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Airbus zieht einen Großauftrag nach dem anderen an Land. Nach China bestellte nun auch Indien den Kassenschlager A320 beim europäischen Flugzeugbauer. Die indische Fluggesellschaft IndiGo orderte 180 Flugzeuge des Typs A320neo - damit sind die Inder Erstabnehmer für die neue Version des Erfolgsmodells von Airbus. Dies ist nicht die einzige Premiere: Die Bestellung sei der größte Einzelauftrag für Passagierjets in der Geschichte der kommerziellen Luftfahrt, teilte die EADS-Tochter mit. Quelle:dapd, dpa-AFX
(Foto: imago)
Handelsblatt Schreibt
Auftragsboom für A320: Airbus macht Riesengeschäft mit kleinen Jets
Während es beim doppelstöckigen Riesenjet A380 kriselt, brummt das Geschäft mit dem kleinen Bruder A320. Der europäische Flugzeugbauer Airbus kann sich zum Jahresanfang vor Aufträgen kaum mehr retten. Die Produktion der Brot-und-Butter-Maschinen muss hochgefahren werden. Davon profitieren auch die deutschen Mitarbeiter.
ali/fas PARIS/MÜNCHEN. Nach Angaben aus französischen Gewerkschaftskreisen gibt es bei Airbus Überlegungen, die Produktion auf 40 Maschinen pro Monat auszubauen. Eine Sprecherin des Unternehmens sagte, dass es hierzu noch keine Vorbereitungen gebe. Derzeit produziert Airbus 30 Maschinen des A320 pro Monat. Um der Nachfrage vor allem aus Asien Herr zu werden, ist bisher eine Ausweitung der Produktion ab dem 1. Juli 2008 auf 36 Maschinen geplant, wie eine Sprecherin dem Handelsblatt sagte.
Die Bestellungen sind eine gute Nachricht für den Airbus-Standort Hamburg, wo rund die Hälfte der Mittel- und Kurzstreckenflugzeuge der Familie A320 endmontiert wird. Die andere Hälfte wird im französischen Toulouse zusammengebaut. Mittlerweile stehen bei Airbus 1 900 noch nicht gebaute A320 in den Büchern. Wer jetzt bestellt, bekommt sein Flugzeug erst weit im nächsten Jahrzehnt ausgeliefert. Besonders Billigflieger setzen auf die kleinen bis mittelgroßen Maschinen. Denn Flugzeuge mit einer Kapazität bis 250 Sitzplätzen und zwei Triebwerken lassen sich kostengünstig betreiben.
Um der Auftragsflut Herr zu werden, baut Airbus ein zusätzliches Werk in China. Ab 2011 sollen in der Hafenstadt Tianjin 4 Maschinen pro Monat produziert werden, um die Nachfrage aus China nach dem Kurzstreckenflugzeug mit einer eigenen Produktion befriedigen zu können. Denn in Asien winkt das größte Wachstum. In Indien und China mangelt es an Straßen. Das Transportmittel zwischen den Wirtschaftsmetropolen ist das Flugzeug. China baut seine Flughäfen massiv aus, Indien hinkt noch hinterher. In beiden Ländern werden Piloten knapp.
Kompensation für A380
„Die A320-Aufträge helfen uns, die fehlenden Stückzahlen der A380 zu kompensieren“, sagt ein deutscher Zulieferer der Luftfahrtbranche dem Handelsblatt. Airbus musste im vergangenen Jahr einräumen, dass der Riesenflieger A380 zwei Jahre später als erwartet zu den Kunden kommt. „Vier bis fünf A320 ersetzen uns die Produktion einer A380“, lautet die Rechnung des Zulieferers.
Auch der Bilanz der EADS-Tochter hilft der Boom bei den Kurzstreckenjets. Denn die verzögerte Auslieferung des Riesenairbus A380 schlägt bis 2010 mit knapp 5 Mrd. Euro zu Buche. Mit einem Stückpreis von 66,75 Mill. Dollar bringen die A320-Verkäufe erst bei großen Volumina Erleichterung. Zudem handeln Großkunden bei älteren Flugzeugmodellen üblicherweise üppige Rabatte aus. Dafür sind die Entwicklungskosten des Flugzeugs in den neunziger Jahren abgeschrieben worden.
Lesen Sie weiter auf Seite 2: Zig neue Bestellungen für den kleinen Airbus.
Derzeit entfallen rund 90 Prozent der Stückzahlen in Auslieferung und Produktion auf die A 320-Flugzeugfamilie. Auch das Boeing-Konkurrenzmodell 737 liegt gut im Rennen. Boeing hat das Flugzeug Mitte der 60er-Jahre entwickelt und mittlerweile eine vierte Version unter dem Namen „Next Generation“ aufgelegt. Allein im vergangenen Jahr wurde die 737 in der vierten Generation 300-mal ausgeliefert.
Am Montag hat die malaysische Low-Cost-Gesellschaft Air Asia 50 Flugzeuge des Typs A320 geordert, teilte Airbus mit. Darüber hinaus hat das Unternehmen eine Option für 50 weitere Maschinen gezeichnet. Die Fluggesellschaft hatte zuvor bereits 100 Maschinen desselben Typs bestellt. Die 100 Flugzeuge haben einen Listenpreis von 6,5 Mrd. Dollar.
Die Leasing-Gesellschaft Singapore Aircraft Leasing Enterprise (SALE) hat ebenfalls 20 Flugzeuge des Typs A320 bestellt. SALE hat sich dazu noch eine Option für 10 weitere Maschinen einräumen lassen. Die Leasing-Gesellschaft orderte ferner 20 Mittelstrecken-Flugzeuge beim Konkurrenten Boeing vom Typ B 737-800. Der spanische Touristik-Konzern Marsans orderte bei Airbus 12 Langstrecken-Flugzeuge vom Typ A330-200 und zeichnete eine Kaufoption für 10 weitere Flugzeuge.
Vor allem die großen Leasingfirmen wie ILFC und GECAS haben in den vergangenen Jahren mehrere hundert kleine Airbus-Maschinen geordert. Flugzeugleasing ist für die meisten Airlines mangels Eigenkapital die einzige Möglichkeit, ihre Flotten zu vergrößern.
Schwacher Dollar belastet Airbus
Doch trotz aller Erfolge bleibt ein großes Problem für Airbus: der schwache US-Dollar. Flugzeuge werden in Dollar abgerechnet, Airbus produziert aber fast ausschließlich im Euro-Raum. Um die Dollarschwäche zu kompensieren und Produktionsausfälle bei der A380 ausgleichen zu können, will der Konzern bis Ende des Jahrzehnts die Produktionskosten um 2 Mrd. Euro pro Jahr drücken. Gewerkschaftskreisen zufolge will Airbus-Chef Louis Gallois bereits Ende der Woche Einzelheiten des Sanierungsprogramms „Power 8“ präsentieren. Geplant sind Werksverkäufe, mehrere zehntausend Arbeitsplätze könnten ausgelagert werden.
Quelle:
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/…-jets;1201697;2
Gruß
Andy