Man kann die Sauerstoffmasken manuell auslösen, funktioniert wunderbar. Die Auslöse-Automatik hingegen wird vom Kabinendruck gesteuert. Sobald man das Druckäquivalent einer gewissen Seehöhe (genannt Cabin Altitude) übersteigt, fallen die Dinger von selbst raus. Das passiert, je nach Flieger, ungefähr bei 13000ft. EU-OPS besagt, daß wenn man länger als eine halbe Stunde eine Cabin Altitude von >10000ft hat, daß man ab dann Sauerstoff für die Paxe braucht, wenn man länger als 30 Minuten diese Druckhöhe hält. Also nach 30 Minuten muss Sauerstoff gegeben werden. Ab 13000ft muss permanent den Paxen Sauerstoff gegeben werden, für die Kutscher ist Sauerstoff ab 10000ft permanent verpflichtend. Ansonsten gibts dann noch einen Haufen Regeln wieviele Masken es geben muss, ab FL250 müssen die Kutscher Quick-Donning Masken haben (die kann man schnell mit einer Hand aufsetzen) usw. Komplexe Materie.
Die Regeln gibts nicht nur in der EU-OPS, sondern zb auch beim Segelfliegen (dort sinds die gleichen Spielregeln, allerdings mit 3000 bzw 4000m)
Warum man im Brandfall KEINE Sauerstoffmasken auswirft ist simpel. Feuer + mehr Sauerstoff = Blöd. Was man den Leuten allerdings geben könnte, wären Rauchfilter (Aktivkohle etc, wie in Gasmasken), das wiederum wurde immer wieder diskutiert, aber dann letztendlich auch nicht gemacht. Für Brände mit starker Rauchentwicklung aber wenig Feuer kann zugeführter Sauerstoff fatal enden, auch in nicht weniger massiven Mengen. Man erinnere sich an das Disaster in Manchester, wo das Öffnen der Türen letztendlich schlagartig einen explosionsartigen Brand mit Temperaturen im vierstelligen Bereich erzeugt hat und die restlichen Passagiere im Flieger gestorben sind (siehe
British Airtours Flight 28M). Es mag makaber klingen, aber in so einem Fall ist es problematisch, weil das Grundlegende Problem ist, daß ein Brand in wenigen Sekunden explosionsartig schlimmer werden kann, wenn man die Türen öffnet oder sonstwie Sauerstoff in den Flieger bringt. Somit dient das weglassen der Masken der Vermeidung einer Eskalation der Situation, ist aber natürlich unschön, angesichts der Tatsache, daß die Leute auch bereits an den Gasen zu sterben beginnnen.
Feuer ist heutzutage beim Fliegen so ziemlich das gefährlichste was einem passieren kann, es ist zum Glück sehr selten geworden. Aber es ist einer der sehr wenigen Fälle, wo in jeder Emergency Checklist für praktisch jeden Flieger dieser Welt ein "Land ASAP" drinsteht.
Der im Flugzeug mitgeführte Sauerstoff ist rein für Decompressions gedacht (bzw für die medizinische Anwendung falls jemand an Bord einen Notfall erleidet ebenso). In der Kabine sind die Generatoren übrigens chemisch, da wird aus 2 Komponenten durch eine Reaktion Sauerstoff erzeugt, im Cockpit sinds normale Sauerstofflaschen. Übrigens als Gefahrengut klassifiziert (wie interessanterweise noch viele andere Dinge im Flieger, inklusive der Feuerlöscher).
In der Theorie klingt die Idee mit dem Druck ablassen gar nicht schlecht, man kann ja auch ein Feuer ersticken, indem man ihm den Sauerstoff entzieht. Das würde allerdings nur in sehr großen Höhen wenn überhaupt gelingen. Ich hab mal einen Feuerwehrmann gefragt, ab welcher Höhe der Sauerstoffteildruck gering genug wäre, er wusste es aber leider nicht. Gehen wir mal von Cruising in FL430 aus. Wenn man dort eine Decompression hat oder herbeiführt, dann ist die TUC (
Time of useful consciousness) bereits so gering, daß ich allein durch das betätigen des Cabin Dump Switches die Paxe einer Gefahr aussetze. 9 Sekunden sind eine kurze Zeit für Leute die sich erstmal erschrecken und dann Panik haben, dann die Maske aufsetzen müssen usw. Aber allein durch den Restsauerstoff der ausatmenden Leute, würde der Sauerstoffanteil in der Luft nicht weit genug sinken, als daß die ganze Aktion Sinn machen würde. Rauch raussaugen schön und gut, aber irgendwann kann ich den Druck nicht weiter senken in der Kabine und es muss von außen neue Luft her, und in der ist dann leider auch zwangsläufig Sauerstoff enthalten.