Air-Berlin-Passagiere müssen in dieser Woche mit Behinderungen rechnen. Die Piloten wollen ihren Forderungen im seit Monaten festgefahrenen Tarifstreit mit einem Warnstreik neuen Druck verleihen.
Piloten von Air Berlin treten in den Warnstreik. Von Mitte der Woche an seien Ausstände bei Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft zu erwarten, teilte die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) am Montag mit. Die monatelangen Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag seien festgefahren, die bisherigen Angebote der Arbeitgeber nicht verhandlungsfähig.
Die in der VC organisierten Piloten forderten mittelfristig eine Heranführung an die in der Branche üblichen Gehälter. Die Airline verlange hingegen deutliche Beiträge der Belegschaft zur Konsolidierung des Unternehmens. Derzeit verdienen die Piloten der VC zufolge deutlich weniger als beispielsweise bei Germanwings oder Condor. Eine "mittelfristige Anpassung" schließe die kommenden drei Jahre ein.
Die Tarifkommission habe den Arbeitgeber bereits mehrfach aufgefordert, ein substanzielles Angebot vorzulegen. Die bisherigen Angebote seien aber unzureichend und nicht verhandlungsfähig. "Die Probleme bei Air Berlin sind hausgemacht", erklärte die Gewerkschaft. Da Air Berlin das eigene Geschäft zunehmend auf Partnerairlines verlagere, sei die Produktivität zwangsläufig gesunken. Dieser Umstand könne aber nicht dem eigenen Personal zur Last gelegt werden.
Die Pilotengehälter seien nur ein kleiner Teil der Air-Berlin-Bilanz, betonte die VC. Eine Erhöhung werde weniger zu Buche schlagen, als die Entwicklung der Treibstoffpreise. Ein neuer Verhandlungstermin ist noch nicht angesetzt.
Im ebenfalls festgefahrenen Tarifkonflikt zwischen der VC und der Lufthansa plant die Gewerkschaft dagegen vorerst keine Streiks. Zuvor hatte die VC-Tarifkommission der Lufthansa vorgeworfen, die wirtschaftliche Lage schwarzzumalen, um der Belegschaft Zugeständnisse abzupressen.
Anders als die Lufthansa steht allerdings Air Berlin unter erheblichem finanziellen Druck. Die Fluggesellschaft hatte nach jahrelangen Verlusten 2011 einen Schrumpfkurs begonnen und den Flugplan ausgedünnt. Spürbare Erfolge des Sanierungsprogramms "Turbine" erwartet die Airline aber erst im dritten Quartal.
Air Berlin teilte am Abend mit, man habe den Piloten trotz der derzeitigen Umsetzung des Turnaroundprogramms ein "faires Angebot" vorgelegt. Nach der bereits erfolgten Einigung mit dem Kabinenpersonal bedauere Air Berlin, dass die Vereinigung Cockpit diesen Weg der Auseinandersetzung suche. Air Berlin werde alles dafür tun, um Flugunregelmäßigkeiten, die bei einem möglichen Streik entstehen könnten, gering zu halten. Nach derzeitigem Stand sollen alle Flüge wie geplant stattfinden. Sobald weitere Informationen vorliegen, werde Air Berlin die Fluggäste informieren.
Quelle: airliners.de