Am neuen Gate angekommen blieb Gary schlagartig stehen. Mit Tränen in den Augen blickte er auf den A340-500 und flüsterte leise vor sich hin: "Und ich war so kurz davor, dich fliegen zu dürfen."
Irgendwie musste Jaques dies mitbekommen haben, denn er fragte nach der Bedeutung Garys Aussage. Während des Boardings erklärte Gary alles. "Ich habe mich als Pilot bei Emirates beworben,
doch dann kam der Fall 72-5-0-11 genannt 'L´Ombre' dazwischen - es sollte mein letzter Fall werden, dann wollte ich wieder fliegen. Doch so, wie es aussieht, wird dies wohl nie mehr etwas." - "Wie kommst du darauf" - "L´Ombre ist mir immer einen Schritt voraus." Jaques schwieg.
Bis zum Start hüllten sich beide in Schweigen.
Als die Maschine eine gewisse Höhe erreicht hatte und die Seat Belt Signs ausgeschaltet wurden, verschwand Jaques auf die Toilette. Lange Zeit blieb er weg und Gary kam ins Zweifeln.
Doch kurz darauf kam Jaques wieder und meinte: "Rasieren muss ab und an sein." Er gab Gary eine Tasche und fragte "Kannst du die bitte verstauen?" Gary nahm die schwere Tasche und verstaute sie in den
Staufächern. "Was hast du da alles drin?", wollte Gary wissen. "Pflege muss sein - das ist meine Waschtasche." Irgendwie war Jaques jetzt ein anderer Mensch. Es sah viel ... ja viel menschlicher aus.
Seine Haut strahlte, richtig intensiv. Er beneidete Jaques um seine gepflegte Bräune. Der Flug nahm seinen Lauf, Gary konnte endlich entspannen. Das war das, was er jetzt brauchte.
Nach guten neun Stunden schlaf wachte er wieder auf - nun waren es noch gute drei Stunden Flug.
Da er am Gang saß und Jaques tief und fest schlief, entschloss sich Gary wieder einmal zu einem kurzen Ausflug ins Cockpit.
Dort angelangt erzählte er, dass es auch bald für Emirates fliegen wolle und unterhielt sich ausgelassen mit der Crew - für einen kurzen Moment vergaß er alles um sich herum.
Nach einem Fachgespräch von 15 Minuten begab er sich zurück auf seinen Platz und schlief erneut eine Runde - inzwinschen verschwand die Sonne am Horizont. Es war dunkel.
Die verliebene Zeit verstrich schnell und Gary machte sich für die Landung fertig. Das erste mal Australien. Er war aufgeregt und daran war nicht einmal L`Ombre schuld. Er liebte Australien, doch kannte er es nur von Bildern und aus Videos.
Der Airbus setzte sanft auf und Gary wurde in die Realität zurück geworfen. Er wusste wieder, weswegen er eigentlich hier war.
Beide verließen die Maschine und machten sich auf den weg zu einem gechartetern Hubschrauber. Es war wie im Film - Jaques hatte keine Mühen gescheut.
Der Flug ins Hotel, oder zumindestens in die nähe, verging sehr schnell und beide mussten nun nur noch fünf Minuten zu Fuß gehen.
Beide schländerten die Straßen entlang, als plötzlich von hinten ein Auto heranraßte und Gary nur knapp verfehlte.Schnell war dieses wieder verschwunden und Jaques beugte sich hinunter zu Gary,
der zur Seite gesprungen war. "Mon Ami, ich glaube, das war eine Warnung von L´Ombre." "Wie kommst du darauf?", fragte Gary. Jaques Antwort erschien nur all zu logisch:
"So etwas passiert nicht einfach mal so." Gary musste ihm Recht geben. Ab jetzt wurde es persönlich Gary wollte unbedingt L`Ombre schnappen - dennoch wollte er jetzt erstmal abschalten und schlafen.
Der nächste morgen begann all zu grausam. Neben Gary lag ein Totenschädel mit der Inschrifft "Verschwinde, stell keine Fragen - hau einfach ab!". Der Schädel war eindeutig aus Kunststoff, dennoch war Gary in diesem Moment etwas mulmig. Sofort zeigte er dies Jaques. Dieser staunte nicht schlecht und meinte "Ich glaube, wir sollten hier verschwinden. Gib's auf - das wird zu gefährlich."
Gary dachte nicht im Traum daran. Er war gerade im Begriff sein Hotelzimmer zu verlassen, als das Telefon klingelte. Eine tiefe, fast unverständliche Stimme murmelte: "Heut abend, im Surfersclub. Sei um 22 Uhr da und komm alleine." 'F***!' dachte sich Gary und fing an, mit Jaques einen Plan auszuarbeiten. Es sah vor, dass sich Jaques zum Schutz im Hintergrund aufhält, während Gary den Kontakt aufnimmt.
Um Punkt 22 Uhr war er dort - doch ein Informant, wenigstens eine Konaktperson, war nicht in Sicht. Plötzlich klingelte eines der öffentlichen und Gary näherte sich ihm langsam.
Vorsichtig hob er den Höhrer ab und fragte: "Ja?". Eine andere seltsame Stimme fragte: "Sie suchen L`Ombre?" Gary schaltete sofort auf Hörbereitschaft. "Was können sie mir über ihn sagen?", fragte er.
"Nichts, nur, dass er sein letztes großes Ding in der Lagerhalle an den Pieren plant. Halle 5. Er trifft dort um 02:00 früh ein." - "Wer sind sie?", erwiderte Gary. Doch da ertönte bereits das Freizeichen.
Also machte er sich mit Jaques auf zu den Piers, Halle 5. Um exakt 01:30 früh waren sie dort. Es war keine andere Person zu sehen - also wartete er. Jaques blieb wieder wie im Plan vorgesehen
außer Sicht.
Es war, wie die mysteriöse Stimme sagte. Um Punkt 2 Uhr morgens erschien eine Person in langem Mantel - dies fiel auf in Australien bei 22°C um diese Uhrzeit. Die Person verschwand in der Halle und Gary
machte sich bereit, die Halle alleine zu stürmen, um L´Ombre endlich festnehmen zu können. Es musste alles schnell gehen. Er dies konnte er ja. Er lud seine Waffe und rannte auf die Halle zu.
Plötzlich ertönte ein lauter Knall und Gary wurde durch die Druckwelle einer Explosion um viele Meter zurück geworfen. Die Halle brandte völlig aus. Am nächsten Morgen laß Gary beim Frühstück in den Lokalnachrichten, dass ein Mantel und die Reste eines Schädels gefunden wurden. Die Behörden erklärten L`Ombre für tot. Gary war total verzweifelt. Er war kurz davor, L´Ombre endlich festzunehmen.
Und dann sowas. Jaques näherte sich von hinten und fragte, ob alles in Ordnung sei. Gary bejate und schwieg danach. Jaques meinte, dass es ihm leid tät, dass Gary so kurz vorm Ziel aufgeben musste.
"Mein Flieger geht in fünf Stunden - langsam muss ich los. Dir habe ich noch drei Tage Urlaub verschafft, dann kannst du nach Stockholm fliegen.", meinte Jaques. "Danke, aber ich brauche jetzt erstmal
eine länger Auszeit." Jaques setzte sich neben Gary und meinte "Wenn es dich tröstet, er hat uns alle an der Nase herumgeführt. Auch dich - als er dir 1997 am Bahnhof von Stockholm entwischt ist."
"Hhm.", mehr brachte Gary nicht heraus. Dann viel es ihm wie Schuppen aus den Augen. Er schaute Jaques an uns sagte "Du Schwein! - Ich hätte es wissen müssen!". Jaques verstand nichts.
Gary wurde nun bewusst, was passiert war. Vor Garys Augen flimmerten die letzten Tage wie ein Film. Die weiße Maschine, der Abstutz, die perfekt organisierte Anreise, die zwei Drohungen, die Explosion.
Das alles konnte nur auf eins hindeuten. Es war ein perfekter Plan L`Ombres, um den eigenen Tot vorzutäuschen. Und dann wurde Gary alles klar. Das Rasieren im Flugzeug - das war kein Rasieren. Das
war Make up auf einer Maske. Das Zurückhalten Jaques in den passenden Momenten. Gary konnte es nicht fassen. Er schaute zu Jaques und schrie: "DU BIST L`OMBRE!" Alles war perfekt geplant.
Jaques hielt sich mit Absicht zurück, um Gary alle möglichen Anrufe, das im Hotelzimmer und das im Club, vorzutäuschen. Das war alles Jaques. Und auch an der Halle. Das war Jaques, der im richtigen
Moment aus der Halle flüchtete, bevor diese explodierte. Kurz danach ist er dann zu Gary und tat, als hätte er die Explosion von weitem mitbekommen und wolle Gary helfen. Und auch der Schädel in der Halle.
Gary war sich sicher - es müsse der selbste Plastikschädel, wie im Hotel zimmer sein. Jaques sprang auf und wollte flüchten. Doch es war zu spät. Überall waren Polizisten. Jaques, der mittlerweile in Handschellen abgeführt wurde, drehte sich noch einmal zu Gary und fragte mit einem lächeln: "Mein Plan war perfekt. Nur in einer kleinen Sache hab ich mich verraten. Welche war das?" Gary schaute ihn ebenfalls mit einem lächeln an und antwortete: "Die Sache im Bahnhof '97. Ich war privat unterwegs. Es steht in keiner Akte. Es können nur zwei Personen wissen - ich und ... L`Ombre. Und da wurde mir bewusst, dass du L´Ombre sein musst." Für Gary verstrichen die darauf folgenden Minuten in Zeitlupe. Jaques alias L´Ombre wurde abgeführt und Gary fand endlich sein Happy End. Er war in Australien - seinem Lieblingsland der Welt.
Es war der Anfang eines neuen Lebens - Gary war zu Hause.
THE END
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Wer hat geahnt, dass es so ausgeht?
Wenn es auch keiner geahnt haben sollte .. ich hoffe doch ihr hattet viel Spaß. Mal sehen was ich mir demnächst so einfallen lasse.