Aus gegebenem Anlass hier ein etwas längerer Bericht über den Orkan "Emma", der heute über Deutschland fegte und den ersten Arbeitstag eines jungen Captains verschärfte. ;-) Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.
Es ist Samstag mittag, 12/00 local. Ich verfolgte schon gestern Abend die Unwetterwarnungen wegen des Orkans "Emma" und wusste, dass der heutige Tag kein leichter werden würde. Heute fliege ich meine ersten vier Legs als Captain. 8 Jahre hatte ich als First Officer auf dem "Beifahrersitz" gesessen. Doch jetzt sitze ich vorne links. Mit allen Rechten und vor allem Pflichten. Von meiner Homebase Frankfurt aus, wo ich den Flieger übernehmen werde, geht es über Bremen, Dortmund und Hamburg wieder nach Hause. Bremen, Hamburg und Dortmund hatten starken Wind und schlechte Sicht gemeldet. Ein Glück, dass in Frankfurt "nur" starker Wind herrscht.
Nachdem die Crew gebrieft und alle Vorbereitungen abgeschlossen wurden, werden die Triebwerke gestartet und der Flieger zurückgedrückt. Taxi-Freigabe und schon gehts zur 25R, wo wir ohne Verzögerung einen Rolling Take-Off durchführen und kurz darauf Airborne sind.
Mit der Flughöhe steigt auch die Windgeschwindigkeit. 137kt Seitenwind auf dem Weg nach Bremen lassen uns volle 20° vorhalten, um auf Track zu bleiben.
Über den Wolken ist ja bekanntlich immer schönes Wetter.
...über Wunstorf auch. Wir haben bereits den Sinkflug eingeleitet und befinden uns in den Anflugvorbereitungen auf Bremen.
Die Sicht wird schlechter und wir müssen uns ganz auf die Instrumente und den Controller verlassen.
Die aufmerksamen Passagiere bemerken, dass die Klappen schon teilweise ausgefahren sind.
3,5nm vor dem Aufsetzen kommt die Landebahn in Sicht. Der Wind weht mit 38kt von vorne rechts. Die starken Böhen machen es schwierig, die Geschwindigkeit zu halten.
Schwer am Korregieren überqueren wir die B6. Die Autofahrer wird der Anblick eines Crosswind-Landings sicher faszinieren.
Wir flaren etwas früher und setzen trotz schlechter Bedingungen butterweich auf.
Ich erinnere mich an seine ATPL-Ausbildung und bin froh, es mittlerweile nach vorne links geschafft zu haben.
Der Marshaller führt uns ohne Weiteres zu Gate5, wo wir die Triebwerke abstellen und während des Umdrehens der Maschine das nächste Leg nach Dortmund vorbereiten.
Keine halbe Stunde später sind wir wieder in der Luft und werden kurz nach dem Start schon wieder an die Anflugkontrolle weitergegeben. Der Anflug auf die 24 in Dortmund ist von den Wetterbedingen mit Bremen zu vergleichen. Ca. 5nm Sicht und um 40kt Seitenwind von rechts. Allerdings sind die Böen hier stärker und wir müssen im Final stark korregieren!
Wie in Bremen verläuft das Aus- und Einsteigen ohne Probleme. Kurze Zeit später sind wir auf dem Weg nach Hambrug. Auch dieser Flug dauert nicht besonders lange und so sind wir schon über der Elbe.
Trotz des schlechten Wetters, an dem sich bis jetzt in ganz Deutschland scheinbar nichts geändert hat, teilt mir der Controller einen Visual Approach auf die 33 zu.
Der Anflug verlief unerwartet gut und wir bringen die 737-700 sicher runter.
Die Kollegen sind bereits vor Ort.
Müde von den Strapazen der herausfordernen Anflüge freuen wir uns, dass wir nun das letzte Leg des heutigen Tages fliegen. So verlassen wir HAM über die 33 nach Nordwesten und werden, sobald wir airborne sind, kräftig rechts gedrückt.
Über dem LBE-VOR drehen wir nach Süden Richtung Frankfurt. Die Sicht ist nun besser und wir genießen den schönen Ausblick.
Zum Glück hat sich das Wetter in Frankfurt nicht geändert. Wir genießen den Blick auf Flughafen, City und Feldberg.
Stabilisiert und bereits auf dem Gleitpfand runter zur 25R. Wind 23kt aus 281.
Mainhattan.
Kurz vor dem Aufsetzen, nämlich in 20ft Höhe, erfasst uns eine Windböe und verleiht uns unerwartet Auftrieb! Also Schubhebel voll durchdrücken und Go-Around. An meinem ersten Tag alls Captain wollte ich nichts riskieren.
Frankfurt Departure schickt uns in 5000ft auf eine Platzrunde.
Sie führt uns vorbei am Feldberg mit seinen Sendeanlagen und dem Aussichtsturm.
Und wieder im Final. Jetzt muss es klappen...Langsam wird der Treibstoff knapp.
Die Aussicht ist einfach herrlich.
Der Controller hatte keine Probleme, uns wieder in den Verkehr reinzuquetschen.
Auch die Trucker auf der A5 haben Probleme, ihre LKW auf Kurs bzw. in der Spur zu halten.
Diesmal erwischt uns keine Böe. Um den Verkehr nicht unnötig aufzuhalten, verlassen wir durch einen High Speed Turn-Off die Runway und melden uns um Punkt 18/30 local bei Frankfurt Ground.
Wir erhalten Gate A42 und freuen uns, dass ein herausfordernder, aber auch interessanter Arbeitstag zu Ende ist.
Benutzte Addons:
Flight Environment, ActiveSky mit aktuellem Wetter ;-)
PMDG 737NG
GAP, MAF
Mesh, Landclass und River von Landscape Germany
Feldberg-Scenery von Flightport
EDIT: Rechtschreibung ;-)