aussehen:

Einstellungstest als Pilot bei der Lufthansa direkt - wenn das schieflaufen sollte - Fluggerätmechaniker.

Allgemein machen mir Physik, Mathe und Englisch spaß, zudem kommt, dass ich technisch interessiert
bin (PCs zusammenschrauben, Modellbau) und designtechnisch (Szeneriedesign etc).

Im Studium allgemein kann ich leider das technische/designtechnische Interesse
nicht einbringen, ich denke aber wohl in einer Ausbildung.

Frage: Durchs Studium beißen, auch wenn mich das nicht wirklich erfüllt, oder Fluggerätmechaniker
oder ganz anderer Bereich in der Luftfahrt. Was denkt ihr? :bier:
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Gruß,
Lars :tag:

2

Mittwoch, 11. Januar 2012, 19:11

Tecknik, ein kurzer allgemein gehaltener post

Hi Lars,

hier ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert, also von daher bitte nichts auf dich beziehen :bier: ;) . Es sind meine Wahrnehmungen im Bereich meiner näheren Umgebung im Gewerbe. Die Fliegerei ist klein, man kennt sich ;)

Allerdings liest man, dass ein Abitur (meines mit 2,5) eher hinderlich sei, da die Unternehmen fürchten
die Abiturienten würden den Betrieb später verlassen und sich die Ausbildungskosten dann nicht lohnen.


..als weiteren Punkt, vor allem in kleinen und mittelgrossen Betrieben könnte möglicherweise teils negative Erfahrungen mit Studenten bei praktischer Arbeit sein. Im Vordergrund könnte es in der Praxis mehr um Eigenschaften wie "anpacken können" und prinzipielle Fingerfertigkeit gehen. Probleme und Störungen, Abläufe könnten oft umfangreich analysiert werden, jedoch fliegt der Flieger damit immernoch nicht :lol: . Probleme müssen schnell, effizient, sicher und wirtschaftlich durchgeführt werden -> die Praxis eben ;)
Ich weiss, das dies oft Themen sind, die auftauchen können, aber nicht müssen. Ich selbst kenne viele ehemalige Studenten, welche die noch dabei sind, welche die fertig studiert haben und in Bereichen der Luftfahrzeugtechnik arbeiten, in Büros, am Luftfahrzeug oder wo auch immer.

Man kann sich das kaum vorstellen, aber den Bereich Technik gibt es in der Luftfahrt, vermutlich im Ganzen gesehen der personalintensivste Bereich der Luftfahrt. Man kann dieses Thema unendlich aufblasen, ich hoffe Karl oder wer auch immer realen Zugang zu tiefer Materie hat möchte vielleicht spezieller werden und hat Lust zum gezielten Antworten. Derzeit bin ich auf dem Sprung und der Arbeitsaufwand wäre mir fast schon zu umfangreich :pfeif: . Im allgemeinen will der begeisterte Einsteiger erstmal in die Airlinerei, denn das kennt man.

Es ist generell so das der Bereich Tecknik unfassbar viele Teilbereiche beinhaltet, viele Menschen arbeiten im Bereich Technik und müssen nicht gezwungenermassen schrauben können oder wissen warum ein Flugzeug fliegt. Um kurz auf die europäische Luftfahrtbehörde EASA einzugehen: Hier auf der Homepage ist zu erkennen, dass irgendwann mal was von Part 66, Part 147, Part 145, Part 21 zu lesen ist. Es dreht sich hierbei um "Instandhaltungsbetriebe", Entwicklungsbetriebe, Schulungsbetriebe, technisches Personal -> Rechte, Pflichten, Lizensen etc. Kurzum kannst du als gelernter Flugzeugbauer (heute heisst das Fluggerätemechaniker Fachrichtung Fertigungstechnik), auch als Personalverantwortlicher, Sachbearbeiter, Bürokaufmann in der Warenwirtschaft, Student der BWL, Luft- und Raumfahrtingeneur, Hausmeister tätig sein. Auch nach dem Bereich CAMO kannst du mal googlen. Hier geht es um die "überwachte Umgebung" von Luftfahrzeugen. Die Luftfahrzeuge wollen auch Papiermässig lufttüchtig gehalten werden, sonst dürfen sie nicht fliegen. Weiter geht es über die Arbeitsvorbereitung für Arbeitsaufträgen, auch hier ist Personal eingesetzt. Genehmigte Entwicklungsbetriebe haben Techniker, Ingeneure, technische Prüfer, Mechaniker, Avioniker im Einsatz um die Zertifizierung eines optional eingebauten Bildschirmes im Luftfahrzeug genehmigen zu lassen, welcher nicht bereits vom Entwicklungsbetrieb des gesamten Luftfahrzeuges genehmigt wurde. Es gilt Prototypen, Einbauorte, Materialauswahl für Halterungen, Belastungsanforderungen und den Störungsfreien Betrieb zu gewährleisten und Nachweise zu erbringen.

Ja du hast chancen dich quer durch diese Bereiche zu schlängeln, bist du aber bereits als gelernter Mechaniker weiter zum technischen Prüfer für Luftfahrzeuge aufgestiegen musst du aufpassen deine Type ratings nicht zu verlieren. Ohne nachweisliche Tätigkeiten verlierst du wie das fliegende Personal auch Berechtigungen. Ich hör jetzt spontan auf zu schreiben, denn ich muss weg :lol: :weg:

Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »Nico081« (11. Januar 2012, 23:24)


3

Mittwoch, 11. Januar 2012, 23:30

So, bin wieder zuhause :winke:

Ich empfehle dir sehr einen genaueren Blick auf die Technik zu werfen. -> Genauer Personal das auch wirklich letztendlich das Luftfahrzeug aus der Halle schiebt und seinen Kopf für die Lufttüchtigkeit hinhält.

Je nach Betrieb und Luftfahrzeugkathegorie bietet der Beruf folgendes:

- Absolut flexibles Tätigkeitsfeld, du holst die Kiste in die Halle und schiebst die Karre vom Hof und fliegst sie ein. Über alles dazwischen hast du den Überblick zu behalten
- Du bist u.U. viel unterwegs, manchmal auch nicht
- Du entscheidest über viel Geld, den Zustand das Luftfahrzeug, schaffst Sicherheit die Besatzung und Passagiere
- Fortbildungen - Lizensen - Qualifikationserweiterungen
- Störbehebungen, du gehst raus, hast eine Stunde Zeit um eine noch unbekannte Störung zu beheben und die Kiste muss wieder fliegen
...

Ich lese aber dein eigentlicher Wunsch ist "Pilot" zu werden. Ich rate mal Berufspilot von grossen Passagierflugzeugen? :sagnix:
In welcher Form auch immer und mit welchem Fluggerät auch immer, zu welchem Gehalt auch immer, dann würde ich diesen Weg verfolgen :thumbup:

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Nico081« (11. Januar 2012, 23:44)


4

Donnerstag, 12. Januar 2012, 10:25

@Nico Du hast ja schon alles geschrieben. :thumbsup:

Viele Grüße

5

Donnerstag, 12. Januar 2012, 14:27

Also wenn du den Wunsch verspürst, Pilot zu werden, würde ich mich sofort bei der Lufthansa bewerben. Ich empfehle dir da mal www.pilotenboard.de
Dort bekommst du sehr gute Infos über den Test und wie du dich am besten darauf vorbereitest. Sollte auf jeden Fall deine erste Adresse sein! Verliere da lieber keine Zeit.
Gruß, Christian :thumbup:

Apple MacBook Pro (Mid2010)

"Die meisten Zitate aus dem Internet sind falsch!"
(Aristoteles)

Thunderbolt

52nd Fighter Wing

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Wohnort: Hamburg

Beruf: Physikstudent

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6

Sonntag, 15. Januar 2012, 19:26

Vielen Dank für die ausführlichen Schilderungen!
Gab einiges zu tun, deswegen konnte ich mich erst jetzt reinlesen.
Ich habe mich jetzt dazu entschlossen mich durch Physik zu beißen und dann den Test bei der Lufthansa
zu probieren.
Zudem kommt, dass die Lufthansa Technik hier in Hamburg derzeit wohl keine freien Ausbildungsplätze
hat und man sich sowieso ein Jahr vorher bewerben muss.

Ich habe mir nun gedacht: Zusammenreißen und wertschätzen was man hat, nämlich ein gutes Studium.
Gigabyte EP35-DS3L - Intel C2D E8400 @ 3.7Ghz - Gainward GTX260 896MB - Corsair XMS2 PC8500 4GB - Samsung SMT220 22" - Samsung SM943 19"

Gruß,
Lars :tag:

7

Sonntag, 15. Januar 2012, 21:19

Hi,

warum wird in Flusi- Foren eigentlich immer nur von Ausbildung bei der "Lufthansa" gesprochen? Sowohl wenns um die Technik geht als auch auch um das Fliegerische?

Vielleicht weil man sagt, die Ausbildung wäre die beste? Mich würde das mal interessieren. ;)

8

Sonntag, 15. Januar 2012, 21:28

Ich denke die Entscheidung sich durchzubeißen ist die beste. Meine pers. Erfahrung ist, daß Akademiker mit einem "Hang" zum praktischen, im Bereich Lfz Technik immer positiv auffallen und gute Chancen haben.
Gruss McFly


9

Sonntag, 15. Januar 2012, 21:51

Weitere Beispiele aus der Technik

Hi Lars,

verzeihe mir, wenn ich kurz nochmal auf die Technik eingehe. Du hast deine Priorität ja bereits festgelegt - lediglich des tread Titels wegen möchte ich noch ein wenig Kontrastfragen zum Flusiforen- mainstream Thema Airlinerei anbieten. ;)

Es muss auch Fachpersonal geben, welches folgende Fälle an der Basis regeln muss:

- Ein zweimotoriger Verkehrshubschrauber steht nach einer Sicherheitslandung in Charmonix, 10km von der nächsten Hütte weg. Es musste ein Tribwerk im Flug abgeschaltet werden. Es gilt den Hubschrauber zu finden, theoretisch und logistische Fehlereingrenzung, Logistik und die Planung durchgeführt werden. Vor Ort muss entschieden werden, was wie getan werden kann/muss, um diese ganze Angelegenheit vollständig zu regeln.

- Eine Kingair muss dringend ein Organ nach England fliegen, die Abgastemperatur des rechten Tribewerks steigt beim Anlassen nicht, die Selbsterhaltungsdrehzahl wird nicht erreicht. Nun bist "du" gefragt: Was ist los, was ist wie zu tun. Es hängt an dir.

- Ein Rentnerehepaar landet mit einem tschechischen Motorsegler und stellte einen Druckverlust im Hauptholm der Tragfläche fest. Was nun?? Kann/ darf ich eine Freigabe für einen Überführungsflug geben? Muss ich die Maschine stehen lassen? Zahlt der Kunde überhaupt wenn ich diverse Mängel an dem privat betriebenen Fluggerät feststelle und als Kritisch ansehe? Kann ich abseits des eigentlichen Problems das Flugzeug wieder fliegen lassen? Stresst der Kunde und versucht zu versichern das ich diesen Schaden verursacht habe, das Teil zuvor funktioniert hätte?
Ich muss zur Störbehebung die günstigste Möglichkeit für den Kunden finden, viel telefonieren, wo auf dieser Welt bekomme ich genau dieses Ersatzteil mit Papieren her? Hier gilt nicht - Neuteil vom Hersteller, Preis egal, die Firma zahlt alles.. Nebenbei ruft der nächste Kunde an und drängt aus sein Flugzeug, wann ist es fertig, denn er muss unbedingt am Samstag nach Trier fliegen.

- Eine Cessna 150 steht auf einer wichtigen Landstrasse, ein nicht nachvollziehbarer Fehler hatte zur Sicherheitslandung gezwungen. Nach einem Standlauf stelle ich keine Fehler und Auffälligkeiten fest. Was nun?? Soll ich die Maschine freigeben zu einem Startversuch? Soll lieber ich sie rausfliegen? Soll ich sie abbauen und abtransportieren?


Das alles sind Beispiele für das Leben in der Technik im Einsatzbereich line/base maintenance, abseits der Airlinerer :). Natürlich trifft man diese Entscheidungen eigenverantwortlich, nachdem man das lizensbedingt darf und einige Jahre Erfahrung hat. Nach drei Jahren ausgelernt und "neu im Berufsleben" ist sowas noch nicht drin.

Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von »Nico081« (23. Januar 2012, 18:27)


10

Sonntag, 15. Januar 2012, 22:24

Lars, warte nicht zu lange mit der Bewerbung bei der Lufthansa (als Pilot) je früher desto besser.
Gruß, Christian :thumbup:

Apple MacBook Pro (Mid2010)

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(Aristoteles)

11

Montag, 23. Januar 2012, 11:24

Auf mich persönlich wirkt der Techniker-Job auch viel attraktiver als der Pilot-Job :yes:
Gruß