FC Barcelona bucht um
Der Fußballklub FC Barcelona fliegt nicht mehr mit Air Berlin - offenbar wegen eines Streits um die Frage, ob die Passagiere auch in katalanischer Sprache betreut werden sollen.
Nach seinem Selbstverständnis ist der spanische Fußball-Erstligist FC Barcelona "mès que un club", mehr als ein Verein also, wie es auf Katalanisch heißt.
Katalanisch im Air-Berlin-Flugzeug
"Das symbolische, unbewaffnete Heer Kataloniens", hat der verstorbene Schriftsteller Manuel Vazquez Montalban den Klub einmal genannt, weil dieser zu Zeiten der Franco-Diktatur für den Widerstand gegen die Unterdrückung der katalanischen Kultur stand. Der Zusammenbruch der Diktatur wurde in den Augen von Montalban 1974 mit dem historischen 5:0-Sieg Barças bei Real Madrid vorweggenommen. "1:0 für Barcelona, 2:0 für Katalonien, 3:0 für Sant Jordi, 4:0 für die Demokratie, 5:0 gegen Madrid", schrieb er damals.
Nun hat sich der FC Barcelona offenbar wieder auf das Terrain der Symbolik begeben - im Wege des kaum verhohlenen Boykotts der Luftfahrtgesellschaft Air Berlin. Wie die Airline mitteilte, mied Barça aus Protest gegen die Sprachpolitik der Fluglinie einen bereits bezahlten Flug der Air-Berlin-Tochter LTU und stieg in einen Charterflieger der Firma Pullmantour um - trotz sechsstelliger Mehrkosten. Der Flug ging nämlich von Bologna, Italien, nach Chicago, USA.
Häme in der Bordzeitschrift
Zwar macht der FC Barcelona geltend, dass allein "technische und Platzgründe" für die Umbuchung ausschlaggebend gewesen seien. In der Tat stieg der FC Barcelona von einem Airbus A330 auf eine Boeing 737 um. Der Spanien-Statthalter Air Berlins, Álvaro Middelmann, hat jedoch "keinen Zweifel" daran, dass der Grund linguistischer Natur ist - und auf einen Zwist der Fluggesellschaft mit der Regierung der Inselgruppe Balearen zurückgeht. Diese hatte, da Katalanisch eine der offiziellen Sprachen der Balearen ist, die Airline aufgefordert, ihre Kunden auch in Katalanisch zu betreuen.
Air-Berlin-Chef Joachim Hunold wies dies im Juni nicht bloß zurück, sondern keilte im Editorial der Bordzeitschrift mit Hohn und Häme über die katalanische Sprache zurück. Katalanische Nationalisten liefen daraufhin Sturm und rückten Hunold ihrerseits in die Nähe der Nazis. Nun stieg auch noch der FC Barcelona um.
"Perplex" sei er deswegen, sagte Middelmann. Er erklärte einerseits, dass man die Umbuchung "sportlich nehmen" wolle, klagte andererseits aber, dass man "nicht mit der Pest befallen" sei. Wie schon im Juni weiß er die in Madrid beheimateten Medien auf seiner Seite, die einen Kulturkampf für die Verteidigung der spanischen Sprache ausfechten - so etwa die Zeitung El Mundo.
Teure Stornierung
Diese wusste am Freitag zu berichten, dass Barça nicht direkt, sondern über einen US-Broker abgesagt hat. In die USA reiste der FC Barcelona nämlich auf Einladung der Major League Soccer. Etwas widersprüchlich sind die Angaben zur Abfolge der Ereignisse. Während die Zeitung La Vanguardia (Barcelona) berichtet, der FC habe schon vor zwei Wochen abgesagt, stand der LTU-Flieger laut Middelmann abflugfertig in München.
Barcelona könne von Glück reden, dass er nicht in die Luft ging - "sonst hätten sie den ganzen Preis zahlen müssen" und nicht bloß den halben, so Middelmann. Die Kosten für die Stornierung der Airbus-Maschine belaufen sich laut El Mundo auf etwa 150.000 Euro - die Kosten für den Ersatzcharter nicht eingerechnet. Sie dürften allein wegen des größeren Spritverbrauchs höher sein.
Quelle: sueddeutsche.de