Der Screenshotbericht enthält sehr viele Fotos, falls sich also erstmal gar nichts tut, gebt der armen Telekom doch ein paar Minuten
Dies ist die Fortsetzung der Geschichte vom verwitterten Kapitän mittleren Alters „Greg“, dem First Officer und Frauenhelden Tim und dem bereits 70 Jahre altem Flugingenieur Joe! Wie sich die drei kennengelernt haben, habe ich ja bereits in meiner letzten Screenshotstory berichtet. Mittlerweile sind einige Monate vergangen und es hat sich einiges Getan, aber schreiten wir zur Tat!
Donnerstag, 18. April: Ich ziehe genüsslich einen Zug an der original kubanischen Zigarre und lehne mich in den braunen Ledersessel zurück, der sich knarzend meiner Körperform anpasst. „Man“ denke ich so zu mir „Das war aber auch eine anstrengende Zeit- Ist ja auch ganz schön etwas passiert. Ich kann mich noch erinnern, als wäre es gestern. Der erste Flug der Trans Ocean Express von Chongqing nach Singapur, das war ein Erlebnis, obwohl da eigentlich alles glatt gelaufen ist!“ Während ich so vor mich hin denke und mich an die ersten Tage der Operations erinnere schenke ich mir ein Gläschen Whiskey ein, immerhin gibt es etwas zu feiern, wer hätte es gedacht, aber ich kann als so alter Sack doch noch eine ganze Menge. Ach ja, ihr wisst es ja noch gar nicht. Ich bin jetzt frisch freigegebener 707 Pilot und das will schon etwas heißen! Wobei, na ja, die Flugeigenschaften der 707 sind eigentlich besser als die der 727 *aber psst* Hier bei Trans Ocean bekommt ja jeder Pilot ein Rating für 727 und 737, das macht die sehr flexiblen Arbeitsbedingungen möglich aber nur etwa ein Drittel aller Piloten bekommt auch ein Rating für die 707, ich fühle mich also geehrt! Auch wenn sie nicht sehr lange bei uns in der Flotte verweilen wird.
Und man bin ich froh, dass ich weiterhin mit Joe und Tim zusammenfliegen kann. So gern ich die neue Airline auch mag, aber mit irgendwelchen Chinesen und Indern zu fliegen, natürlich können die alle fliegen, aber es ist doch irgendwie lustiger mit meinen beiden Pappenheimern.
Heute morgen habe ich noch mit Joe gesprochen, aber anscheinend geht es ihm nicht so gut, er ist jetzt wieder seit einer Woche zuhause und hat sich wie immer wieder saumäßig mit seiner Frau gezofft. Aber na ja, morgen geht es für uns alle ja wieder nach Asien, da wird dann hoffentlich wieder alles besser.
An mir soll es ja nicht liegen! Während ich genüsslich einen weiteren Schluck aus meinem Whiskeyglas nehme gehe ich noch einmal alles durch. Koffer sind gepackt, Hotel wird ja von der Firma gestellt, alle meine Freunde wissen Bescheid, Rufumleitung eingerichtet und alles ist für meine Abreise vorbereitet. Ich nehme noch einen letzten Zug an meiner Zigarre und trinke den letzten Schluck Whiskey, erhebe mich gemächlich aus meinem braunen Ledersessel und knipse alle Lichter aus während der Kamin noch den großen Scheit Holz verbrennt.
Samstag, 20. April:
http://img827.imageshack.us/img827/8701/2013430174056979.png
*ruuuums* *rööööhr*- Ich wache aus meinem Tiefschlaf auf. Als ich aus dem Fenster sehe weiß ich auch was passiert ist, wir sind gerade (relativ) kontrolliert auf die Landebahn geplumpst. Anscheinend ist Captain Hastig am Steuer, denn die Triebwerke heulen im Umkehrschub, die Spoiler fahren hoch und die Bremsen greifen… Und zwar ganz schön heftig, aber nun gut, nachdem ich mein Gesicht vom Vordersitz gekratzt habe kommt dann auch schon prompt eine Ansage!
„The crew of captain Lulea and the whole China Southern staff would like to welcome you in Chongqing!”. Endlich angekommen einmal umgestiegen auf dem Weg hier her aber na ja, ich bin ja eh am Flughafen zuhause.
„Please stay seated until the fasten seatbelt signs have extinguished.“ Natürlich macht‘s mal wieder keiner und alle springen auf als sich unser A321 gerade Richtung Gate bewegt. Ich bleibe noch etwas sitzen, so direkt nach dem aufwachen ist aufstehen beeeeestimmt nicht gesund
Mein Hals ist ein wenig trocken und ich schraube die Wasserflasche auf um einen Schluck zu nehmen, während ich trinke überlege ich mir, was ich jetzt mache, der relativ schnelle Entschluss, erstmal fahre ich ins Hotel
Samstag Abend, Radisson Blue Hotel Chongqing: So gehört sich das! Erstmal ein richtig schöns Bad genommen und die trockene Haut eingecremt, eben die Haare geföhnt und in den Bademantel geschlüpft. Während ich mich gerade aufs Bett werfe und den Fernseher anschmeiße geht die Sonne in Chongqing bereits unter.
Nichtmal die englischen Sender hatte ich mir herausgesucht, als das Zimmertelefon klingelt.
„There is a call for you from room 281 Sir, do you want me to connect?“
“Yes, sure, go ahead.”
“Very well sir, have a very good evening and hold the line for a minute please.”
Nachdem die nette Dame von der Rezeption den Anruf aus Zimmer 281 verbunden hatte meldete ich mich erneut.
„Hallo?“
„Hey Greg, what are you doing man?”
“Oh I’m doing… What are you doing?”
“Very funny. What do you think, should we hit the bar for a drink? I just rolled in from the airport.”
“Sure, is Tim there as well?”
“Yup.”
“Cool, meet me at the bar in 20 minutes!”
Da strahlt mein Gesicht wieder, meine beiden werten Kollegen Tim und Joe sind auch schon da! Also versuche ich gar nicht erst mein Glück die Fernbedienung des Fernsehers zu entziffern sondern ziehe mich direkt wieder an um Joe und Tim in der Hotelbar zu treffen.
Als ich in die Bar komme waren meine beiden Kollegen mal wieder ganz einfach zu erkennen, Joe war (wie immer) total peinlich angezogen, die blaue Jeans hochgezogen bis zum Bauchnabel, das quergestreifte rot-gelbe Poloshirt in die Hose geknüllt, die Brille thront auf der Nasenspitze, während er die Getränkekarte am ausgestreckten Arm zu entziffern versucht.
Und auch Tim war an seiner herausragenden Peinlichkeit sofort zu erkennen, er stand in tief hängenden Jeans und einem Abercrombie Pullover an der Bar und versuchte sich anscheinend gerade ein Mädel zu angeln.
Ich stapfte also herüber zu Joe und empfing ihm mit einem riesigem Grinsen auf dem Gesicht, wir sprachen mal wieder Deutsch- da kann man sich so schön unterhalten, ohne, dass es jemand mitbekommt.
„Heey Joe! Endlich kommen wir mal wieder zusammen los was?“
„Ja, das stimmt Greg! Aber meine Güte, ich musste ja in den letzten zwei Monaten mehr Type Ratings machen als in den 40 Jahren davor.“
„Hahaha, jaaa, geht mir genau so. Wie findest Du denn die 707 so?“
„Oach, die Maschine ist schon in Ordnung, natürlich nichts gegen unsere 747-200!“ sagte er zu mir, während er mich mit seinem verschmitzten Grinsen über seine Brille hinweg anblickte, wir kicherten Beide ein wenig, bevor ich ihm entgegnete:
„Die Zeiten haben sich ja anscheinend nicht geändert. Du bist immer noch der beste Flugingenieur aller Zeiten und der Jumbo ist immer noch die beste Maschine aller Zeiten.“
„Na das nehme ich jetzt aber persönlich. Du sag mal hast Du Deine Brille dabei? Ich habe meine falsche Brille vom Zimmer mitgenommen, ich kann rein gar nichts von der Karte erkennen.“
„Ja, ich habe meine Brille, aber ich bin doch kurzsichtig Du Nase, das hilft bei Deiner Weitsichtigkeit auch nichts.“
„Ach ja, stimmt.“
Da kommt Tim auch schon an unseren Tisch gestapft, sein Hemd Sweatshirt war nass, da musste ich natürlich nachfragen!
Ich: „Was hast Du denn gemacht?“
Tim: „Ja, stellt sich heraus das Mädel an der Bar steht nicht so auf mich, wie ich auf sie da kam der Drink geflogen…“
Joe: „Sag mal hast Du eine Lesebrille dabei?“
Tim: „Meine Güte, sehe ich aus wie 70?“
Joe: „Nee.“
Tim: „Na siehste.“
Joe murmelt nur ganz leise „aber wie 90.“
Wir unterhielten uns ein wenig über Speis und Trank und als sich dann jeder entschieden hatte riefen wir die Kellnerin heran, Tim bestellte zuerst.
Tim: „Einmal die Nachos bitte und ein großes Bier.“
Joe: „Denk an die zwölf Stunden.“
Tim: „Achso, ja. Dann die Nachos und eine große Cola bitte.“
Mit den zwölf Stunden hat es folgendes auf sich: wir wollen und sollen nämlich zwölf Stunden vor dem Flug keinen Alkohol mehr trinken, in unserer Ansicht eine sehr sinnvolle und nötige Regel, die deswegen (zumindest von uns) immer eingehalten wird.
Als wir dann alle geordert hatten unterhielten wir uns über die 707 und die Route die wir morgen fliegen werden.
„Wart ihr schonmal in Guam?“ fragte Tim, als er gerade einen Schluck aus seinem Glas eiskalter Cola nahm.
Joe: „Ja, ich war eine Zeit lang andauernd da.“
Ich: „Natürlich, was meinst Du, warum Southern Air nur noch FBI Express hieß? Wir hatten da früher immer Charterservice für die US-Regierung.“
Tim: „Ach cool! Und wie ist es da so?“
Ich: „Schöne Insel und super Essen, ein klasse kulinarisches Angebot!“
Joe: „Das stimmt schon, aber das Wetter da ist einfach nichts für mich, so feucht und warm…“
Tim: „Feucht und warm, da bist Du sowieso zu alt für! Na dann freu ich mich schon da mal hinzukommen! Ein neuer Punkt der erkundeten Welt auf meinem Globus.“
Ich: „Du benutzt noch einen Globus? Wie Old School
„
Wir lachten wieder alle herzhaft und unterhielten uns weiter über dies und das. Als wir dann unser Abendessen genüsslich verspeist hatten saßen wir noch eine Weile und tauschten die Erfahrungen der letzten Wochen aus, Dinge, die uns an der 707 gefielen und nicht gefielen und natürlich, wie könnte es auch anders sein, Dinge die uns an der Airline gefielen oder nicht gefielen und schwups die wups war es dann auch schon ganz schön spät, um 22:30 rafften wir uns dann auf, immerhin würden wir morgen schon wieder gegen 6:30 das Hotel verlassen müssen um pünktlich um 9:00 auf dem Weg nach Guam zu sein. Wir bedankten uns ganz herzlich bei unserem Kollegen, denn er konnte sich nicht davon abhalten lassen und einzuladen. *Danke Tim*
Als ich auf mein Zimmer kam legte ich noch kurz alles raus, was ich für morgen früh brauchen würde und stellte mir schonmal die Badelatschen direkt vor das Bett… Gewohnheit
Sonntag morgen, 06:00:
*Wie mit der Concorde von Paris nach New York, mit dem Raumschiff von hier bis zum Mars, wie auf Dromedaren durch die Wüste, mit dem Floß a….*
Ich schaltete schnell den Radiowecker aus, ich kann das Gedudel einfach nicht ab, so früh morgens. Besonders müde war ich aber nicht, ich hatte ja schon auf dem Flug hierher geschlafen, aber das wisst ihr ja.
Also dann das übliche Prozedere, Duschen, Zähne Putzen, Kurz in die E-Mails gucken und dann mit ordentlich Schwung durch die Hotelzimmertür in den Flur, Tür hinter sich zuziehen, auf dem Flur ein paar kleinen Kindern ausweichen und ab in den Aufzug nach unten.
In der Lobby angekommen ist noch keiner da, also gebe ich erst mal wieder meinen Schlüssel ab und setze mich noch ein wenig in die Hotellobby, nur wenige Sekunden später kommt auch schon Tim aus dem Aufzug gestapft, richtig frisch sah er aus, sogar rasiert!
Als Tim ebenfalls gerade seinen Schlüssel abgeben wollte kam Joe herunter, allerdings entgegen unserer Erwartungen nicht mit dem Aufzug sondern über die Treppen
Ich: „Hey Joe, was’n da los, Du und Treppen?“
Joe: „Ja komm Jungs, Fitnessstudios sind teuer!“
Ich: „Ach stimmt, ich vergesse bei meinem Kapitänsgehalt immer, dass ein Flugingenieur ja nicht so viel verdient“- dabei sehe ich ihn grinsend an.
Joe: „Halt lieber die Klappe, sonst geb‘ ich Dir gleich mal Pilotengehalt Du Waschbär!“
Joe warf ihm seinen Schlüssel zu „Gib mal ab und hol‘ uns auch gleich ein Taxi!“
Tim: „Oh man, jetzt weiß ich, warum Du Dich immer mit Deiner Frau streitest.“
Joe: „Und ich weiß, warum Du keine hast mein Lieber.“
Tim: „Touché.“
Auf dem Weg zum Flughafen waren wir dann ausnahmsweise mal schweigsam, Joe blätterte ein wenig in irgendwelchen Papieren, ich rechnete gerade noch die Flugzeiten aus den letzten acht Logbucheinträgen zusammen und schrieb den Übertrag auf die nächste Seite und Tim, na der war natürlich mal wieder an seinem Smartphone zugange.
Sonntag morgen: 07:30 Briefing Office Chongqing Airport: Wir hatten uns alle im Office verstreut und gingen unseren normalen Tätigkeiten nach, Wetter checken, den Loadsheet zusammenstellen, Take-off Daten berechnen, Routen finden und Flugzeit berechnen, als wir drei dann damit fertig waren gingen wir durch unser Briefing für die Route.
Mit 2,542 nm on-track wäre die Strecke eigentlich auch für die hauseigene 727-200 machbar gewesen, aber nicht bei einem recht hohen Load-out wie heute, weswegen das geeignetere Fluggerät, die 707 zum Einsatz kommt. Departure Time für Chongqing ist Punkt neun Uhr morgens, unser Ziel laut Flugplan ist 16:30 local, es sind allerdings zwei Stunden Zeitverschiebung, insgesamt also 5:30h, darauf Tim’s Kommentar: „Concorde-style.“
Noch ein paar weitere Daten und Fakten und ab geht’s in das Briefing für die Kabinencrew. 157 Passagiere sind gebucht, nicht schlecht für eine Route, die noch nicht so lange besteht. Vier Flugbegleiter sind für die heutige Reise eingeplant und werden die Passagiere auf dem Flug gut versorgen.