» Ryanairs größter Geizhals muss investieren «
Ende Februar verschwindet die Ryanair-Homepage für drei Tage von der Bildfläche - weil Michael O'Leary es mit dem Sparen übertrieben hat.
Die Geschäftsstrategie von Ryanair-Chef Michael O'Leary beruht alles in allem auf drei Säulen: Sparen. Knausern. Geizen. Der Ire war schon immer etwas gewiefter als die Konkurrenz, wenn es darum ging, Kosten zu kappen. Einst, so will es zumindest die Legende, machte er den Taxischein nur aus einem einzigen Grund: um auf dem Weg zur Arbeit die freie Busspur nehmen zu dürfen und dadurch wertvolle Zeit zu sparen. Time is money.
Und Geiz ist geil. Diese Einstellung vertritt nicht nur O'Leary; sie wird von den meisten Kunden seiner Billigairline uneingeschränkt geteilt. Darum macht es den Ryanair-Passagieren nichts aus, dass jeder Minikoffer im Gepäckraum teuer abgerechnet wird - sie nehmen einfach keinen Minikoffer mit. Und es ist ihnen auch schnurz, dass in jede Kabinennische noch ein Sitz gequetscht wird - solange der Platz nur preiswert zu haben ist. Die Kunden akzeptieren sogar, dass die Internetseite von Europas größter Billigfluglinie ausschaut, als hätte der Chef sie nach Besuch eines VHS-Kurses für Onlinedesign eigenhändig gestaltet - Hauptsache, sie können jederzeit buchen.
Schwarzer Bildschirm Ende Februar
Bloß: Genau das ist zwischen dem 22. und dem 25. Februar nicht möglich,
www.ryanair.com verschwindet für drei Tage von der Bildfläche. Der Grund ist, wenn man denn so will, ausgerechnet im Billigwahn O'Learys und seiner Kunden zu suchen. Viele Flugreisen waren auf der Homepage nämlich deutlich preiswerter ausgezeichnet, als sie die Kunden letztlich bekamen. Das monierte jedenfalls die britische Verbraucheraufsicht OFT, die Ryanair daraufhin verpflichtete, die Angebote auf der Website klarer anzuzeigen. Glaubt man Angaben aus der Branche, dann ist genau das der Grund, warum die Fluggesellschaft ihre Internetseite nun für drei Tage dichtmachen muss. Ryanair bestreitet diese Version allerdings.
Doch so oder so, der dreitägige Blackout könnte das Unternehmen teuer zu stehen kommen, schließlich buchen rund 90 Prozent der Ryanair-Passagiere ihre Flüge online. 20 Mio. Pfund Umsatzverlust drohen der Airline, rechnet man den Jahresumsatz auf drei Tage herunter. Stephen Furlong, Analyst bei Davy Stockbrokers, macht indes eine andere Rechnung auf. Erstens falle die Schließung in die buchungsärmste Zeit des Jahres. Und zweitens generiere eine neue Homepage vermutlich auch neue Einnahmen, schließlich soll die Seite künftig deutlich mehr Kunden abfertigen können als bislang.
Furlongs Prognose: Letzten Endes wird Ryanair den Umsatzausfall der drei Februartage mehr als auswetzen. Geizhals O'Leary hätte in diesem Fall seinen Schnitt mal wieder gemacht. Wenn auch ausnahmsweise nicht durch sparen, geizen oder knausern - sondern durch die Investition in einen Relaunch der Homepage.
Quelle: FTD