Bei Fluggesellschaften zählt jetzt jedes Kilo
Not macht erfinderisch. Rund um den Globus versuchen Manager von Fluggesellschaften, den Kerosinverbrauch ihrer Flugzeuge zu drücken. Sie tun alles, um das Gewicht der Flugzeuge zu vermindern. Einige Airlines sparen sogar am Wasser für die Klo-Spülung.
Not macht erfinderisch. Rund um den Globus versuchen derzeit Manager von Fluggesellschaften, den Kerosinverbrauch ihrer Flugzeuge zu drücken. Fliegen wird immer teurer. Allein die US-Anbieter werden in diesem Jahr – wenn die Preise nicht fallen– rund 61,2 Mrd. Dollar für Kerosin ausgeben müssen, wie die Air Transport Association ATA schätzt. Das ist fünf Mal mehr als 2002, als viele Amerikaner es nach den Terroranschlägen in New York vermieden zu fliegen.
Angesichte der Riesen-Verluste, die der Branche drohen, tun die Fluggesellschaften alles, um das Gewicht der Flugzeuge und damit den Sprit-Verbrauch zu vermindern. Passagiere von China Southern wurden bereits aufgefordert, sich vor Flugantritt zu erleichtern – um Wasser für eine WC-Spülung zu transportieren, ist ein Liter Kerosin nötig. Deshalb füllen auch die Lufthansa und TUIfly ihre Wassertanks nicht mehr einfach voll, sondern rechnen genau aus, wie viele Passagiere mitfliegen und wie viel Wasser diese verbrauchen könnten.
Knallhart kalkuliert wird auch bei der Betankung mit Kerosin. Die Reserve ist bei vielen Fluggesellschaften auf das Nötigste geschrumpft. Die Sprit-Einkäufer von Air Berlin rechnen zudem zum Beispiel genau aus, ob es sich lohnen könnte andernorts in Europa voll zu tanken, wo Kerosin billiger ist als in Deutschland. Essen wird oft am Start -und am Zielort geladen.
Mittlerweile Standard ist die regelmäßige Wäsche der Flugzeug-Turbinen. Damit lassen sich laut Lufthansa 0,5 Prozent Treibstoff einsparen. Und auf den Taxiways wird nur noch mit einem gestarteten Triebwerk gen Startbahn gerollt. TUIfly lässt zudem seit einigen Wochen langsamer fliegen. Das spart Sprit. Pro Flug bleiben die TUI-Maschinen mittlerweile zwei bis drei Minuten länger in der Luft. Die Flotte braucht so aufs Jahr gerechnet rund 3000 Tonnen weniger Kerosin. In der Kabine will TUIfly laut Sprecher Herbert Euler allerdings nicht sparen. „Dann würde die Qualität leiden.“
Andere sind da weniger zimperlich. Bei US Airways wurden jüngst Chips und Erdnüsse gestrichen. Angeblich diskutieren Manager von US-Airlines gar darüber, ob künftig das Körpergewicht der Fluggäste Einfluss auf die Ticketpreise haben sollte. Aber es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis nicht nur Koffer, sondern auch ihre Besitzer auf die Waage müssen. Außerdem lohnt es sich viel mehr, alte Sprit schluckende Jets möglichst schnell aus dem Verkehr zu ziehen. So haben zum Beispiel die US-Gesellschaften Northwest Airlines bereits alte DC9 in der Wüste in Arizona geparkt, American Airlines einen Teil ihrer Sprit schluckenden MD80 ausgemustert und der Lufthansa-Partner United sechs Boeing 747 aus dem Verkehr gezogen.
Auch Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber hat in der WELT ONLINE bereits angekündigt, im schlimmsten Fall lieber einen Teil der Flotte still zu legen oder schneller durch sparsamere Jets zu ersetzen, als mit Verlust weiterzufliegen. „Sollte der Markt weicher werden, können wir immer noch ältere Maschinen schneller ausmustern als geplant und verkaufen. Das spart zusätzlich teuren Treibstoff.“ Am meisten Kerosin gespart werden könnte nach Ansicht deutscher Luftfahrt-Manager aber immer noch durch eine einheitliche europäische Flugsicherung. Damit könnten die Gebühren halbiert, acht bis zwölf Prozent CO2 und bis zu vier Prozent Kerosin pro Flug eingespart werden.
Quelle: Welt.de