Da ich wegen meinem defekten TrackIR gar nicht mit so viel Spass simmen kann, habe ich mich um ein anderes Problem im FSX gekümmert. Und aus meiner Sicht ist eines der grössten Probleme dasjenige der "verwaschenen Texturen", auf englisch "Blurries" genannt. Und tatsächlich hat auch Phil Taylor (der Chef von Aces = Entwicklungsfirma des FSX) dieses Problem als eines der häufigsten Nennungen genannt.
Diese Stellungnahme von Phil Taylor ist ein gewaltiger Fortschritt, zumal bisher von Seiten Aces und Mircrosoft das Problem heruntergespielt wurde. Es wurde ständig darauf hingewiesen, dass auf "ihren" Computern diese Blurries kaum auftreten, und somit der jeweilige User "selber Schuld" daran habe.
In der Vergangenheit sind viele Threads auf AvSim oder im FSInsider dazu geschrieben worden, doch eine abschliessende Lösung gibt es (immer noch) nicht. Der aktuelle Status Quo wird im
Blog von Phil Taylor in Worte gefasst.
Ich möchte Euch hier eine Zusammenfassung (Uebersetzung) der bisherigen Informationen unterbreiten:
1. Wieso entstehen verwaschene Texturen?
Laut Aces sind Blurries eine Folge der Entscheidung, dass der FSX "zu Laufen hat", auch wenn noch nicht alle notwendigen Texturen geladen sind. Die Simulation hat Vorrang, während die Texturen im Zweifelsfall dann auf der Strecke bleiben - also nicht vollständig geladen sind. Dies kann Texturen im Cockpit (Panels), an Objekten und vor allem in der Landschaft betreffen.
2. Was wäre die Alternative?
Die FSX Simulation würde warten, bis die Texturen vollständig in der geforderten Auflösung geladen sind - dann "läuft" der FSX weiter. Die Folge davon wäre aber ein "Ruckeln ohne Gleichen". Als Wartezeiten sind wenige Milisekunden bis ein paar Sekunden dann einzurechnen. Dies ist natürlich für eine Simulation nicht brauchbar.
3. Welche Arten von Blurries kennt man?
Bei Aces unterscheidet man 4 Kategorien von verwaschenen Texturen:
a) Photo-Texturen in Landschaften
b) verwaschene Texturen, die sich erholen (also sich nachbessern)
c) einzelne verwaschene Teile innerhalb einer gesamten Szenerie
d) alles ist immer in verwaschenen Texturen
Dazu nimmt Aces / Phil Taylor wie folgt Stellung:
Laut Aces hat man im SP1 und auch im SP2 das I/O-Handling verbessert, damit das Nachladen schneller läuft. Bisher wurde "vieles" in serieller Abfolge gemacht, zukünftig soll doch einiges auch in paralleler Verarbeitung stattfinden. (Toll - vom Multitasking spricht man auch erst seit etwa 15 Jahren).
Auch die Nutzung von Multi-Cores soll künftig möglich sein, und damit eine Besserung bringen. Aber man kann damit nur bis an gewisse technische Grenzen gehen. Ob und wie dies in SP1 / SP2 enthalten ist, wird nicht erläutert. Deshalb muss (leider) vermutet werden, dass Aces dies erst für den FS XI umsetzen kann.
Zudem habe man (Aces) im neuen SDK den Add-On Entwicklern klare Richtlinien und Tools für die Verbesserung der Ladezeiten ihrer Texturen an die Hand gegeben. Leider halten sich die meisten Entwickler aber nicht daran ... (was das auch immer heissen mag).
Grundsätzlich sei aber die "unvernünftige" Datenmenge der Photo-Texturen für all die Probleme verantwortlich. So sei für eine Photo-Tapete (z.B. mit SBuilderX erstellt) die 16- bis 10'000-fache Datenmenge notwendig, als in der Standard FSX-Texturausführung.
Trotzdem kann es Phil Taylor nicht lassen, und tritt der Community und den Add-On Entwicklern ans Bein. Er weist nämlich darauf hin, dass in der EULA (das ist das End-User License Agreement, welches jeder Simmer bei der Installation mit "JA" bestätigt) eine Veränderung der Daten grundsätzlich untersagt wäre - und eigentlich gehört das Austauschen von Texturen, ja sogar das manuelle Tweaken der Config zu den "verbotenen" Anpassungen.
Meine Antwort dazu: Wenn es durch Aces nicht schon verbockt ausgeliefert worden wäre, müsste man ja auch nichts ändern ...
4. Was für Lösungen offeriert Aces gegen das Problem?
Hier hört leider der Spass wieder auf. Wer nun von Phil Taylor eine "Wundermedizin" in Form von Config-Anpassungen erhofft hat, wird bitter enttäuscht. Hier die Tips von Aces (können auch unter Microsoft Support so abgelesen werden):
-) Kaufe die beste verfügbare Hardware, und ändere nichts an den vom FSX defaultmässig vorgegebenen Einstellungen. Setze keine Add-Ons ein.
(Ich weiss, ist ein dummer Witz ...
.. aber ich konnte nicht anders.)
a) Oft sind eingesetzte Graphikkarten einfach zu schwach. In diesem Fall soll die Auflösung und Farbtiefe reduziert werden. Insbesondere sind davon "on board" Lösungen, alte oder memory-schwache Graphikkarten betroffen. Leider nimmt diese Lösung keine Rücksicht auf die modernen TFT, wo die Auflösung aus der Baugrösse vorgegeben ist.
b) Das Anti-Aliaising nimmt sehr viel Graphikspeicher in Anspruch. Durch Abschalten des AA können Blurries reduziert werden. Dass man dann die hässlichen Kanten und Sägezähne hat, wird hier verschwiegen.
c) Reduziere die "Globale Strukturauflösung".
d) Reduziere die "Szeneriekomplexität" und die "automatisch generierte Dichte".
e) Reduziere die "Musterauflösung".
f) Reduziere den Traffic, sowohl im "Land- und Seeverkehr", als auch im "Luftverkehr". Dies soll die CPU entlasten, sodass sie mehr Ressourcen für das Texturenhandling hat.
(Wenn FSX mehrere Kerne unterstützen würde, könnte ja ein Kern den Traffic übernehmen, während der andere Kern das Texturenhandling pflegt. Wäre ja eine tolle Idee ...)
g) Nicht alle Graphikfilter wirken einheitlich, bei einem User wirkt bilinear am Besten, während bei einem anderen User dann anisothrophic das bessere Resultat bring. Deshalb teste alle Filter im FSX selber aus.
h) Falls das Filtertesten im FSX keine Wirkung zeigt, sollten die FSX Filter im Graphiktreiber übersteuert werden, und diejenigen Filter des Treibers testweise eingesetzt werden.
Von den in verschiedenen Foren herumgereichten Tweaks nimmt Aces klar Abstand und besätigt sie ausdrücklich NICHT. Wer also mit
FIBER_FRAME_TIME_FRACTION=0.33 oder mit
MipBias=6 oder mit
TEXTURE_BANDWIDTH_MULT=400 oder mit
TERRAIN_MAX_AUTOGEN_TREES_PER_CELL=4500 oder mit
TERRAIN_MAX_AUTOGEN_BUILDINGS_PER_CELL=3000
oder mit anderen "Zaubersprüchen" erfolgreich ist, tut dies auf eigenes Risiko.