A.O.G. (Aircraft On Ground) drei Buchstaben mit einer großen Wirkung. Gefürchtet bei Airlines und nicht sehr geschätzt von den Passagieren.
Dem einen oder anderen, ist dies sicherlich schon mal als Passagier passiert! Flieger defekt und dadurch Verspätung bei der Abreise
. mal länger, mal kürzer. Der werte Gast sieht aber meist nur diese, seine Seite der Medaille. Was aber spielt sich hinter den Kulissen, bei der Airline ab, welche es erwischt hat? Das ist eine ganze Menge! Viele Menschen sind involviert, um möglichst alles zu berücksichtigen und die Kosten, für die Airline, sowie die Unannehmlichkeiten der Reisenden möglichst klein zu halten.
Schauen wir uns doch mal den einen oder anderen Fall an, der so, oder so ähnlich mir untergekommen ist.
Während der Nachtschicht, wird ein A-Check an einer Maschine durchgeführt. Alles läuft normal, aber kurz vor dem Bereitstellen wird bei einem Test festgestellt, dass der SMYD nicht das macht was von ihm erwartet wird.
(Der SYMD kontrolliert das automatische ausfahren der Slats, wenn der Flieger beim Start in die Nähe der Stall Speed kommt.)
Diese Funktion ist überlebenswichtig für das Flugzeug und die Menschen darin. Also ist es nachdem fehlgeschlagenen Test A.O.G. Das wird auch umgehend in den Papieren vermerkt.
Gleichzeitig erfolgt eine Meldung an die Wartungsleitung, die dieses sofort dem Operator (OPS) mitteilt.
Damit wird einiges an Aktivitäten in Bewegung gesetzt.
Ab hier läuft es zweigleisig! Zum einen das technische Abarbeiten des Problems, zum anderen das organisatorische vom Operator.
Schauen wir uns erst einmal an, wie die Technik damit umgeht. Am einfachsten ist es, wenn dass benötigte Teil vorhanden ist. Wird aus dem Lager geholt, eingebaut und getestet. Thema durch.
Aber das Teil ist nicht vorhanden. Der A.O.G. Desk des Lagers wird unverzüglich tätig und fragt via Telefon und E-Mail
erst einmal bei ihren üblichen Verdächtigen nach, welches Airlines sind, die den gleichen Fliegertyp betreiben und mit uns zusammenarbeiten.
Rückmeldung vom A.O.G. Desk, dass benötigte Ersatzteil befindet sich in FRA.
Anruf bei OPS, dass wir ein Ersatzteil bekommen, es aber erst aus FRA anfordern müssen. Bei diesem Anruf wird auch geklärt, wie lange das delay sein wird, mit Einbau und Test. Auch wird dort entschieden, mit welchem Transportmittel der Versand erfolgt (Taxi, Leichtflugzeug). Hier findet ganz klar eine Kosten- Nutzenrechnung satt. Damit ist für die Technik erst einmal der Fall abgehakt und das warten beginnt.
Dafür wird es jetzt bei OPS etwas lebhafter. Das Flugzeug, war für einen Umlauf nach Teneriffa geplant, also Crew fast am gesetzlichen Zeitlimit.
Die Crew Planung schaut nach, ob eine andere Besatzung verfügbar ist, wenn ja wird diese genommen, wenn nicht versucht man die eingeteilte Crew zu Hause zu erreichen um zu erreichen, dass sie später kommen und somit die gesetzliche Flugdienstzeit erst später beginnt.
OPS informiert den Handling Agent am Flughafen über die Verspätung und der wiederum die wartenden Passagiere. Da ja an der Destination, in diesem Fall TFS auch Gäste auf ihren Rückflug warten, erfolgt auch eine Info an den dortigen Agent und Reiseleitung.
Der Flugplan und Slots müssen neu eingereicht werden. Catering informiert usw. Des weiteren sind Nachtflugverbote zu berücksichtigen. Notfalls Bus Transport von einem Ausweichflughafen zum eigentlichen Bestimmungsort organisieren.
Ca. 4 Stunden nach bekannt werden des Fehlers, hielten die Techniker das Ersatzteil, welches mit dem Taxi kam, in der Hand. Einbau und Test liefen ohne Probleme und der Flieger konnte mit ca 3 Stunden delay bereitgestellt werden.
Geflogen wurde die Maschine von einer Crew die aus dem standby kam.
Was bei mir und meinen Kollegen, wenn wir dann noch Vorort sind, immer wieder auf Unverständnis stößt, ist das schimpfen der Passagiere auf die Fluggesellschaft, wegen der Verspätung. Diese "liebenswerten" Mitmenschen sollten froh sein, dass Flugzeuge erst frei gegeben werden, wenn sie sich in einem lufttüchtigen Zustand befinden.
In diesem Fall, ging noch alles relativ schnell und problemlos über die Bühne. Es gab da viel schwierigere A.O.G. , aber das ist eine andere Geschichte.
Viele Grüße