Starker Tobak
NASA hält Daten von Pilotenbefragung zurück
NEW YORK - Die NASA hält gegenüber Medien die Ergebnisse einer Langzeitstudie unter amerikanischen Airlinepiloten zurück, mit der der Sicherheitsstand im US Luftverkehr erhoben wurde. Die zwischen 1997 und 2005 durchgeführten Befragungen gingen auf eine vom damaligen US Vizepräsidenten und Nobelpreisträger Al Gore eingesetzte Untersuchungskommission zurück, die sich auch mit Sicherheitsaspekten der zivilen Luftfahrt befasste.
In Telefoninterviews wurden Piloten unter anderem zur Häufigkeit von in letzter Sekunde geänderten Anweisungen der Luftsicherung, von Vogelschlägen oder aus ihrer Sicht gefährlicher Annährung von Flugzeugen in der Luft oder auf dem Rollfeld befragt.
Statistiker bezweifelten indes den Aussagewert der Erhebung. Der Fragebogen sei nicht evaluativ aufgebaut, die von der NASA ausgewerteten Ergebisse könnten mithin nur ein unscharfes Bild der tatsächlichen Sicherheitslage im amerikanischen Luftverkehrsmarkt zeichnen.
Mehrere amerikanische Medien forderten von der NASA dennoch die Freigabe der Daten. Nachdem zwischenzeitlich berichtet wurde, dass die Unterlagen zur Befragung sowie die Auswertungslisten vernichtet worden seien, konnten Recherchen der AP das Gegenteil belegen. Die NASA zeigte sich zur Veröffentlichung der Daten indes nicht bereit.
In einer der AP vorliegenden Stellungnahme der Weltraumbehörde heißt es: "Die Auswertungsdaten könnten das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Sicherheit der Fluggesellschaften, deren Piloten an der Umfrage teilnahmen, und der Luftfahrtbranche im Allgemeinen nachhaltig gefährden und ihr wirtschaftliches Wohlergehen beeinträchtigen."
Medienanwälte ziehen nun eine Klage gegen die NASA in Betracht.
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NASA hält BEricht zurück
Eine NASA-Studie über Flugsicherheit sorgt derzeit für Aufregung in den USA: Vier Jahre lang wurden rund 24.000 Piloten im Rahmen eines 8,5 Mio. Dollar teuren Projekts zu Sicherheitsproblemen im Flugverkehr befragt. Das Ergebnis ist offenbar so heikel, dass die Regierung in Washington sich seit Monaten weigert, den Bericht zu veröffentlichen.
Offenbar geht die Angst um, die Daten könnten das Vertrauen in die zivile US-Luftfahrt nachhaltig erschüttern und die Airlines wirtschaftlich schädigen.
Viel mehr Zwischenfälle
Die Studie kam unter anderem zu dem Ergebnis, dass Zusammenstöße mit Vögeln, Beinahe-Kollisionen in der Luft und Zwischenfälle auf den Start- und Landebahnen mindestens doppelt so oft vorkommen wie laut bisherigen Regierungsberichten. Auch die Zahl von Fällen, in denen Piloten in letzter Minute angewiesen werden, ihre Landepläne zu ändern, fiel demnach deutlich höher aus als bisher angenommen.
NASA macht Schritt zurück
Nach massiver Kritik, die im Zuge der publik gewordenen Recherchen der Nachrichtenagentur AP laut geworden war, versuchte die NASA nun zu beruhigen und kündigte an, möglicherweise Teile der Studie zu publizieren. Vergangene Woche hatte die US-Raumfahrtbehörde die mit der Umfrage beauftragte Firma angewiesen, alle Daten auf ihren Computern zu löschen. Der US-Kongress kündigte nach Bekanntwerden des Zwischenfalls eine eigene Untersuchung in der Causa an und wies die NASA an, die Daten zu speichern.
AP erfuhr über die Studie von einer damit befassten Person, die wegen des verhängten Sprecherverbots anonym blieb.
Gefahr für Vertrauen
Ein hoher NASA-Vertreter hatte zuvor zugegeben, dass die Daten das Vertrauen in die Fluglinien erschüttern könnten. Mit diesem Argument wurden der AP die Daten verweigert. Die Nachrichtenagentur hatte zuvor 14 Monate lange unter Berufung auf das US-Gesetz über die Freiheit der Information vergeblich versucht, an die Informationen heranzukommen. Die NASA informierte zwischenzeitlich auch die US-Luftfahrtbehörde FAA. Diese zeigte sich über einige der Ergebnisse besorgt, äußerte aber laut der "International Herold Tribune" (IHT) auch Zweifel an der Methode der Untersuchung.
"Daten sind sehr stark"
Laut Luftfahrtexperten, die von AP zitiert werden, könne der unter Verschluss gehaltene Bericht wichtige Hinweise auf bisher unterschätzte Sicherheitsprobleme geben - auch wenn in den vergangenen Jahren die Zahl von Toten durch Flugzeugunglücke gesunken sei. "Die Daten sind sehr stark", so der Experte Robert Dodd, der von NASA beauftragt wurde, die Studie zu leiten. Die Datenerhebung sei "sehr wissenschaftlich" gewesen.
Die NASA-Studie wurde in Auftrag gegeben, nachdem 1987 eine Kommission des Weißen Hauses die Reduzierung tödlicher Luftfahrtunfälle um 80 Prozent vorgeschlagen hatte. Die Unfallrate fiel seitdem um 65 Prozent. John Krosnick von der Stanford University, der der NASA bei der Erstellung des Fragebogens half, wies darauf hin, dass den Airlines nicht bewusst sei, wie viele kleine Probleme es tagtäglich im Flugbetrieb gebe. Diese würden selten einen Unfall verursachen - die Wahrscheinlichkeit aber erhöhen.
Quelle :
ORF.at