Muffensausen bei Air Berlin?
Pünktlich zur Eröffnung der ILA hält Air Berlin eine neue Hiobsbotschaft parat. Die Fluggesellschaft fährt ihr China-Angebot wieder zurück. Sollte der Ryanair-Chef mit seiner düsteren Prognose doch recht behalten?
"Air Berlin ist verloren. Das ist eine Airline mit hohen Kosten, die Geld verliert", sagte der Chef des größten europäischen Billigfliegers vor zwei Wochen. Mit jedem Tag, an dem der Ölpreis haussiert, wächst in der Branche die Zahl derer, die glauben, dass er Recht haben könnte.
Denn gerade die Billigflieger sind für die hohen Ölpreise besonders anfällig, betonte Georg Jegminat, Luftverkehrsexperte beim Touristikfachblatt FVW. Sie seien nämlich von der Kostenstruktur her ohnehin schon sehr schlank: "Sie haben nicht mehr viel zum Wegsparen." Ihnen bleibe nur, die Preise zu erhöhen – auf die Gefahr hin, sich ihrer Kundschaft zu berauben.
Strategische Kehrtwende
Der im SDax notierte deutsche Billigflieger Air Berlin wählte nun einen anderen Weg, um der Kostenexplosion Herr zu werden: Ab Juni würden die Flugverbindungen zwischen Düsseldorf und Schanghai wieder reduziert. Ab Juli solle es anstelle von fünf nur noch drei Flüge je Woche geben, teilte Deutschlands zweitgrößte Fluglinie am Dienstag in Berlin mit.
Als Gründe führte Air-Berlin-Chef Joachim Hunold die rückläufige Nachfrage für den chinesischen Markt und die hohen Treibstoffpreise an. Air Berlin hatte seine China-Verbindungen erst am 1. Mai aufgenommen und Ende April verkündet, die ersten Flüge in das Reich der Mitte seien "gut gebucht".
Keine gute Zeit für Airliner-Aktien
Die Air-Berlin-Aktie stürzte nach dieser Meldung bis zu 3,5 Prozent auf 7,12 Euro ab und war damit nur noch unweit von ihrem Allzeittief bei 6,90 Euro entfernt. Die negative Erwartungshaltung der Anleger an den Titel spiegelt sich auch im Chart der Air-Berlin-Aktie wider: Kurz-, mittel- und langfristig ist der Abwärtstrend völlig intakt.
Angesichts der Ölpreishausse sind Airliner-Aktien weltweit unter Druck geraten. In nur einem halben Jahr kletterte der Ölpreis von unter 90 Dollar pro Fass auf über 130 Dollar. Kerosin verteuerte sich seit Januar um 55 Prozent. Das hatte zuletzt unter anderem zu einer Gewinnwarnung bei Air France KLM geführt. In den USA rutschten American Airlines tief in die roten Zahlen und kündigten daher an, ihre Kapazitäten um zwölf Prozent zu verringern, Jobs zu streichen und 75 Flugzeuge auszumustern.
Quelle: Börse.ard