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tempelhofer

Tempelhofer

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Montag, 17. Oktober 2011, 18:53

Von EINN und EICK ein unvergessener Tag

éad míle fáilte.
Jetzt war ich also im verregneten Bielefeld gestrandet. Mein Urlaub an der Küste dahin. Keine Aussicht mehr auf Sommerbräune und wundervolle Tage mit meiner Frau am Strand. Nur die nasskühlen Pampa des Flugfeldes um mich herum. Warum hatte ich nur diesen Auftrag angenommen und diesen Geschäftsmann von Husum nach Bielefeld geflogen? Nun stand ich also hier, alleine neben der Maschine im Regen.

Wer schon mal in Bielefeld war, weiß es ist zwar keine hübsche Stadt, jedoch ist irgendwo immer etwas los. Also blies ich den Trübsal beiseite und machte mich auf die Strümpfe. Ein schönes Dunkles, das wollte ich jetzt und dazu nette irische Musik, wie ich sie liebe, locker fröhlich ungezwungen. Von einem früheren Abstecher wusste ich noch, dass es in der Nähe vom Klosterplatz ein echtes Pub geben musste. Also nichts wie ab ins Taxi. Es war noch zu früh um viel los zu sein und so bestellte ich mir aus Tradition gleich drei Guinness und setzte mich in eine Ecke. Während ich zu sah, wie sich die Plätze um mich herum füllten, dachte ich darüber, nach was ich gerade alles versäumte. Plötzlich bekam ich einen heftigen Stoß in die Rippen. So ein Rüpel dachte ich und wollte ihm meine Meinung geigen. Da bemerkte ich das der Tölpel mein alter Kumpel Angus McCadritch aus Cork war. Ich war darüber ziemlich überrascht. Er stand vor mir, lächelte und hatte, wie sollte es anders sein, 3 Guinness (von wem hatte ich wohl diese Tradition) in den Händen. Mein Ärger war verflogen, und
wie er so vor mir stand, fiel mir ein, wie wir uns kennengelernt hatten. Eine typische irische Geschichte von EINN und EICK.

Es war Vormittag und ich machte gerade bei einem kleinen Airkurierdienst in Éire meine ersten Berufserfahrungen als Pilot. Heute sollte nur einen kleinen Blitzkurierdienst zwischen Shannon und Cork erledigt werden. Ich war Angus McCadritch als Zweiter zugeteilt worden. Er war nur etwas älter als ich, hatte lockiges Haar, was ihm immer frech über die Stirn hing und markante dunkle Augen. Er war hier aufgewachsen und kannte daher jeden Baum und Strauch. Mir war gesagt worden, ich sollte ihm blind vertrauen. Es schien also ein schöner und ruhiger Tag zu werden.

Die Maschine war am äußersten Ende bei der 41 abgestellt. Da McCadritch noch nicht da war, machte ich erst mal eine obligatorische Außenrunde und bereite die Maschine vor. Ich rechnete damit, das McCadrith bis ich fertig war erscheinen würde und wir starten könnten. Ich wollte um nichts in der Welt heute mein Date mit Niamh verpassen.
Niamh hatte ich schon vor einigen Wochen kennengelernt. Sie ist eine Studenten aus Dublin, die den Sommer bei Verwandten in der Nähe von Shannon verbringt. Anfangs waren es nur ein paar Worte die wir im Pub wechselten, aber je öfter wir uns sahen, umso intensiver wurden unsere Gespräche. Ihr leuchtendes wunderschönes Rotes Haar sah ich schon weitem und wenn ich vor ihr stand nahmen mich ihre intensiven grünen Augen gefangen. Mittlerweile hatten wir uns ganz gut kennengelernt und waren in der letzten Zeit auch häufiger zusammen ausgegangen. Seit einigen Tagen war mir klar das ich mich hoffnungslos in sie verliebt hatte und ich sie nicht mehr gehen lassen wollte. Und so hatte ich also für heute Abend ein romantisches Dinner in einem der besten Lokale vorbereitet. Es sollte also unser erstes richtiges Date stattfinden. Bei Kerzenschein wollte ich ihr dann meine Liebe gestehen und ihr sagen das ich für immer hier bleiben würde.

Bald darauf war ich mit den Vorbereitungen fertig. Wer jedoch noch nicht da war, war Angus McCadritch. Da man es in Éire eh nicht so genau mit der Zeit nimmt wie in Deutschland, stieg ich schon mal ein. Natürlich setzte ich mich auf die linke Seite, etwas Strafe muss doch sein, und überprüfte alles ein zweites Mal. So stand ich dann jedoch ca. 1 Stunde doof rum und fühlte mich immer mehr wie bestellt und nicht abgeholt.

Schlussendlich kam Angus McCadritch dann doch noch. Es ging schon auf Mittag zu und ich wurde sehr ungeduldig. Ihr wisst noch das Date. Er lachte mich herzlich an und sagte: "Céad míle fáilte. Ich hoffe Du hast nicht zu lange gewartet". Mir fiel vieles als Erwiderung ein, aber letztendlich kam nur ein müdes Lächeln von mir. Wir sind ja in Irland, da ticken die Uhren eben anders! Da ich nicht viel sagte, schaute er sich um, ob ich alles richtig vorbereitet hatte, und zog dann den Wetterbericht aus der Tasche. Es war leichte Bewölkung, kaum Luftbewegung und ab und zu mal ein Regenschauer angesagt. Also typisch irisch. Wir melden uns beim Tower an und bekamen leider die 24er zugewiesen.
A long way to trappel to foot.

Das einzig Gute an der langen Strecke bis zur 24 ist, dass man auf dem Weg die Checkliste komplett durchgehen kann. Wir hatten daher auch keine Wartezeit, Flaps 30, Motor genügend Saft geben, Probellereinstellung und ohne Stand direkt take off. Es war dann ein ruhiger Flug. Angus scherzte die ganze Zeit und ließ mir keinen Raum unwirsch oder gar sauer werden zu können. Ich ertappte mich sogar dabei, wie ich seine Art und Gegenwart direkt genoss. Da er herausbekommen hatte, dass ich für heute Abend ein Date geplant hatte, gab es für ihn nur ein Thema. Wer, wie, was und wo. Da ich ihn ja noch nicht allzu lange kannte, blieb ich bei meinen Antworten eher bei vagen Formulierungen oder wich einer Antwort einfach aus.

So kamen wir gut voran und schon bald waren wir in der Reichweite von CorkAirport oder Aerfort Chorcaí wie die Iren sagen. Nach dem wir die Landefreigabe erhalten hatten, ging die Landung auf der 17 glatt vonstatten. Ich drehte am Ende der Piste und war schon dabei war der Runway zurück zu taxeln, da ergriff Angus das Mikro und meldet uns für den Parkplatz am Rande der Bahn 35 an. Ich muss ziemlich verblüfft ausgesehen haben, so wie Angus lachen musste. Aber er war der Chef und so bog ich auf den Parkplatz an der 35 ab ohne Fragen zu stellen. Ich stellte die Maschine ab und fuhr das Aggregat runter. "Geh ein wenig Luftschnappen", sagte Angus, und ehe ich was erwidern konnte, war er draußen und hinter der Hütte verschwunden.

Es dauert fast 3 Stunden bis Angus zurück kam und wir endlich zum Gate rollen konnten. Ich fragte ihn gar nicht erst, wo er gewesen war und was es mit der Kiste auf sich hatte, die er mitbrachte. Am Gate angelangt war von unserem Kunden nichts zusehen. Besonders verwundert darüber, war ich aufgrund unser mittlerweile 4,5 Stunden Verspätung nicht. Wir mussten eine Weile suchen um unseren Kunde mit der "Blitzlieferung" zu finden. Die Verspätung war für mich als Deutscher ne mittelschwere Katastrophe, Angus sah das aber alles locker. Der Kunde den wir dann bei einem Guinness im Dutyfree fanden, übrigens auch. So machten wir uns dann an das Verladen.



Bis wir alles eingeladen hatten, war jedoch wieder mindestens eine Stunde vergangen. So langsam wurde es Abend und mir kamen die ersten Zweifel, ob ich mein Date noch schaffen würde.Nach dem dann alles eingeladen und alle Formalitäten erledigt waren, wer glaubt ihr fehlte ? Richtig Angus. Es schien mir damals erheblich leichter einen Sack mit Flöhen zu hüten, als mit Angus als Partner zu fliegen. Diesmal tauchte er jedoch recht schnell wieder auf und so konnten wir uns dann endlich mit der Fuhre auf den Weg machen. Mit sage und schreibe 6 Stunden Verspätung.



Zu meinem Glück hatte der Wind gedreht und wir bekamen die 35, die uns ohne Schnörkel direkt in Richtung Shannon bringen würde. Also ab über die Runway getaxelt, am Ende gedreht und wie gehabt Flaps, Saft, los. Es dämmerte jetzt schon und ich rechnete bereits damit, eine Nachtlandung hinlegen zu müssen. Zu meiner Verwunderung hatte Angus übrigens nicht ein einziges Mal bis jetzt darauf bestanden, die Plätze zu tauschen bzw. den Knüppel in die Hand nehmen zu wollen. Er macht es sich in seinen Sitz so bequem wie es ging und erzählte seine Witze und Storys. Ich hatte das Gefühl er wollte mir im Alleingang die Geheimnisse Irlands erklären.

Die Stimmung, die die Sonne und der rötlich gefärbte Himmel zauberten, ließen in mir ein Gefühl der Wärme und Ruhe aufkommen. Und so erzählte ich ihm dann von Niamh. Ich erzählte ihm fast alles was ich mit ihr bisher erlebt hatte, wie wichtig mir Niamh mittlerweile war und was ich für heute Abend geplant hatte. Ich erzählte ihm von ihrer Schönheit und
ihrem wundervollen Wesen.
Und während ich immer mehr sprach und schwärmte, war es auf dem Co-Sitz merklich ruhiger geworden. Da wo auf dem bisherigen Flug ein nicht enden wollender Schwall an irischen Weisheiten und Anekdoten zu hören war, schauten mich nun zwei dunkle Augen genauer an. Ich hatte plötzlich das Gefühl von ihm gemustert und begutachtet zu werden.



Anfangs merkte ich gar nicht, wie ruhig es neben mir wurde, zu sehr war ich auf Niamh und meine Gefühle konzentriert. Jedoch umso mehr ich von Niamh schwärmte und ihm von ihr erzählte, umso ruhiger wurde es neben mir. Zum Schluss vernahm man ich nur noch sein ruhiges Atemgeräusch.In einer kurzen Atempause fiel es mir dann auf, eine fast schon beängstigende Stille neben mir. Als ich ihn dann direkt ansah, schaute ich das erste Mal auf unserem Flug in ein ernstes Gesicht. Er schaut mich einfach nur an, seine Augen eher zu kleinen Schlitzen verengt. Das Lächeln, was ich bisher von ihm gewohnt war, schien verschwunden. Nach einer Weile fragte ich ihn, was los sei, den so schlecht würde ich doch nun nicht fliegen. Statt zu antworten, schaute er mich weiterhin ernst aber ruhig an. Plötzlich fing er an mir fragte über Niamh und mich bzw. meine Gefühle zu stellen. Dann blieb er wieder ruhig und schaute mich nur mit seinen dunklen Augen an.




Ende Teil 1 (die Beschriftung auf den Bilder bitte ich zu entschuldigen, aber alle Bilder des Gesamtberichts neu zu machen ist recht aufwendig)
to be continue...

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »tempelhofer« (17. Oktober 2011, 18:54)


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Montag, 17. Oktober 2011, 19:44

Von EINN und EICK ein unvergessener Tag 2

Fortsetzung ...

So flogen wir eine Weile still nebeneinandersitzend. Bis Angus plötzlich sagte ich soll weiter östlich, auf der Route über Bunratty, fliegen. Ich war verwundert und fragte ihn "Warum, das kostet doch nur wieder unnötig Zeit". Er sagte einfach nur" Mach es" und fing an insichhinein zu lächeln. Angus war der Boss, also drehte ich ostwärts auf den Kurs um Bunratty herum. Natürlich war ich verwundert, nicht nur über die Kursänderung auch über sein plötzliches Lächeln.



Kurz bevor wir Bunratty erreichten, beugte er sich nach hinten und fummelte an der Kiste, die er aus Cork mitgebracht hatte. Während er dieses tat, sagte er mit seinem bekannten Lächeln im Gesicht "Du musst noch viel über die irische Seele lernen". In diesem Moment öffnete er dir Tür, sagte "halte sie genau auf Kurs" und beugte ich weit hinaus.

Was genau er da tat, blieb mir verborgen. Durch die geöffnete Tür hatte ich einiges zu tun, denn die Arrow mochte solche Aktionen gar nicht. Nach einem Moment, der mir ewig vorkam, beugte sich Angus wieder zurück, grinste über beide Ohren und sagte: "ich denke, wenn du es ernst meinst, findest du heute Deine Frau fürs Leben". Mehr sagt er nicht. Ich war völlig perplex über das eben Geschehene, musste mich aber jetzt auf den Endanflug konzentrieren. Durch den Umweg über Bunratty musste ich im Gegenanflug den Korridor eng schneiden. Die Sonne ging auch schon unter und Shannon im abendlich auf der 24 gegen die Restsonne anzufliegen, war für einen nicht so erfahrenden Piloten wie mich nicht sehr einfach.



Shannon im Abendlich auf der 24 (gegen die Restsonne) anzufliegen, war wirklich nicht schön.



Nach einer engen Linkskurve setzte ich dann zwar etwas holprig, aber sicher auf. Noch war ich guter Dinge, dass ich mein Date schaffen könnte. In meinen Gedanken sah ich mich schon mit Niamh bei Kerzenschein am Kamin sitzen. Diese Hoffnung und Gedanken zerstob jedoch in dem Moment als sich das Followme Car direkt vor uns setzte und uns Anweisung gab ihm zu folgen.



Wir wurden in eine sonst nicht zum Parken zu gelassene Ecke des Airport gelotst. Als ich kurz Zeit fand, zu Angus rüber zu schauen, erwartete ich eine angespannte Miene. Aber nein er lächelte, als ob er nicht überrascht sei. Es schien mir sogar, als ob er es gar nicht anders erwartet hätte.



In diesem Moment bekam ich einen zweiten, schwächeren Stoß in die andere Seite meiner Rippen und ich war zurück aus meinen Erinnerungen. Angus stand mir immer noch, über beide Ohren lachend, im Pub gegenüber. Warum er so lachte, merkte ich sehr schnell. Die Person, die mich eben liebvoll in die Seite gepufft hatte, war seine Cousine, meine Frau Niamh. Die jetzt sehr energisch einen Willkommenskuss forderte. Was beide allerdings hier machten und was es mit der Kiste von damals auf sich hatte, das ist eine andere Geschichte! Ende ?

3

Dienstag, 18. Oktober 2011, 09:25

Gut geschrieben und sehr hübsche Bilder! :thumbsup:
Was steckt da alles an Zutaten drin?
| Intel i7 5930K @4.25 Ghz | 32GB DDR4-3400 | Asus STRIX X99 Gaming | STRIX GTX 1080 SLI OC'd |
| Oculus Rift CV1 | TrackIR 5 | Slaw USAF Pedals | Thrustmaster HOTAS Warthog | Obutto r3volution |

Those who say it cannot be done should not interrupt the people doing it...

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4

Dienstag, 18. Oktober 2011, 22:37

Danke schön

Drin sind nur FSX mit SP1 und 2 (kein AC) sowie die beiden Airports Shannon und Cork von Eiresim.

Flugzeug ist die PA 28 RT Arrow IV von carenado.

naja und noch ein schöner Sommerabend am PC 8)

Boeing-737 Fan

Sucht nach dem richtigen Fluggerät

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5

Mittwoch, 19. Oktober 2011, 19:19

Toller Bericht :thumb: :thumbsup: :clap:
:thx: für die Antwort

Ciao, Max


germanwingsPilot

Flusipilot !

  • »germanwingsPilot« wurde gesperrt

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Wohnort: Karlsruhe nahe FKB

Beruf: noch Schüler

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6

Mittwoch, 19. Oktober 2011, 19:51

Ja , wirklich gelungener Bericht :pop: