In den 90er des letzten Jahrtausends hatte ich das Glück dreimal für längere Zeit in Nepal zu weilen. Genauer gesagt in Kathmandu.
Das Staatsgebiet von Nepal umschließt einen großen Teil des Himalayas, in dem die höchsten Berge unseres Planeten liegen. Das Land war und ist immer noch sehr arm mit einem pro Kopf Einkommen von ca. 450 Dollar pro Jahr.
Nachdem ich in der Heimat alle, zur damaligen Zeit, nötigen Impfungen hinter mich gebracht hatte und das Visum im Pass eingetragen war, konnte es losgehen. Geflogen wurde mit Royal Nepal über Dubai nach KTM. Von dort ging es weiter über Pakistan und Indien nach Nepal.
Mir war es vergönnt den Flug von Dubai nach KTM im Cockpit zu verbringen.
Als wir uns Nepal nährten, tauchten am Horizont die Gebirgszüge des Himalaya auf. Sie wurden größer und größer! Man hatte das Gefühl, obwohl wir über FL 300 flogen, die Berge würden auf Augenhöhe sein.
Der Anflug durfte nur vom Capt. durchgeführt werden.
Das briefing für den approach wurde durchgeführt.
Der Capt. flog und konzentrierte sich dabei voll auf seine Instrumente, während die Copilotin ständig die Höhe und Entfernung zum VOR KTM ansagte.
Wie man aus der Chart unschwer erkennen kann, wird in Stufen gesunken. Ist schon ein prickelndes Gefühl, wenn die Berge im Anflug links und rechts höher sind als der Flieger sich selbst bewegt
. Dazu kam, dass kurz davor eine A300 vom "rechten" Weg abkam und an einem Berg zerschellte.
Auch tauchten wir immer mal wieder in Wolken ein. Aber seht selbst , habe ein kleines Video davon.
hier geht es lang
Nach der Landung die Einreise in das Land. Beim Verlassen des Terminals war ich erst einmal "erschlagen", von dem Lärm, den Abgasen und überall reckten sich dünne, bettelnde Kinderärmchen hoch
. (das wäre nichts für meine sensible Gattin gewesen)
Das nächste Taxi war meins!
Na, ja in meinem Heimatland würde das Teil schon seit Jahren im Museum stehen.
Alter Peugeot bei dem man nicht wusste wer älter war der Fahrer oder das Vehikel.
Mein Ziel war das Shangri La Hotel, auf der anderen Seite von Kathmandu. Ergo quer durch die Stadt.
Ich bin ja schon viel in der Welt herumgekommen, aber das war kein Verkehr sondern der Wahnsinn. Alles wuselte durcheinander, Fahrräder, Mopeds Tuck Tucks, Autos (wobei das neuste sicherlich schon 10 Jahre hinter sich hatte). Regeln? Was sind Regeln! Zu allem Überfluss fuhren die hier auch noch auf der falschen Seite!
Die Luft war geschwängert mit Abgasen, dazu lautes, ständiges hupen. Aber nach einer längeren Fahrt kam ich heil im Hotel an
. Die Nerven waren etwas zerrüttet, aber die visuellen ersten Eindrücke außerhalb der Kalesche, konnte ich dank recht zerkratzter Scheiben, nur zum Teil verinnerlichen.
Diesen Zustand hatten die Scheiben, dank ständiger "Pflege" mit einem Lappen, aber leider ohne Flüssigkeit, zu verdanken.
Das Hotel Shangri La, lag vom Fluthafen gesehen auf der anderen Seite der Stadt. Eine Oase der Erholung.
Weit ab vom Verkehr und höher gelegen so dass es oberhalb der Dunstglocke lag. Eine ganz andere Welt.
Obwohl mich doch ein schlechten Beigeschmack quälte , angesichts der Einfachheit und Armut um mich herum
.
Ein langer Tag lag hinter mir. ich wollte nur noch was essen und dann an der Matratze horchen.
Die Stadt und das Land hielt für mich noch sicherlich vieles bereit......
Der nächste Tag entschädigte mich, für die ganzen Strapazen, mit einem herrlichen Blick, über die Dächer von Kathmandu, auf einen kleinen Teil des Himalaya.
Nach einem ausgiebigen, sehr guten Frühstück bereitete ich mich auf meinen ersten Tag am Airport vor.
Mit dem Taxi ging es wieder durch die Stadt zum Flughafen, welcher auch etwas höher als die Stadt selbst liegt. Der Vorteil, die Abgasglocke der Stadt reichte nicht bis hierher. Der Blick, von meinem Arbeitsplatz, über das Vorfeld auf die Berge war atemberaubend schön.
Aber dieses ist ja ein Reisebericht und keiner über meine Tätigkeit dort, obwohl man mit dem erlebten Bücher füllen könnte.
Da ich auch etwas Freizeit hatte,
möchte ich hier berichten, wie ich Land und Leute erlebt habe und den einen oder anderen Tipp geben. Viel wird sich nicht verändert haben.
Von meinem Arbeitsplatz am Airport, bot sich ein Spaziergang zum Pashupatinath an. Der Weg führt vorbei an einem Golfplatz, welcher den Offizieren vorbehalten war. An einem Wäldchen entlang, wo auf der anderen Seite des Weges, kleine Verkaufshütten standen. Eine machte mich besonders neugierig .
Es war ein Verkaufstand, wo handgearbeitete Kunstwerke von Leprakranken verkauft wurden. Ich schaute mich interessiert um und wurde auf einmal in Deutsch angesprochen. Eine nette Dame fragte, ob Sie mich zu einer Tasse Tee einladen dürfte. Dieser netten Geste konnte ich nicht wiederstehen. Es entwickelte sich eine lebhafte Unterhaltung, in der ich sehr viel über die Krankheit und das Land an sich erfuhr. Wie sich im Laufe des Gespräches herausstellte, war die freundliche Dame, die Gattin des deutschen Botschafters in KTM. Sie leistete hier freiwillig soziale Hilfsarbeit.
Als ich diesen Stand nach geraumer Zeit verließ, war ich um vieles schlauer. Hatte eine Spende hinterlassen und eine gute Bekannte dort gewonnen. Ich setzte meinen Ausflug fort.
Pashupatinath ist der wichtigste Hindu Tempel Nepals. Verehrt wird hier Shiva. Die Hindus glauben an die Wiedergeburt. Der Körper ist vorrübergehend "Tempel der Seele" und wird nach dem Tod durch Verbrennung in den Kreislauf der Natur zurückgegeben. (Kurzfassung)
Der Haupttempel ist für nicht Hindus verbotene Zone. Auf meinem Weg landete ich am Hang gegenüber des Tempels. Dort konnte man von Bänken dem Treiben am heiligen Fluss und rund um den Tempel zuschauen.
Über den Fluss führte eine Brücke zum Tempel. Links und rechts neben dieser Brücke waren Plattformen auf denen die Toten verbrannt wurden. Die Asche wird dem natürlichen Kreislauf zugeführt indem man sie dem Fluss überlässt.
Ist für uns Europäer schon ein befremdliches Bild, wenn man über den Fluss schaut und dort den Rauch von den Verbrennungsplätzen aufsteigen sieht. Links von der Brücke für die Armen, rechts davon die reichen. Gut erkennbar an der Menge des Holzes auf dem Scheiterhaufen. Holz ist rar und teuer. Bei diesem Anblick kommt man schon ins grübeln.
Trotz des Erlebten verspürter ich ein leichtes Hungergefühl.
Da ich ein Anhänger jeglicher heimischer Küchen und den Ratschlägen meines Prof. vom Tropeninstituts folge leistete, die da lautete: gekocht und gebraten kann man(fast) alles verkonsumieren, begab ich via Taxi nach Thamel.
Thamel ein Stadtteil der zum Schmelztiegel wurde. Hier findet man Touristen aus aller Herren Länder, denn in diesem Viertel gibt es Restaurants, (bitte nicht mit unseren vergleichen), Hotels der untersten Preisklasse, Geschäfte und für die meisten ganz wichtig, Trekkingbüros konzentriert . In Deutschland würde man das weitläufig unter Vergnügungsviertel einstufen.
Thamel sollte man mit äußerster Konzentration betreten, in Bezug auf seine IRU und GPS Einrichtung im Oberstübchen, denn es gibt hier keine Straßennamen. Dafür viele kleine verwinkelte Gassen und gaaanz viele Menschen. Zurück möchte man ja auch. Fragen! Wen Fragen? Nach was Fragen? Aber so schwer ist es auch nicht, denn sonst könnte ich das hier nicht verfassen.
"Restaurant" ins Auge gefasst
und geentert. Es hatte einen kleinen Außenbereich, wo man unter freiem Himmel schmausen konnte. Getreu dem Motto "meines" Tropenonkel von der Tropenabteilung folgend, bestellte ich mir ein Yak Steak mit hausgemachten "Pommes" gut durch.
Dazu ein großes Blondes.
Was soll ich sagen, beides war zu meiner vollsten Zufriedenheit, nur die Ratte die ab und an über die Tischkante lugte macht ich etwas nervös.
Wir wurden uns einig, das Steak war für mich!
Man sollte dabei wissen, das in Nepal Ratten nicht umgenietet werden, denn es könnte ja eine Wiedergeburt eines Verwandten sein.
Man erinnere sich Hinduismus!
Ps. Bei meinen späteren Besuchen in diesem "Speiselokal" konnte man sagen die Ratte(getauft von mir auf Speedy) und ich schlossen einen Nichtangriffspakt.
Wobei so mancher Crew die ich hier hin schleppte etwas "befremdlich" reagierte.
(Aber das ist eine andere Geschichte)
Zu guter Letzt noch einen Khukuri (einheimischer Rum) zum setzen und desinfizieren des ganzen.
Man kann ja nie wissen mit dem gebratenen und so. Den zweiten sparte ich mir wegen der Navigation.
Die Rechnung für diesen Schaus betrug umgerechnet ganze 2 Us Dollar.
Im weiteren Verlauf meines Aufenthaltes erkundigte ich erst einmal die Stadt die, für den interessierten Besucher, doch einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten hatte (hat).
Nach einigen Tagen Erfahrung mit der "Navigation" im Zentrum von KTM
, ließ ich mich mit einem Tempo in die Altstadt fahren. (Tempos sind dreirädrige Fahrzeuge mit Taxameter, die etwas preiswerter sind als die Taxis )
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Wenn man in den Alltag der Menschen, die hier leben eintauchen will, sollte man zu Fuß durch die Gassen der Altstadt bummeln und das mit offenen Augen für die Details am Wegesrand
. Da schoben sich bunt gekleidete Frauen durch die engen Gassen, Tibeter mit traditionellen Zöpfen, Kinder in Schuluniformen und halbwüchsige , die stolz ihre neusten Errungenschaften spazieren trugen.
Die Altstadt war wie ein orientalischer Basar aufgeteilt. In der einen gab es überwiegend Schuhe , in der anderen Importe aus China usw. Mein Weg führte mich in so manche Seitenstraße und überall warteten Überraschungen in diesem bunten Treiben.
Mittendrin eine Feuerwache, wobei ich im ersten Moment dachte
es wäre ein Museum für diese Fahrzeuge.
Weit gefehlt es war das Einsatzgerät der hiesigen Brandbekämpfter.
Mitten im Herzen der Altstadt liegt der Durbar Square (Palastplatz). Das größte Gebäude darauf ist der alte Palast, der bis 1908 die Residenz der Könige von Nepal war. Der Palast war zur Besichtigung frei gegeben. Ein Besuch lohnte sich zumal man etwas über die Geschichte der Dynastie des Herrscherhauses erfuhr.
Auf und an diesem Platz gab es sehr viele historische Gebäude und Tempel. Besonders zu erwähnen wäre da das Haus der Königlichen Kumari.
Sie verkörpert(e) Taleju , die Schutzgöttin der Hindu Könige des Tales. Die Kumari darf das Amt nur ausüben, solange sie "rituell rein" rein ist, d.h. nicht blutet, also spätestens bis zur ersten Regel.
Sie darf das Haus kaum verlassen und zeigt(e) sich manchmal für Sekunden an ihrem Fenster, wobei sie nicht fotografiert werden darf. Das Haus selbst hatte einen sehr schönen Innenhof welcher besichtigt werden durfte.
Zu erwähnen wäre das noch die New Road, die sich durch den südlichen Teil der Altstadt zog und eine "moderne" blühende Geschäftsstraße war
. Hier gab es viele Geschäfte, mit auch zum Teil, hochwertigen Konsumgütern.
Ich hoffe dem werten Leser somit die Stadt etwas näher gebracht zu haben. In dem nächsten und letzten Teil werde ich ein paar Ausflüge beschreiben die man unbedingt gemacht haben sollte. Sie führten mich raus aus der Stadt und dem Tal.
Sicherlich wird sich der eine oder andere Leser noch an meine erste Taxifahrer in KTM erinnern.
Jenen Taxidriver traf ich vor meinem Hotel wieder. Da sein Fahrstiel meinem Überlebenswillen am nächsten kam, ernannte ich ihn zu meinem persönlichen Chauffeur für meine Ausflüge in das Umland.
Dieser gute Mann war die Verlässlichkeit in Person. Man merkte doch den britischen Einfluss.
Unser erste gemeinsame Ausflug führte uns nach Kakani. Dieser Aussichtspunkt liegt etwa 30 km nordwestlich von KTM. Man gut das ich nicht vorher wusste auf was ich mich da eingelassen hatte.
Die Straße, oder besser gesagt was sich so nannte, war eine schmale, mit Schlaglöchern übersäte Naturpiste. Auf der einen Seite steile Felswand. Au der anderen Seite ging es steil nach unten. Dazu Gegenverkehr und kaum zu glauben aber auch vorm überholen schreckte man nicht ab.
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Leider hatte ich einen schlechten Tag gewählt, denn es war dort oben sehr wolkig und kalt. Von der schönen Aussicht auf den Himalaya konnte keine Rede sein.
Beunruhigen tat mich der Gedanke, dass ja die Abfahrt noch bevorstand.
Die Lösung für die Milderung dieses Gemütszustandes lag so nah und zwar in Form eines kleinen Gasthauses. Dort genehmigte ich mir einen oder auch zwei Khukuri und die Abfahrt nahm ich gelassen hin.
By the way: 1992 also ein paar Jahre vor meinem Besuch hier zerschellte an diesem Berg eine A310 der TAI.
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