Die Kritik des "langweiligen Gradeausfliegens" müsste sich dann aber so ziemlich jedes Flugzeug mit zumindest 2-Achs Autopilot gefallen lassen?
Und natürlich KANN man alles mögliche mit moderner Avionik tun, aber nur wenn man sich komplett auf sie verlässt, wirds einem langweilig. Es heisst auch bis heute nicht umsonst, daß wenn einem beim Fliegen langweilig wird, man garantiert was vergessen hat.
Als kleines Beispiel - auch in einem mit FMS/RNAV ausgerüsteten Flieger muss ich stets die klassischen Navigationsmittel der aktuellen Situation entsprechend konfigurieren, da ich selbst in so einem Fall sofort meine alternative Navigation griffbereit haben muss. Daß ich somit natürlich viel Zeit damit verbringe ein Backup-System am Laufen zu halten steht außer Frage, aber es ist wenigstens etwas, wo ich anhand von Charts ein wenig mitdenken muss usw. Das wäre mir lieber als eine handgeflogene Atlantiküberquerung, weil bei der schlaf ich garantiert ein. Da wir Flightsimmer gleichzeitig die Aufgaben des Pilot Flying und des Pilot Not Flying in Personalunion ausüben und im Zuge dessen mangels Wissens oder für Flightsims vorhandener SOPs dabei wieder die Hälfte weglassen (es gibt haufenweise Simmer die komplexe Airliner mal eben so fliegen und vollkommen auf Procedures und Checklisten pfeifen), ist es ein wenig müßig, darüber zu diskutieren wie ich finde.
Da der ganze Multicrew-Aspekt eines Airlines im großen und ganzen wegfällt (auch ein FS2Crew ist z war nett, aber noch weit von der Wirklichkeit entfernt) ist unter dem Gesichtspunkt der Workload und menschlichen Interaktion der alleine geflogene GA Flieger deutlich realistischer als jeder Airliner.
Ich mache das ganze eigentlich immer so, daß ich manche Flüge eher mit viel Technik fliege und die Avionik bis an ihre Grenzen ausnutze und dann beim nächsten Flug falle ich wieder ins andere extrem und flieg einen Flugplan mit einem Packen Papier neben mir liegend ab und mache jeden Handgriff selbst. Beides hat seinen Reiz.
Die Diskussion ob ein Airbus zu viel kann oder nicht ist relativ sinnfrei - ich muss seine Möglichkeiten nicht ausnutzen, es hindert mich keiner, von Hand zu fliegen. Das mit dem Einmischen der Technik in die eigenen Steuerbewegungen kann ich in gewisser Weise nachvollziehen, allerdings wird damit nur ein Problem verlagert statt gelöst oder ein neues erzeugt. In einem Flieger wo mich kein Computer überwacht, kann ich an meinen eigenen Fehlern sterben. Ein Airbus wird mich zb vorm Überrollen schützen, indem er einen Bank Angle Limiter rigoros in Steuerbewegungen umsetzt. Fly by Wire ist schon eine tolle Sache. Wenn jetzt aber der Horizont total schief hängen würde im Gradeausflug, dann würde natürlich diese Technik nach hinten losgehen und ich müsste gegen einen Computer ankämpfen. Man darf aber nicht vergessen, daß dieser Computer an einer Sicherung hängt, die ich bei Bedarf ziehen kann. Man muss halt technisch fit sein, um die Maschine überlisten zu können, wenn sie ihre Entscheidungen anhand fehlerhafter Daten zu treffen beginnt. Ich senke das Risiko, daß ich als Pilot fatale Fehler begehe, weil der Computer sie im Idealfall ausgleicht, habe aber im Zuge dessen das Risiko geschaffen, daß der Computer durchdrehen könnte und den Menschen somit vor ein Problem stellt, daß er ohne den Computer in dieser Situation wohl nicht hätte. Ich kann mir also aussuchen, ob ich mir ins linke oder rechte Knie schieße. Und genau deswegen werd ich den ewigen "Boeing vs Airbus" Glaubenskrieg und alle Varianten davon niemals so wirklich verstehen. Ich selbst favorisiere zwar die Boeings (Affinität zum Yoke und die Kiste schimpft mich nicht einen "Retard" bei der Landung
), aber würde einen Airbus als Arbeitsgerät sicher nicht verweigern.
Und ob man die ganze Technik in modernen Fliegern braucht, sei nicht dahingestellt. Mittlerweile sind Flugzeuge halt nicht mehr so eigenstabil, liegen weniger satt in der Luft, weil das den Widerstand und somit den Spritverbrauch senkt. eine Frage der Wirtschaftlichkeit also. Und wenn Du mal einen Airbus im Direct Law geflogen bist, dann wirst Du merken, daß es keine so blöde Idee von den Franzosen war, da ein Fly By Wire einzubauen.