Wieder müssen Mitarbeiter einer Firma unter dem was "Nieten in Nadelstreifen" angerichtet haben leiden.
Paarung als Ausweg
Der Reise- und Logistikkonzern Tui hat angekündigt, die bestehende Kooperation mit Air Berlin zu vertiefen. Das ist der jüngste Schritt zur Konsolidierung des zersplitterten deutschen Luftverkehrsmarktes.
Mittelfristig dürften hier zu Lande noch zwei größere Airline-Pole übrig bleiben: die Lufthansa mit Germanwings und vielleicht bald der Condor auf der einen Seite, Air Berlin mit der neu erworbenen DBA sowie den Tui-Airlines HLX und Hapagfly auf der anderen.
Diese Entwicklung wäre zwar nicht für die Kunden, weil die Preise steigen könnten, wohl aber für die Branche begrüßenswert. Denn die könnte Überkapazitäten leichter beseitigen und wieder angemessene Renditen erwirtschaften. Insofern liegt das Tui-Management richtig, wenn es die hauseigenen Fluggesellschaften in eine breitere Allianz einbringen will. Andererseits ist der Plan ein weiteres Indiz für das Scheitern der Strategie des "integrierten Reisekonzerns". Die Vision des Vorstandschefs Michael Frenzel, entlang der gesamten Wertschöpfungskette - vom Flug bis zum Hotel - Geld zu verdienen, geht nicht auf. Jetzt rudert er zurück. Die Kapitalintensität des Geschäftes soll verringert werden, lautet die neueste Devise. Da passen Airlines mit superteuren Flugzeugen eben nicht mehr ins Konzept.
Alles nicht weiter tragisch, könnte man sagen, wäre der stetige Strategiewechsel nicht Frenzels Markenzeichen. Seit knapp 13 Jahren scheint der Top-Manager die ehemalige Preussag zum persönlichen Experimentierlabor erklärt zu haben. Flatterhaft machte er aus dem Gemischtwarenladen zunächst einen Technologiekonzern, dann einen Reiseanbieter mal mit, mal ohne Logistik. Besonders bitter: Der einst von der Preussag abgespaltene Stahlproduzent Salzgitter ist heute an der Börse mehr wert als die frühere Muttergesellschaft.
Quelle: Handelsblatt
Hapagfly soll knapp 200 Stellen kappen
Die Tui-Tochter Hapag-Lloyd will bei der Zusammenlegung der Flugsparten HLF und HLX mindestens 193 Stellen abbauen. Das geht aus einem internen Schreiben hervor, das manager-magazin.de vorliegt. Nach den Kürzungen ist ein Verkauf des Flugbetriebs nicht auszuschließen.
Hamburg/Hannover - Bereits in den kommenden Monaten sollen bei Hapag-Lloyd Flug (HLF) 193 Stellen abgebaut werden. Auf der jüngsten Sitzung des Wirtschaftsausschusses im Aufsichtsrat wurde die Streichliste vorgestellt. Anschließend machten die Arbeitnehmervertreter das Vorhaben der HLF-Geschäftsführung intern publik. Das entsprechende Schreiben vom Freitag (22. September) liegt manager-magazin.de vor.
"Der Gesamtbetriebsrat und alle Betriebsräte sowie die Gewerkschaft Verdi werden alle erforderlichen Maßnahmen einleiten, um dieses zu verhindern", heißt es in dem Schreiben, das Gesamtbetriebsratschef Hartmut Schultz und der Hannoveraner Betriebsratsvorsitzende Dieter Rüster unterzeichneten.
Nach Informationen von manager-magazin.de will das Management erst zur Aufsichtsratssitzung am 4. Oktober ein umfassendes Konzept für die Zusammenlegung der Fluglinie HLF mit dem ebenfalls hauseigenen Billigflieger Hapag-Lloyd Express (HLX) vorstellen. "Der Stellenabbau steht aber als wichtige Komponente heute bereits fest", erfuhr manager-magazin.de aus Konzernkreisen. Gekürzt werden soll voraussichtlich vor allem bei Arbeitsplätzen in der Verwaltung und beim Bodenpersonal.
Verhandlungen mit Air Berlin
Ob die geplante Freisetzung der 193 Mitarbeiter durch Abfindungsregelungen, betriebsbedingte Kündigungen oder andere Maßnahmen erfolgen solle, sei noch nicht bekannt, erfuhr manager-magazin.de weiter. Bei HLF arbeiten derzeit 2500 Beschäftigte, die 2002 gegründete Billigfluglinie HLX zählt rund 100 Mitarbeiter.
Ein Tui-Sprecher wollte sich am Montagabend gegenüber manager-magazin.de nicht zum Thema Stellenabbau äußern. Er verwies auf ein für Dienstag anberaumtes Pressegespräch, in dem über den Stand der Integration von HLX und HLF informiert werde.
Bereits in der vergangenen Woche hatte manager magazin exklusiv berichtet, dass die Hapagfly-Mutter Tui über einen Flugpakt mit dem Wettbewerber Air Berlin verhandelt. Am Ende dieser Gespräche könnte ein weitgehender Rückzug der Tui vom deutschen Flugmarkt stehen.
Offiziell räumen die Beteiligten nur Gespräche über eine Vertriebskooperation ein. Dazu zählten etwa Gemeinschaftsflüge der deutschen Tui-Fluglinien Hapagfly und HLX sowie Air Berlin und deren neuer Tochter DBA. Insider berichten indes von weit intensiveren Verhandlungen. Tui könne sich am Ende weitgehend aus dem inländischen Fluggeschäft zurückziehen.
Quelle: Manager-Magazin