Quelle- FlugRevue online
von Heiko Stolzke
Nur 100 exklusive Ledersessel statt 300 Plätze in First, Business und Eco – Singapore Airlines (SIA) rüstet seine A340-500 komplett auf Business Class um. Am 15. Mai hob der Premierenflug ab – der komfortable Airbus bedient die Ultralangstrecken Singapur – New York und Singapur – Los Angeles. „Wir haben festgestellt, dass bei diesen Routen die Business-Class-Nachfrage exorbitant hoch ist“, sagt Peter Tomasch, Sprecher von SIA. Das neue Produkt entspricht den Sesseln in der A380 und Boeing 777-300ER.
Bei der Premiere des größten "All-Business"-Fluges geht es am Gate in Singapur eher bescheiden zu: Keine Ansprache, kein Orchester, keine Schnur zum Durchschneiden – die A340-500 steht zwischen 777 und einer A380 auf ihrer Parkposition. Als die Türen zugehen, kommt aber aus dem Cockpit die Ansage: „Meine Damen und Herren, die Ausstattung ist brandneu, es ist der erste Flug in dieser Version“, sagt der Kapitän.
Gedämpftes Licht, viel Platz – nur vier statt sonst sechs oder sieben Sitze pro Reihe. In der Business-A340-500 erinnert wenig an die Geschäftsklasse anderer Fluggesellschaften und nichts an die Enge von acht Economy-Plätzen im Standard-Layout der A340. Was die SIA hier als Business bietet, hat mancher Wettbewerber nicht einmal in der First – nur vier Sessel nebeneinander, reichlich Platz trotz der Würfelarchitektur der neuen Sitze. „Wir erhöhen die Kapazität von 64 auf 100 Plätze“, erklärt Huang Cheng Eng, SIA-Vorstand für Marketing, den Umbau. Seit 2004 flogen die A340-500 mit 117 Ececutive-Economy und den 64 Business-Plätzen bei Singapore Airlines.
Der Trend zur Luxusversion von großen Verkehrsflugzeugen hat sich in den vergangenen Jahren bei vielen Airlines verstärkt. Ein Trendsetter war unter anderem die Lufthansa. Gemeinsam mit der schweizerischen Gesellschaft Privatair setzt das Unternehmen umgebaute Airbus A319 und Boeing 737 auf Interkontinentalverbindungen ein. Sie verbinden zum Beispiel München mit Dubai oder Frankfurt sehr früh am Tag mit Newark.
Als die A340-500 der Singapore Airlines kurz nach 11.00 Uhr von der Piste des Changi International Airports in Singapur in Richtung Newark abhebt, erinnert der Start an jeden anderen Flug. In einer großen Linkskurve geht es auf Nordkurs, vorbei an Taiwan und China Richtung Polarkreis.
Rund eine Stunde nach dem Abflug beginnt der erste Menüservice. Dass nur ein Drittel der sonst üblichen Passagierzahl an Bord ist, macht sich angenehm am Klima in der Kabine bemerkbar. Das Interieur in Braun und Sandfarben ist zwar Geschmackssache, dafür überzeugen die Sessel durch ihren Platz und die Verstellmöglichkeiten. Jeder Sitz lässt sich in ein flaches Bett verwandeln: Lehne umklappen, Decke ausbreiten – und es ist ausreichend Platz zum Schlafen.
Flugzeuge im Linieneinsatz mit einer reinen Business-Bestuhlung gibt es erst seit rund sechs Jahren. Jedoch fliegt nicht jede Fluggesellschaft mit eigenem Fluggerät, sondern setzt auf Kooperationen mit darauf spezialisierten Partnergesellschaften wie der schweizerischen PrivatAir. Bei den Businessflügen mit kleineren Jets kooperieren Lufthansa, KLM oder Swiss mit Privatair: Eine Boeing 737 in Business-Ausstattung pendelt für die Swiss zwischen Zürich und Newark. Der gleiche Typ ist für KLM auf der Route Amsterdam – Houston im Einsatz, und auch für die Lufthansa verkehrt eine PrivatAir-737 zwischen München und Newark hin und her. Im Vergleich zu den Versionen für Kurz- und Mittelstrecken sind in die "All-Business-Airliner" zusätzliche Tanks eingebaut.
Für die Fluggesellschaften sind solche Verbindungen die ideale Lösung, um eine Marktnische zu erschließen. Zum Einsatz des All-Business-Flugzeuges sind weniger Buchungen erforderlich als bei einer A330 oder A340 in Drei-Klassen-Layout. Andererseits sind die Gewinnspannen bei Business-Class-Flügen in der Regel höher, als bei Tickets für die Economy-Class.
Für Geschäftsreisende bietet der Transpazifikflug mit der A340-500 vor allem einen Zeitvorteil. Auf den anderen Verbindungen zwischen Singapur und Nordamerika steht mindestens ein Zwischenstopp im Plan. So fliegt zum Beispiel noch eine Boeing 747-400 via Frankfurt nach New York. Hier sind alle drei Klassen eingebaut. Auch wenn die Reisedauer von 18 Stunden doppelt so lang ist wie ein durchschnittlicher Interkomtinentalflug, kommt kaum Langeweile auf. Arbeitsmöglichkeiten per Laptop-Anschluss, ein opulentes Inflight-Entertainment oder regelmäßige Essensangebote – der Passagier wird fast ständig abgelenkt. Konzentriert bleibt dagegen die Cockpitcrew. „Wir sind hier vorn zu viert“, beruhigt der Kapitän bei seiner Begrüßung. „Machen sie es sich bequem, nach drei und zwölf Stunden haben wir voraussichtlich einige Turbulenzen“, warnt er. „Aber das kann durchaus mal vorkommen, schließlich geht es ja um die halbe Welt“, erklärt er.
Wow, da muß ja ne Riesennachfrage sein, um nen ganzen Flieger permanent auf Business-Class umzurüsten!