07.09.2006 08:26
EADS krallt sich Airbus komplett
Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS kauft den 20-prozentigen Airbus-Anteil von BAE System für 2,75 Milliarden Euro. Der Konzern wird damit Alleineigentümer des Flugzeugbauers. Um den Preis war monatelang heftig gefeilscht worden.
Der britische Rüstungskonzern BAE Systems hatte bereits im April angekündigt, seinen Anteil an Airbus verkaufen zu wollen und eine entsprechende Option gezogen. Die beiden Parteien konnten sich aber nicht auf einen Preis einigen. Deshalb wurde die Investmentbank Rothschild als Vermittler beauftragt. Diese bewertete den Anteil mit 2,75 Milliarden Euro.
Das lag deutlich unter den Erwartungen von BAE und Experten. Einige Analysten hatten den EADS-Anteil auf fünf Milliarden Euro geschätzt. Auch BAE hatte auf einen höheren Preis gehofft und deshalb PricewaterhouseCoopers damit beauftragt, den Airbus-Wert zu überprüfen.
Ein Grund für den eher niedrigen Preis sind die Lieferverzögerungen des Airbus-Prestigeobjekts A380, die Airbus rund zwei Monate nach Bekanntgabe der BAE-Verkaufsabsichten eingeräumt hatte. Die damit verbundenen Belastungen für den Mehrheitseigner EADS hatten zu einer deutlichen Minderung des Börsenwerts geführt - und somit auch des Wertes von Airbus. EADS will die Kaufsumme aus seiner mit 5,9 Milliarden Euro gut gefüllten Firmenkasse bar begleichen.
"Erheblicher Aufwand an Geld für Airbus"
Branchenexperten gehen davon aus, dass sich BAE auf sein Kerngeschäft Rüstung konzentrieren will. Netto werde der Airbus-Verkauf etwa 1,8 Milliarden Euro in die BAE-Kasse spülen, erklärte das Unternehmen. Bis zu 500 Millionen Pfund sollten die Aktionäre über einen Aktienrückkauf erhalten.
Laut Experten will der Konzern mit seinem Ausstieg bei Airbus zudem verhindern, die hohen Kosten für die Entwicklung neuer Flugzeug-Modelle mit tragen zu müssen, hieß es. BAE Systems sagte am Mittwoch, das Direktorium sehe Airbus kurz- bis mittelfristig vor "Herausforderungen" stehen. Man gehe davon aus, dass ein erheblicher Aufwand an Zeit und Geld erforderlich sei, "um die Dinge zu lösen, denen Airbus derzeit ausgesetzt ist".
Die BAE-Aktionäre müssen dem Verkauf noch zustimmen. Wenn sich der Konzern jetzt gegen das Geschäft entschieden hätte, hätte man erst wieder im Mai 2007 eine Verkaufsoption ziehen können.
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