Ussinsk... ist keine alte Stadt, wie viele in Russland, sondern entstand erst ab etwa dem Jahr 1966, als die Suche nach Erdöl und Erdgas begann. Sie befindet sich in der teilautonomen Republik Komi, dem Land der Komi, einer finnisch-ugrischen Bevölkerungsminderheit. Die Republik Komi ... die Komi machten bei der jüngsten Volkszählung im Jahre 2002 nur noch etwas mehr als 25 % der Bewohner aus. Gut 59 % der Einwohner sind Russen und der Rest verteilt sich auf Tataren, Weißrussen, Russlanddeutsche und Tschuwaschen. Diese sind Angehörige eines Turkvolkes, die man auch die Wolgabulgaren nannte.
Die Lage der Stadt ist mit 750 km nordöstlich von Syktywkar noch am besten zu erklären. Sie liegt am Fluss Ussa, kurz bevor dieser in den Fluss Petschora mündet, nach dem auch die gleichnamige Stadt benannt ist, zu der wir heute fliegen.
Ussinsk hat seit 1984 das Stadtrecht. Nach den Zahlen der Stadtverwaltung gibt es knapp 88.000 Einwohner. Ussinsk hat einen Bahnhof und einen Flugplatz. Die Bahn führt zur Station Synia bei Petschora und mündet dort in die berühmte Linie Konoscha-Kotlas-Workuta. Die Einwohner der Stadt verdienen ihr Geld auf den um die Stadt herumliegenden Erdölfeldern Ussinskoje, Woseiskoje, Werchnewoseiskoje, Baganskoje und Saljukinskoje. Ansonsten gibt es noch örtliche Bauwirtschaft und ein wenig Lebensmittelindustrie.
Kulturell ist hier nicht viel los. Es existieren ein Heimatmuseum und eine Kunstgalerie.
(hier der Link zur Stadtverwaltung von Usinsk. (russ.)
http://city.usinsk.ru/
Wir stehen hier auf dem kleinen Flugplatz der Stadt und kommen nicht an dem örtlichen Bürovorsteher von Gazprom vorbei, der einen Sanitätsflug nach Petschora genehmigen soll. Ein typisch russischer Bürokrat... ehemaliger Komsomolsekretär, Verwaltungsfachschule in Tula... und von nichts eine Ahnung. Er diskutiert mit dem Chef der örtlichen Hubschrauberbesatzungen und will den Sanitätsflug nicht genehmigen. Georgi Wassiliewitsch, der einzige Georgier hier im Raum redet sich in Wut und wird langsam laut. "Gennadi" sagt er (ohne Vatersname) zu dem Bürovorsteher, "ich verliere einen erstklassigen Mann und außerdem den besten Stimmungsmacher hier auf den Ölfeldern. Sie wissen, wie es da draußen ist (natürlich hat Genadi keine Ahnung) , wenn die Leute hier merken, das wir uns nicht um sie kümmern, wird die Arbeitsleisung schlechter und die gründen sonst noch eine Gewerkschaft..." Das zieht. Auf einmal klingelt das Telefon und aus Petschora meldet sich der oberste Chef der Verwaltung von Gazprom hier im Gebiet. Gennadi schrumpft sichtlich zusammen, als er den Hörer entgegennimmt. Mit der Geruhsamkeit auf dem Außenposten ist es vorbei. Der Chef! Dieser sagt dem Büroleiter kurz und bündig, das ein Hubschrauber fliegen wird und Gennadi hat die Ehre dabeizusein... "um sich vor Ort um die Dinge zu kümmern", was das leise "wehe, wenn es nicht klappt" einschließt...
Die Besatzung fährt mit dem UAZ zum Hubschrauber hinaus, den Krankenwagen im Gefolge. Eine Krankenschwester sitzt neben dem Verletzten und wird ebenfalls mitfliegen. "Was hat der Patient" fragt der Hubschrauberführer höflich die Krankenschwester... Er hat jetzt eigentlich andere Sorgen, aber die schöne Krankenschwester interessiert ihn. "Diverse Verbrennungen, Quetschungen und möglicherweise innere Verletzungen" , sagt Katja, die Krankenschwester leise. "Sein Zustand ist kritisch."
Der Hubschrauber ist eine Mi 17, ein ursprünglich für den Export gebauter, aber nicht abgenommener Heli neuerer Produktion. Er gehört zu den vielen Spielarten und Serien um die Mi 8, der mittlerweile eine Legende ist. Aber Gazprom hat die Maschine gekauft und er versieht zusammen mit anderen Maschinen des gleichen Typs eine ganze Reihe von Aufgaben, wie Transporte, Kranarbeiten und Rettungsflüge.
Der Polarwinter hat begonnen, es wird nur wenig hell. Der aktuelle Wetterbericht ist wenig erfreulich. -22 Grad Celsius, die Wolkenuntergrenze bei 300 Metern und die Sicht nicht ganz ein Kilometer.
Na, dann wollen wir mal beginnen, die Systeme aufzuwecken. Nettes Stück Arbeit...
Die Laderampe ist geöffnet und der Patient wurde eingeladen. Nu dawai! Bloß wieder schließen, da hinten.
Wir sind unterwegs. Die Sicht ist lausig, aber das GPS wird uns den Weg weisen und wir müssen uns nur um die Fluglage kümmern.
Der gelbliche Himmel des Morgens hat dem Tag Platz gemacht... aber hier im hohen Norden ist das etwas anders als in Mitteleuropa oder in der Gegend von Moskau.
Die Tundra unter uns ist nicht gerade ein lauschiges Plätzchen. Sumpfgebiete, wenige Bäume und Sträucher und ein eisiger Wind, der darüber hinwegfegt.
Die Sicht ist fast Null, kein Heliwetter. Wir bleiben "am Boden kleben" um nicht im weißen Nebel über uns zu fliegen.
Wie von Geisterhand taucht die Landebahn von Petschora vor uns auf.
"Warum landen wir nicht" fragt der unliebsame Gast, der bisher auffallenden still geblieben ist und etwas grün im Gesicht... "Wir werden nicht die Bahn blockieren, sondern fliegen gleich nach links zu den Abstellplätzen für Hubschrauber. " lautet die Antwort des 2. Piloten.
Aufgesetzt... der Hauptrotor dreht langsam aus, aber die APU läuft weiter, falls wir hier gleich wieder weg müssen...
Quirl steht, Frachtluke ist auf ... Patient und Krankenschwester verlassen die Maschine. Der Krankenwagen fährt weg. Wolodja, ein riesiger blonder Weißrusse, unser Hubschrauberführer schaut mit einem langen Blick hinterher und lächelt leise. Er hat mit Katja die Telefonnummer getauscht und sich für ein Wiedersehen in Ussinsk verabredet... Nu Sto? Wer kann schon wissen, was morgen sein wird. Alle hoffen. Leben ist die Kunst des Augenblicks...
Petschora hat auch etwas mit der jüngeren deutschen Geschichte zu tun. Der Ort entstand entlang der Bahnlinie nach Workuta in den Jahren 1937-1942. Beim Bau der Eisenbahnstrecke kamen neben einheimischen Gulag-Insassen auch deutsche Kriegsgefangene zur Zwangsarbeit. Die Verwaltung des Arbeitslagers Petschorski befand sich hier in Petschora. Es wurde erst 1958 aufgelöst.
Heute ist Petschora ein wichtiger Verkehrsplatz. Hier wird vor allem Steinkohle von der Eisenbahn auf Flussschiffe verladen, die auf dem Fluss Petschora weiter nach Norden fahren. Neben dem Hafen gibt es eine auch heute noch bedeutende Werft und ein weiteres wichtiges industrielles Wahrzeichen der Stadt ist das Wärmekraftwerk. Es gehört zu dem russischen Konzern OGK-3 mit Firmensitz in Ulan-Ude. Am wichtigsten ist aber auch hier die Erdölförderung. Von hier geht eine Pipeline nach Jaroslawl.
Hier gibt es in russischer Sprache noch ein paar Informationen bei "Moi Gorod (Meine Stadt)". Die Stadtverwaltung scheint keine Site zu haben...
http://www.mojgorod.ru/r_komi/pechora/index.html
So, damit will ich meinen Bericht beenden, aber nicht, ohne auf die verwendeten Addons hingewiesen zu haben.
Die Flughäfen sind Freeware von avsim.su.
UUYS Ussinsk:
http://www.avsimrus.com/f/fs2004-sceneri…nload&hl=Usinsk
UUYP Petschora:
http://www.avsimrus.com/f/fs2004-sceneri…load&hl=Pechora
Der Hubschrauber ist von Nemeth Design und die Bemalung stammt ebenfalls von avsim.su. Ferner kamen noch MyWorld, MyTraffic und REX zum Einsatz.
Die Anmerkungen zu den Städten entstanden mit Hilfe von Wikipedia.
Die Rahmenhandlung ist fiktiv und hat mit lebenden oder verstorbenen Personen nichts zu tun...
Der Artikel wurde auch in flusi24.de veröffentlicht. Ich hoffe, dies geht in Ordnung. DA nicht alle Benutzer in beiden Foren sind, hielt ich es für angemessen, ihn hier auch einzustellen.