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Donnerstag, 17. Oktober 2013, 13:54

Saisonjobs bei der Lufthansa

Disput um Teilzeit über den Wolken

500 neue Flugbegleiter will die Deutsche Lufthansa AG einstellen. Doch bei den neuen Stellen handelt es sich um saisonal befristete Teilzeitjobs. Und das stößt auf Kritik.

500 neue Flugbegleiter will die Deutsche Lufthansa AG einstellen. Das klingt erst einmal gut, zumal das Unternehmen gerade einen harten Sparkurs fährt und konzernweit etwa 3500 Arbeitsplätze in der Verwaltung streicht. Doch bei den neuen Stellen handelt es sich um saisonal befristete Teilzeitjobs. Und das stößt auf Kritik, beispielsweise bei der Dienstleistungsgesellschaft Verdi.

Anke Schmid, Gewerkschaftssekretärin im Flughafenbüro von Verdi, sagt: „Befristete Verträge sind die neue Krankheit. Die Lufthansa verschärft die ohnehin schon angespannte Situation nun, indem sie Saisonverträge abschließt.“ Zudem kritisiert Schmid, dass die Lufthansa nun bis zu 15 Prozent des Stammpersonals mit befristeten Verträgen ausstatten könne. „Das Berufsbild Flugbegleiter wird so zum Jobber-Modell gemacht, von dem die Leute nicht mehr leben können.“

Gehaltserhöhung von 3,9 Prozent vereinbart
Auslöser der Kritik ist das Jahresarbeitszeit-Modell (JAZ) der Lufthansa. Hierfür sucht die Fluggesellschaft seit Anfang September speziell Studenten und junge Berufseinsteiger, die mit dem Flugbegleiter-Job Zeit überbrücken möchten. Die „JAZ-ler“ werden ganzjährig angestellt und sozialversichert, wobei sie aber nur in den Sommermonaten arbeiten. Die Teilzeitkräfte werden dabei mehr verdienen als festangestellte Flugbegleiter mit derselben Arbeitszeit. „Die Saisonkräfte verdienen im ersten Jahr so viel wie ihre unbefristeten Kollegen im vierten Jahr“, sagt der Leiter der Kabinen-Crews bei Lufthansa, Wolfgang Kohlhagen. Die Verträge der Teilzeitkräfte sind zunächst auf zwei Jahre befristet und können einmalig um weitere zwei Jahre verlängert werden.

Auf diese Regelung hatte sich die Fluggesellschaft im vergangenen Jahr mit der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation (Ufo) geeinigt. Damals hatten Ufo und Lufthansa einen neuen Tarifvertrag für Flugbegleiter geschlossen. So erhielt das Kabinenpersonal eine Gehaltserhöhung von 3,9 Prozent. Zudem erstritt die Ufo für alle Lufthansa-Flugbegleiter einen zweijährigen Kündigungsschutz sowie eine Einmalzahlung. Die Kosten des Abschlusses belaufen sich laut Lufthansa auf etwa 30 Millionen Euro. Das JAZ-Modell war damals ein Zugeständnis der Ufo gegenüber der Lufthansa in der hart geführten Tarifauseinandersetzung gewesen. Gleichwohl sieht Ufo-Chef Nicoley Baublies das neue Teilzeit-Modell als Verhandlungserfolg an: „Wir haben uns dabei an dem französischen Leiharbeiter-Modell orientiert“, sagt Baublies. Es dürfe nicht finanziell attraktiv sein, mit befristeten Saisonkräften zu arbeiten.

Geschönte Zahlen
Mit dem Kompromiss wollte die Lufthansa Streiks verhindern, was ihr auch gelang. Baublies äußerte nach Abschluss des Tarifvertrages, dass Gewerkschaft und Konzern fortan wieder nach gemeinsamen Wegen suchen könnten, um dem scharfen Wettbewerb zu begegnen.
Die Erhöhung des Anteils des befristeten Kabinenpersonals war in der Tarifauseinandersetzung ebenfalls ein Zugeständnis der Ufo gewesen. Allerdings sagt Baublies, dass „die scheinbare Erhöhung auf 15 Prozent lediglich deshalb zustande kommt, weil die Bemessungsgrundlage eine andere ist“. So sei in der Tarifauseinandersetzung erreicht worden, dass nun die ranghöchsten Flugbegleiter, die Purser, und die etwa 500 im Ausland stationierten Flugbegleiter nicht in die Personalgröße einflössen. „Also ergibt sich statt der offiziell kommunizierten Zahl von deutschlandweit 18.000 Lufthansa-Flugbegleitern eine deutlich niedrigere Zahl von lediglich 13.000“, sagt Baublies. Allein deshalb komme die Steigerung des Anteils der befristet beschäftigten Flugbegleiter auf nunmehr 15 Prozent zustande. Schmid widerspricht dieser Deutung. Sie befürchtet, dass die Lufthansa „selbstverständlich die Purser und Kollegen im Ausland mit einbeziehen wird“.

„Verdi hat schon ganz andere Sachen mitgetragen“
Trotz des Sparprogramms „Score“, sucht die Lufthansa nun also mehr als 500 neue Flugbegleiter. „Wir richten unsere Flüge viel stärker als früher nach der Kapazität des Marktes aus“, begründet Kohlhagen den Schritt. Das bedeutet, dass die Lufthansa künftig im Winter für weniger Flüge kleinere Maschinen einsetzen wird. In der Haupturlaubszeit dagegen werden größere Flugzeuge zum Einsatz kommen. „Bisher standen in flugarmen Zeiten mehr Flugbegleiter auf der Lohnliste als nötig, während in den Hochzeiten zu wenig Arbeitskräfte für die Jumbojets und A-380- Airbusse verfügbar waren“, sagt Kohlhagen. 2014 verschärft sich das Problem noch. Dann bekommt die Lufthansa zwei neue A-380-Jets.

Dass Verdi das neue Teilzeitmodell nun pauschal kritisiere, ärgert Baublies. „Verdi hat schon ganz andere Sachen mitgetragen“, sagt er. So sei es beim Bodenpersonal, bei dem Verdi die Verhandlungen führe, gang und gäbe, dass die Lufthansa Auszubildende nach der Lehrzeit entlasse und über eine firmeneigene Leiharbeitsfirma zu günstigen Konditionen wieder einstelle. „Dagegen hat Verdi nichts einzuwenden“, sagt Baublies. In seinen Augen ist das JAZ-Modell jedenfalls eine klare Verbesserung zu den Beschäftigungsverhältnissen befristeter Flugbegleiter zuvor. „Man kann die neuen befristeten Flugbegleiter nicht mit unbefristeten Kollegen vergleichen“, sagt Baublies. Man müsse andere befristete Flugbegleiter zum Vergleich heranziehen.

Quelle: FAZ