hatte schon nicht mehr damit gerechnet, das die Jungs von der MAF wirklich hier mit einer Twotter heraufkommen würden, aber das war ein Irrtum. Sie kamen und schnell wurde klar: Ich muss mich beeilen. Das Wetter wird wieder umschlagen und da sollte ich hier aus den Bergen bereits herausgeflogen sein. Der Platz Bundi Mission liegt 4.200 ft über dem Meeresspiegel und das ist natürlich für die kleine Bellanca/American Champion " Scout" eine ganze Menge, aber Tauta liegt auf einem Berg in 6.900 ft Höhe... Mal sehen, wie es da mit der Dichtehöhe aussehen wird...
Der Flugplan steht. Viel war nicht einzutragen. Tauta hat als Navigationshilfe ein NDB zur Verfügung. Dazwischen gibt es ... nichts.Das kleine Päckchen "Ladung" ist auf dem Rücksitz festgezurrt. Ich werde also mit recht wenig zusätzlichem Gewicht unterwegs sein. Das ist günstig. Also wollen wir nicht lange zögern, und uns auf die Reise begeben. Diese Fliegerei mit einem schwachmotorigen Flugzeug in den Bergen ist nicht unbedingt optimal, erfordert Nerven und Konzentration. Unten an der Küste bin ich mit diesem kleinen Maschinchen besser aufgehoben. Nun aber genug lamentiert. Es gibt einen Job zu erledigen. Die Worte des Arztes klingen im Ohr. "Sie müssen es schaffen, sonst wird meine kleine Patientin die nächste Nacht möglicherweise nicht überleben."
Ich hatte unter der rechten Tragfläche der Scout ein wenig Schatten gesucht und habe es jetzt also nicht weit...
Die Instrumente begrüßen mich brav in der Nullstellung... Zeit mal etwas dagegen zu tun, natürlich streng nach Checkliste. Die Größe des Flugzeuges spielt keine Rolle. Sorgfalt braucht man auch hier.
Langsam rolle ich zum Ende der Startbahn. Wasser stiebt unter der Maschie. Der Boden ist weicher, als einem lieb sein kann. Nur nicht in ein Loch geraten und einen Kopfstand machen...
Ich muss jden Meter der Bahn ausnutzen, die 2.296 ft lang ist. Zu verschenken habe ich nichts.
Ich stehe am Ende der Bahn und "lasse den Motor kommen." Mit den Bremsen halte ich den Vogel auf der Stelle. Dann lasse ich mit einem Ruck los und bin unterwegs.
Ich rase an dem Missionsgebäude vorbei... nehme leicht den Knüppel zurück und es gelingt. Ich bin in der Luft!
Zuerst muss man sich wieder um den Berg herummogeln.
Dann geht es das Tal aufwärts.
Langsam aber stetig steige ich.
Eher als gedacht setzt Regen ein und klatscht mit dicken Tropf an die Scheiben. Aber ich kann jetzt im Tal am Fluss entlangfliegen, bis ich das NDB von Tauta "drinhaben" werde.
Nur nicht zu dicht an die Berge heranfliegen, wenn es sich vermeiden lässt. Aufwinde und kalte Stömungen lassen die "Scout" nicht zur Ruhe kommen. Der Autopilot ist ständig bei der Arbeit.
mit "sagenhaften" 75 kts schleichte ich dahin und habe die 8.000-ft-Marke fast erreicht. Aber es ist eine sehr langsame und wacklige Angelegenheit. Der Wind heult und die Scout wird kräftig durchgeschüttelt. Irgendwie habe ich kein gutes Gefühl und frage mich, wie lange der Motor die Quälerei noch mitmachen wird.
Ein Rundblick zeigt mir immerhin noch Bodensicht. Aber ist schwül und dunstig. Der Regen hat wieder nachgelassen.
Ich fliege knapp unter den Wolken und muss höllisch aufpassen.
Tauta NDB meldet sichimmer noch nicht. Es muss doch dort vorn irgendwo sein?! Das GPS sagt mir das jedenfalls... Ich kurve ein und beginne mit einem langen, vorsichtigen Landeanflug.
Zu schnell darf ich nicht Höhe aufgeben wegen der Berge ringsum und der Platz liegt ja in 6.900 ft Höhe... Der Platz liegt auf einem Berg, aber ich muss durch ein langes enges Tal hindurch und dann eine scharfe Rechts- und wieder eine Linkskruve fliegen, bis es passt... hoffentlich.
Ich bin auf neuem Kurs und lasse den Madang-River hinter mir.
Die Berge scheinen sich den Tragflächen der Scout "entgegenzustrecken". Viel Platz nach unten ist. nicht.
Die erste Kurve...
... und die Gegenkurve.
Du meine Güte, es passt tatsächlich! Der Platz ist in Sicht. Jetzt es nur nicht im letzten Moment vergeigen...
Wie in Zeitluppe komme ich herein. Die Querruder reagieren bei feinen Korrekturen weich und unglaublich träge. Die Geschwindgkeit liegt nur einen Tick über dem Strömungsabriß. Ich "schiebe langsam wieder die Pulle rein."
Falls ich durchstarten muss...
Nicht sehr elegant... aber Dreipunt-Landung! Wie es sich mit Spornradflugzeugen gehört. Ich bin unten und glücklich, das es so ausgegangen ist. Es war eigentlich wirklich zu wenig Fahrt. Hätte schiefgehen können...
Jetzt lasse ich aber meinen Zossen in den Stall galoppieren.
Triebwerk aus... ich bin da. Ich steige nicht gleich aus... habe plötzlich butterweiche Knie. Ich war definitiv zu langsam. Mit ein paar PS und jeder Menge Gottvertrauen ist die Sache gut ausgegangen, aber das sollte mir eine Lehre sein.
Aber die "Scout" hat mich mal wieder heil heimgebracht. Wenn man bedenkt, das man den Stammbaum dieser Maschine bis zu jener Bellanca "Columbia" zurückverfolgen kann, mit der Chamberlain und Levine kurz nach Lindberg über den großen Teich geflogen sind...
Ich steige aus, öffne die Haube über dem 2. Sitz und hole das kleine Päckchen heraus. Dann schließe ich alles ab. Heute werde ich auf keinen Fall mehr irgendwohn fliegen. Eine Gestalt im Kittel rennt über den Platz und kommt auf mich zu. "Das ist es?" fragt der Doc und ohne weitere Erklärungen rennt er zu einer Hütte. Ich habe nichts zu tun und stehe unschlüssig in der Gegend herum. Nach einiger Zeit kommen zögernd einige Einheimische Nativs auf mich zu und umringen mich. Einer reicht mir eine "German Handbomb". Nein, das ist nur ein Bier in einer länglichen Flasche, das in Rabaul gebraut wird und diese Flaschen werden wegen ihrer Form, die an die deutschen Stielhandgranaten im 1. Weltkrieg erinnern soll so genannt. Der Gerstensaft rinnt mir durch die Kehle... und irgendwie bin ich mit der Welt zufrieden.
Später erfahre ich von dem Doktor, der sich dann auch Zeit für mich nimmt, das ich nicht später hätte kommen dürfen. Die Patientin schläft und ist über den Berg. Das Leben ist schön...
Damit ist die Geschichte an ihrem Ende angekommen. Diese Flüge waren mal eine Abwechslung von der Jetfliegerei der Wochen zuvor und haben mir Spaß gemacht. Es war so ein wenig wie eine Rückkehr zu den Anfängen im Flusi vor nunmehr fast 20 Jahren, als es noch keine Passagierflugzeuge im Flusi gab. Die Mooney und der Learjet... das waren damals die Maschinen der gehobenen Klasse. Inzwischen werden viele darüber müde lächeln. Aber ... auch mit so einer kleinen Maschine wie der Scout kann man "zünftig" fliegen.
Ein Wort zu den Addons:
Die Szenerie ist von Graham Michael ... "Raw Grit" und "Extreme Bushtrekker" sind jetzt als ein Paket bei Simmarket erhältlich. Über das Für und Wider dieser Szenerie hatte ich ja bereits Stellung bezogen und ich glaube die Bilder zeigen, das es durchaus kein weggeworfenes Geld ist. Mich faszinieren die kleinen Plätze in PNG. Keiner ist einfach anzufliegen. Immer ist ein Trick dabei und Landehilfen gibt es nicht. Als Landclass benutze ich Australien und Pazifik von Sirtech. Das Flugzeug ist meine altgediente Bellanca/American Champion "Scout" von Realair.