Vor ein paar Tagen hat mich Magic auf die Ölplattformen in der Nordsee aufmerksam gemacht. Also werden wir mal zwei davon besuchen
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Am Airport von Aberdeen hat die Firma "Air&Oil" einen kleinen Hangar. Von dort werden im Auftrag eines großen Ölmultis einige Plattformen 2 mal wöchentlich mit Helicoptern angeflogen. Üblicherweise verwendet Air&Oil dafür die Bell 412. Vor einigen Tagen wurde eine Mil Mi-17 des ungarischen Heeres angekauft, um die Heli-Flotte um ein flexibles und vor allem robustes Arbeitstier zu erweitern. Zwei der sechs Air&Oil Heli-Teams wurden schon seit 2 Monaten auf das neue Muster engeschult und waren schon ganz gut vertraut mit der Mil. In einigen Tagen sollte sie auch umlackiert werden, wegen der Schulungsflüge ging sich das noch nicht aus. Hier in der Gegend war der Camouflage-Heli mit dem Roten Kreuz schon gut bekannt, und die Ungarn hatten auch kein Problem damit dass die Mil noch in der alten Lackierung flog.
Pete ist der Mann, der die Flugpläne mit den Schulungen, den Trainingsflügen, den Wünschen des Ölmultis und den Wartungszeiten der Helis in Einklang bringen muß. Er ist verantwortlich, dass zumindest immer ein Heli kurzfristig einsatzbereit ist. Normalerweise klappte das wie am Schnürchen, nur jetzt lümmelte er vornüber gebeugt über seinem Schreibtisch und suchte eine Lösung für zwei Probleme : Auf der NorthSea2 gab es einen Unfall, der einen Ölarbeiter ziemlich schwer verletzte. Nichts lebensbedrohliches, aber etwas was in einem Spital an Land behandelt werden sollte. Und auf der NorthSea1 gab es vor zwei Tagen einen Schaden in der Steuerungsanlage des Bohrturmes. Die Techniker bekamen das Problem nicht in den Griff sodaß die Gesellschaft ein Spezialistenteam zusammengestellt hat dass nun rasch dorthin mußte. Und Pete hatte das Problem, dass alle Bells im Einsatz oder in der Wartung waren.
Er hatte nur die Mil....also konnte sie gleich ihre Bewährungsprobe ablegen. Aberdeen - NorthSea1 - NorthSea2 - Edinburgh. Drei Mann im Team, zwei eingelernte Piloten und ein Instruktor. Vier Techniker mit Ausrüstung, ein Sani, Lazarettbetten vorbereitet, Nachtanken auf beiden Plattformen. Es würde kein kurzer Ausflug werden, Pete rechnete erst wieder gegen Abend mit der Rückkehr der Mil. Das Wetter war typisch Nordsee eben : Wind, Wolken, mal Regen, dann Nebel...konnte ja alles sehr schnell gehen. Also eigentlich ein gutes Szenario um die Fähigkeiten der Mil im Einsatz zu testen. Er blickte aus dem kleinem Fenster und wünschte der Besatzung Alles Gute, als die Mil endlich startete
Über der Küste wieder mal Wolken. Na gut, das waren sie ja beinahe gewohnt hier. Draussen auf offener See wird es schon aufklaren.Höhe knapp 1000m. Das war das einzge womit sie zu Beginn der Ausbildung kleine Schwierigkeiten hatten : der Altimeter. Die Mil verwendete nämlich -wie fast alle russischen Fluggeräte- eine metrische Höhenanzeige. Also rauf auf 4.000m und klare Sicht voraus. Nach einem langen faden Flug kam endlich die Plattform NorthSea1 (NDB ULA, 380 kHz) in Sicht.
Spannung vor und bei der Landung, aber Mensch und Maschine meisterten ihre Aufgaben problemlos. Die Techniker hüpften durch die offene Hecktüre, froh endlich wieder ihre Beine ordentlich austrecken und vertreten zu können. Bei laufenden Rotor wurde nachgetankt...und ab ging es nach Süden zur NorthSea2 (NDB Sleipner A, 349 kHz)
Das fehlende Gewicht der Techniker und ihrer Ausrüstung war spürbar, die Mil kam ein wenig flotter voran. Oder war es der Nordwind der sie antrieb ? Wieder ein sich ziehender langer Flug, die Piloten wechselten sich ab. Die Ereignislosigkeit eines langen Heilifluges über den Ozean machte es auch nicht gerade einfach, gegen die aufkommende Müdigkeit anzukämpfen. Das Wetter wurde rapide schlechter, Nebel zog auf. Da, endlich, die Plattform.
Der verletzte winkte beinahe fröhlich, als er im Frachtraum gesichert wurde. Seine Beckenfraktur machte ihm kurz Schwierigkeiten, aber als er den Sani zusah wie der seinen Seesack mit den persönlichen Dingen reinschleppte huschte ihm ein Lächeln über das bärtige Gesicht. Es schien als wäre er froh von der Plattform wegzukommen. Für die Piloten und den Instruktor die gleiche Prozedur : ladung sichern, auftanken, abheben. Sie flogen über den tiefhängenden Wolken um dem Verletzten nicht zu sehr zu beanspruchen. Der schlief aber bald ein und bekam gar nicht mit, als sie endlich die schottische Küste voraus sahen.
Inzwischen hatte Pete alles organisiert. Die Mil hatte zwar keine Landeerlaubnis für den Heli-Platz beim Hospital bekommen, allerdings wartete ein Rettungswagen am Airport Edinburgh, der den Verletzten direkt übernehmen sollte. Einige Minuten flogen sie in knapp 1000m Höhe über das Landesinnere und setzen dann sanft am Apron hinter dem Hauptgebäude auf. Pete funkte nach der Landung die Besatzung an um ihnen zu gratulieren : sie hatten einen guten Job gemacht...und die Mil hatte sich bewährt.
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Geflogen wurde mit Mil Mi-17 von Nemeth Design
Viel Spaß
PS : Schade nur dass die Default Rigs gleich aussehen, zumindest diese zwei