Bekommt Ryanair doch noch eine Pilotenvertretung? Eine internationale Gruppe von Gewerkschaftspiloten hat nun einen Rat gewählt. Ryanair will das Gremium nicht akzeptieren - und hat dafür nachvollziehbare Gründe.
Europäische und US-amerikanische Pilotenverbände arbeiten weiter an einer gewerkschaftlichen Pilotenvertretung bei Ryanair. Die neu gegründete Ryanair Pilot Group (RPG) ï‚Ž hat dazu nun einen Interims-Rat gewählt. Damit habe man einen wichtigen Schritt in Richtung einer Vertretung für Ryanair-Piloten getan, teilte die Gruppe mit.
Schützenhilfe bekommt die RPG auch aus Deutschland: Binnen Jahresfrist könnte nun eine Pilotenvertretung für Ryanair die Arbeit aufnehmen, schätzt Jim Phillips, Vorstand für internationale Beziehungen bei der deutschen Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit, ein. Bevor aus dem Übergangsrat eine feste Vertretung wird, müssten allerdings Detailfragen geklärt werden. So sei beispielsweise zu definieren, wie das Mitspracherecht großer Basen wie zum Beispiel Hahn und kleinerer Ryanair-Stationen ins Verhältnis gesetzt werden könne.
Ein noch viel größes Problem scheint allerdings die Anerkennung der RPG durch Ryanair, und das durchaus zu Recht: Tatsächlich kommen nämlich von den fünf Mitgliedern des Übergangsgremiums vier Piloten aus Gewerkschaftsorganisationen anderer Fluggesellschaften, lediglich ein Mitglied fliegt bei Ryanair. Die Fluggesellschaft wertet die neuesten Aktivitäten der Gewerkschaften entsprechend als "weiteren Beweis für das Scheitern der Europäischen Cockpit Association", wie Ryanairs Pressechef Robin Kielygegenüber airliners.de sagte: "Die Tatsache, dass der Fünf-Personen-Ryanair-Rat aus vier Piloten von anderen Fluggesellschaften besteht - Aer Lingus, KLM, Air France und Southwest - verdeutlicht, dass dies keine Ryanair-Pilotengruppe ist." Die Europäische Cockpit Association habe nicht einmal genug Piloten von Ryanair, um ein Komitee zu bilden.
Für den Air-Berlin-Piloten Phillips ist hingegen klar: "Die Leute bei Ryanair wollen ihr Recht bekommen." So gibt es nach Cockpit-Angaben bei dem irischen Billigflieger die außergewöhnliche Situation, dass erst kürzlich die Bestellung von 175 neuen Flugzeugen bei Boeing und eine Rendite für die Aktionäre in Höhe von einer Milliarde Euro bekannt gegeben wurde, während mehr als 2.300 Piloten wie "Söldner" beschäftigt seien. Hunderte seien bei irischen Limited Companies angestellt, und das ohne sichere Arbeitsverhältnisse und ohne finanzielle oder soziale Absicherung. Dabei habe Ryanair-Chef Michael O‘Leary erst kürzlich behauptete, Ryanair sei die „Southwest Airlines von Europa“ – das hervorragende Verhältnis zwischen Southwest Airlines und seinen Angestellten sollte ihm Beispiel sein, dem er folgen sollte.
Warum die internationalen Pilotengewerkschaften mit Macht einen Betriebsrat bei Ryanair installieren wollen scheint klar: Ryanair ist nach beförderten Passagieren die größte Fluggesellschaft in Europa. International liegt sie laut IATA-Statistiken immerhin auf Platz sechs. Der Gewinn von Europas größtem Billigflieger war im Geschäftsjahr 2012/13 um 13 Prozent auf 569,3 Millionen Euro gestiegen. Das war mehr als Analysten erwartet und als das Unternehmen anvisiert hatte.
Quelle: Airliners.de