Der erste Teil endete mit meiner Landung in Bundi und... Warten.
Alles hängt am seidenen Faden. Die Antibiotika hier in der Apotheke von Bundi sind nicht die Richtigen. Sie sind in diesem Fall, wo es um das Leben eines kleinen Kindes geht nicht geeignet. Aber es muss gehandelt werden, denn wenn das Medikament heute Abend nicht in Tauta ist, fürchtet der Arzt vor Ort für das Leben seiner kleinen Patientin. Während ich bereits auf dem Weg hierher war, setzte eine hektische Aktion im Hintergrund ein, von der ich erst später erfahren habe und das kam so:
Von der katholischen Mission hier in Bundi aus ging der Hilferuf per Funk durch ganz Papua-Neuguinea und auch nach Australien... und bereits unten im Tal in Madang fand sich das richtige Medikament! Leider ist das Wetter sehr schlecht und "reguläre" Flieger trauen sich bei Regen und tiefliegenden Wolken nicht hierher in die Berge. Die Zeit verrint erbarmungslos. Es gibt aber eine Besatzung und ein Flugzeug, die immer fliegen werden - die MAF, Mission Aviation Fellowship...
http://www.maf.org/papua
... eine Organisation, die ursprünglich gegründet wurde, um "das Wort Gottes" und seine Stellvertreter sowie medizinische Hilfe weltweit in entlegene Gebiete zu Menschen zu bringen, die sonst keine Hilfe von irgendwo zu erwarten haben... Hier, in Papua Neuguinea sind die fliegenden Patres seit 1954 im Einsatz.
Draußen regnet es in Strömen. In einem abgelegenen Hangar in Madang beugen sich die Mitglieder einer Besatzung der MAF-Twin Otter P2-MFT über die Karten und den aktuellen Wetterbericht. Auch wenn man eine Strecke hunderte Male geflogen ist: Jeder Flug ist anders. Hier unten in Madang regnet es und stürmische Winde fegen über das Land und die Küste. Oben in Bundi ist das Wetter auch wenig hoffnungsvoll. Immer wieder Regen und niedrig liegende Wolken werden den Flug behindern und es stellt sich die Frage, ob der Flugplatz in Bundi überhaupt unter den Wolken erkennbar sein wird. Außer einem NDB gibt es da oben keine Navigationshilfen Die Bahn in Bundi hat die Ausrichtung 15-33, besteht aus Gras und hat Dimensionen von 2198 x 100 ft. Am Ende der Bahn 15 ist eine solide Felswand und es gibt keine Möglichkeit zum Durchstarten... Der Anflug von der andere Seite ist unmöglich.
Die P2-MFT ist eine typische DHC6-300 mit einer langen Geschichte... Sie wurde Ende der 60er Jahre gebaut, flog am Anfang ihrer Karriere in Australien im Liniendienst, später mit Spezialausrüstung für einen australischen Mining-Konzern und wurde Mitte der 90er Jahre wieder in eine gewöhnliche DHC6 zurückgebaut um der MAF zu dienen.
Der Copilot zieht die Nase kraus. "Warum fliegt keine Stationair?". "Die P2-MAI ist in der Werkstatt, die P2-MAE unterwegs und wird erst heute am späten Nachmittag zurück vom Mt. Hagen sein." Die Ehre ist also an uns, keine Frage." wird er vom Captain zurechtgewiesen...
Ein Auto parkt vor dem Hangar. Schnelle Schritte sind zu hören. Augenblicke später übergibt eine Apothekerin ein durchsichtiges Päckchen. "Das sind die Sachen, die sie haben wollten da oben in Bundi, sagt sie und verschwindet auch schon wieder. Im Gehen ruft sie "Die Bezahlung regeln wir, wenn Sie zurück sind."
Der Traktor zieht die P2-MFT auf das Vorfeld des kleinen Flughafens von Madang. Die Besatzung geht die Checklisten durch, startet die Triebwerke und holt vom Tower die Starterlaubnis ein.
Es ist nass. Die Bremsen müssen sehr behutsam eingesetzt werden.
Der Flughafen von Madang hat wie viele kleinere Flughäfen keine Taxiways. Gerollt wird über die Bahn und dann gewendet.
Am Ende der Bahn 28 wartet die Crew auf die Starterlaubnis. Das Wetter hat sich für einen Augenblick etwas beruhigt. Aber das ist rügerisch.
Steil zieht die Twin Otter vom Platz weg und taucht in den rauhen Himmel ein.
(Hier sieht man das Hauptproblem der Szenerie. Die Flughäfen und -plätze harmonieren nicht sonderlich mit der umgebenden Landschaft.)
Das Wetter bleibt immer ein Unsicherheitsfaktor...
Wir verlasssen die Ebene und gute Sicht wird zum Überlebensfaktor...
... aber es sieht nicht gut aus.
Gelegentlich reißt der Wind die Wolken auseinander, aber ob das zur Landung in Bundi reichen wird?
In diesem Tal wird es sich entscheiden. Ist der Flugplatz zu sehen oder war alles umsonst?
Das Tal wird immer enger... letzte Möglichkeit um zu steigen und da herauszufliegen...
Der Platz ist in Sicht...
Etwas hoch und um den Berg herum...
Es passt...
Glück gehabt. Auch das Wetter und die Sicht waren im entscheidenden Augenblick so, wie sie sein sollten. Mehr kann man nicht verlangen.
Die Twin Otter ist unten und damit beginnt mein Auftrag. Ein kleines Päckchen wird im hinteren Sitz meiner "Scout" verstaut....
Aber das ist schon der 3. Teil der Geschichte.
Ich habe mich entschlossen, noch einen Teil einzufügen, weil ich unbedingt mit der "Twin Otter" in Bundi landen wollte. Hier mit der "Scout" zu landen ist eine Geschichte, mit der Twin Otter eine andere.
Ich hoffe, die Bilder gefallen euch und ihr seid wieder dabei, wenn ich nach Tauta fliegen werde....
Andreas