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61

Sonntag, 28. September 2014, 06:07

Einverstanden - vieles in der Business Aviation macht Sinn. Aber ein Überschall-Jet wird wohl kaum als Ambulanzflieger eingesetzt werden und deshalb ist für mich diese Gattung von Privatjets schlicht überflüssig. Aber wir werden ja sehen, wie sich das Ganze entwickelt :S


Ich habe im Laufe meines Tätigkeit in diesem Bereich der Luftfahrt schon die tollsten Dinge erlebt.

Von den Fällen, die du oben angesprochen hast als auch schon große Gulfs, die unentgeltlich vom Eigner für Krankentransporte zur Verfügung gestellt worden sind. Auch schon Frachtflüge, bei denen 4 bis 5 Kartons mit Automobilteilen eingeflogen worden sind, weil im Werk das Band still stand.
Und wenn ich in der Luftfahrt die moralische Sinnfrage stelle, kann ich nahezu alles in Frage stellen. Um die einzelnen Felder der Luftfahrt separat zu rechtfertigen, muss man sich ganz schön winden und man ist auch einem gewissen moralischen Relativismus sehr stark unterworfen .

Wenn ich jetzt den Vergleich ziehe, zwischen einem Flug nach Malle - wo dreiviertel der Fluggäste zum Saufen an den Strand oder zur Rekonvaleszenz von Physis und Mens fliegen- oder einem Business- Flug mit dem mit hoher Geschwindigkeit eine Delegation zu einem Treffen von außerordentlicher Bedeutung geflogen werden, kommt der kommerzielle Flug gesehen doch schlechter weg, wenn ich nur den reinen Zweck und den mehrheitlichen Reisegrund zur moralischen Bewertung heranziehe.

Wenn ich jetzt ein Szenario ausmalen darf, dass einen SSBJ in seiner Existenz rechtfertigen könnte......?

Nehmen wir einen Brand auf einem Ölfeld im nahen Osten an. Das Material zur Bekämpfung des Brandes ist vor Ort, doch die Experten ( so eine Gruppe voller Neuzeit Red Adairs) sitzen in Texas. Durch dieses Flugzeug kann man die reine Flugzeit doch signifikant verkürzen. Man bollert von Houston nach Gander oder Goose Bay hoch macht nen weiteren Tankstopp in Palma und kann dann 5 oder 6 Stunden oder vielleicht noch früher da sein, wie auf herkömmliche Weise. Wenn ich jetzt Szenarien annehme die kommerzielle Airlines beinhalten, komme ich da auf eine immens höhere Reisezeit.Oder wenn man an diplomatische Missionen denkt. Da ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten.

"When my time on Earth is gone, and my activities here are past, I want they bury me upside down, and my critics can kiss my ass."Bob Knight

Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety.."
(Benjamin Franklin)

62

Sonntag, 28. September 2014, 14:30

Diese Flugzeuge werden sicher mal in den Bereichen eingesetzt, wo die eingesparte Zeit teuer ist als die Mehrkosten dieser Flugzeuge. Und überall da wo mittels Geld Statussymbole unabhängig von Wirtschaftlichkeit beschafft werden.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Atkatla« (28. September 2014, 14:30)


skycruiser

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63

Sonntag, 28. September 2014, 16:55

Na gut, kann alles sein. Aber eines muss man auch bedenken: So wahnsinnig viel schneller ist man mit so einem Aerion-Flieger auch wieder nicht. Der ist mit seinen Mach 1.7 etwa um die Hälfte schneller als eine Gulfstream, aber da er (zur Zeit jedenfalls) nur über unbewohntem Gebiet überschallschnell fliegen dürfte, schrumpft der Zeitgewinn je nach Einsatzort ziemlich rapide zusammen. Dazu kommt noch die Zuladungsproblematik: Ausser dem Personentransport sehe ich da nur beschränkte Zuladungsmöglichkeiten, sowohl vom Gewicht als auch vom Rumpfquerschnitt her. Da macht meiner Meinung nach ein Flugzeug wie die neue Pilatus PC-24 wesentlich mehr Sinn: geringerer Spritverbrauch, anständige Zuladungsmöglichkeiten, Frachttor, einsatzfähig ab unbefestigten Pisten, etc.

Aber natürlich hast Du Recht: Man kann bei allem den Sinn hinterfragen und letztendlich ist alles irgendwie unnötig - kommt halt auf den Standpunkt an. Und faszinierend ist die Technik allemal, auch für mich. :bier:
Gruss
Olivier

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64

Sonntag, 28. September 2014, 17:50

Da macht meiner Meinung nach ein Flugzeug wie die neue Pilatus PC-24 wesentlich mehr Sinn: geringerer Spritverbrauch, anständige Zuladungsmöglichkeiten, Frachttor, einsatzfähig ab unbefestigten Pisten, etc.



Moin Oliver,

da macht für mich eine PC24 nicht unbedingt mehr Sinn, als für Dich ein Überschallflieger.

Grund: Man nehme zwei Dornier Do 228 Varianten, einmal die "alte", klassische mit Uhrenladen im Cockpit und einmal eine neue 228NG mit digitalem Cockpit.
Was glaubst Du wird die Kundschaft in zum Beispiel Alaska machen, die auch schon die "alte" 228 in der Flotte hat? Richtig, diese Flotte bei Bedarf mit alten 228en (Zellen, die wenig Stunden haben bevorzugt) ergänzen / erneuern.
Warum? Nun, das alte Produkt ist bewährt und es gibt gute Flugzeuge zum günstigen Kurs. Und dann kann man die "alten" 228en immer noch mit dem 5-Blatt-Prop nachrüsten und gut ist.
Und das nächste Argument: der Uhrenladen, bei VFR bewährt und mit guten Nachrüstkits für die GPS Geschichte weiterhin mehr als ausreichend.

Alaska ist extrem? Nun, dann schaue man sich mal die Flotte in Australien von den Flying Doktors oder anderen Ärzteorganisationen an.... alt und Bewährt!

Oder nach Venezuela, wo demnächst einige Dornier 228 NG hingehen werden.

Wobei die die PC24 für durchaus interessant halte, aber meiner Meinung nach ein weiterer Nischenflieger ist, der den Markt mehr Wettbewerb aussetzt, als er eigentlich verträgt.

Aber:

Zitat

Und faszinierend ist die Technik allemal, auch für mich.


Da bin ich mit dabei, ohne wenn und aber!

Gruß

Thorsten

skycruiser

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65

Montag, 29. September 2014, 00:08

Hallo Thorsten

Und was haben die Flying Doctors in Australien kürzlich bestellt? Den PC-24...

Schau Dir mal die technischen Specs der PC-24 an: http://www.pilatus-aircraft.com/#278

Vielleicht hast Du mich falsch verstanden: Ich bin absolut nicht gegen die Business-Fliegerei, ich bin nur der Meinung, dass Überschall-Business-Jets ihren Preis und ihr ökologisches Schadpotential nicht wert sind. Aber man sollte nicht alle Business-Jets in den gleichen Topf werfen - das Einsatzgebiet einer G5 ist einfach ein anderes als das einer CJ1 oder Do228.
Gruss
Olivier

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mike november

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66

Dienstag, 30. September 2014, 10:48

Ich sehe das hier ein wenig so, wie die Formel 1. Nischensegmente wie Mach1+ für eine extrem hochpreisige Geschäftsreiseklientel sind vergleichbar mit anderen hochpreisigen Nischensegmenten, wie etwa der Formel 1. Forschung und Entwicklung in diesem Bereich kommt mittelfristig immer dem Ottonormalverbraucher zu gute und der Schaden, welche diese kleine Nische verursacht ist tatsächlich vernachlässigbar. Man könnte auf so etwas verzichten, aber dann würden wir immer noch Autos ohne ABS fahren...
der Lars

The seven "P's" in aviation: Propper Preflight Planning Prevents Pissed Poor Perfomance! :thumbup:



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