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Am 26. August 1977 wurde bei Rockwell International im Werk Columbus, Ohio, der erste Prototyp des VSTOL-Experimentalflugzeugs XFV-12A aus der Halle gerollt. Mit diesem Vorschlag sucht die US Navy nach einer brauchbaren Lösung des Konzepts für einen senkrechtstartenden Überschall-Jagdbomber, der in den neunziger Jahren seinen Truppendienst aufnehmen und den Angriffsflugzeugen zu einer höheren Einsatzflexibilität verhelfen soll. Wird sich das TAW-Konzept des schubverstärkten Flügels bewähren?

Bereits Ende der sechziger Jahre begann die Idee des sogenannten Thrust Augmented Wing (TAW)Gestalt anzunehmen. Es hat überhaupt den Anschein, daß sich die US Navy in verstärktem Maße der VSTOL-Technik zuwendet. Mit Type B wird seit einiger Zeit ein senkrechtstartender Überschall-Jagdbomber bezeichnet, der in den neunziger Jahren seine Einsatzreife erlangt haben soll. Allerdings hat die Navy bis heute noch keine diesbezüglichen Requirements ausgearbeitet, so daß es vorerst nur um die Untersuchung neuer Techniken und deren Funktionsnachweis geht. Neben einer Weiterentwicklung der AV-8B mit höherer Nutzlastkapazität und einem völlig neuen Muster mit getrennten Hub- und Marschtriebwerken denkt man an die Möglichkeit des TAW-Konzepts.

Mit dem Rollout des ersten Prototyps der XFV-12A trat die Entwicklung des neuen Navy-Kampfflugzeugs in ihre zweite und vielleicht schon entscheidende Phase. Um die Gesamtkosten so niedrig wie möglich zu halten, griff man bei der Auslegung und Konstruktion der Maschine auf einige Baugruppen bekannter Flugzeugmuster zurück. So verwendete man nicht nur das Rumpfvorderteil, sondern auch das Fahrwerk der A-4 Skyhawk, während die Lufteinläufe und der Torsionskasten des Flügels von der F-4 Phantom II stammen.

Beim Konzept des Thrust Augmented Wing - schubverstärktes Tragwerk - handelt es sich im Prinzip um eine Umlenkung des heißen Triebwerkgasstrahls in die vorderen und hinteren Flügelhälften. Hier werden sie über ein jeweils dreiteiliges Klappensystem nach unten abgeleitet und erzeugen somit einen mehr oder weniger starken, aber stabilen Hubschubeffekt. Während dieses Vorgangs steigt der Luftdurchsatz des Triebwerks beträchtlich an, so daß letztlich eine nutzbare Schubleistung von 8600 kp zur Verfügung steht. Als Gaserzeuger dient ein Turbofan des Pratt & Whitney-Typs F401-PW-400, der eine Schubleistung von 7250 kp ohne und 12 700 kp mit Nachverbrennung entwickelt. Letztere wird jedoch lediglich im Horizontalflug verwendet.

Zahlreiche Zwischenversuche mit einer solchen Einrichtung führten zu einer längeren Verzögerung in der Fertigstellung der beiden Prototypen, deren erster eigentlich schon Ende 1976 fliegen sollte. Die dreijährige Gesamterprobung der XFV12A begann kürzlich mit gefesselten Schwebeflugversuchen in einem Großgerüst auf dem Gelände des NASA-Forschungszentrums in Langley, Virginia. In diesem Teststand, der seinerzeit auch zur Erprobung des Mondlanders diente, kann sich die Maschine horizontal und auch vertikal bewegen.

Ein Super Guppy-Transportflugzeug der Aero Spacelines überführte die erste XFV-12A in zerlegtem Zustand im Dezember 1977 von Columbus nach Langley. Nach Abschluß der ersten Versuchsphase wird die XFV-12A wieder nach Columbus zurückgebracht, wo im Frühjahr 1978 unter der Führüng des Cheftestpiloten Ed Gillespie mit ersten Freiflugversuchen die Mustererprobung fortgesetzt werden soll. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob sich das technisch interessante, aber dennoch ziemlich aufwendige TAW-Konzept bewährt und somit auch als Grundlage für einen senkrechtstartenden Überschall-Jagdbomber der nächsten Generation dienen kann.

Bei der XFV-12A handelt es sich um einen in Entenbauweise ausgelegten Schulterdecker der Gewichtsklasse um 20 000 kg. Die Aerodynamiker gaben dem Tragwerk eine Pfeilstellung von 35 Grad auf der t/4Linie. Die von Rockwell entwickelten und in Titan-Honeycomb ausgeführten TAW-Klappen können nicht nur als Querruder, sondern auch als Brems- oder Manöverklappen verwendet werden.