Hallo,
um es vorweg zu nehmen, auch ich bin von der optischen Qualität der Orbx Produkte begeistert und es ist völlig richtig, dass diese Leistung Respekt verdient. Ein kleines Kernteam von langjährigen Designexperten rund um Holger Sandmann, genialen Leuten die aus den Texturen den letzten Rest rausholen und eine großen Scharr von Helferlein die unermüdlich und in wochenlanger Kleinarbeit Landclassen und Autogen platzieren ist dieses Ergebnis zu verdanken.
Aber:
Daraus nun den Wunsch und Hoffnung abzuleiten, das dieses Ergebnis überall erzielbar sein muss und man es nur tun braucht, ist etwas "spekulativ". Denn, wenn man sich die technischen Rahmenbedingung ansieht, dies Orbx ermöglicht, diese Ergebnisse in Australien oder PNW zu erzielen, so wird schnell klar, dass der FSX hier nicht der Simulator sein wird, wo man solches auch in anderen Regionen in der uneingeschränkten Form sehen wird:
Das Landclass/Autogen System des FS ist naturgemäß auf eine weltweite Abdeckung ausgelegt und mit seine Texturen und 3D Objekten darauf abgestimmt, leider aber auch nicht unbegrenzt erweiterbar. Dh. um die individuelle Vielfalt an Vegitations und Gebäudeobjekten in einer Region abbilden zu können, muss Orbx sich des Tricks bedienen, die FS eigenen weitweite orientierte Basis durch die Regionale zu ersetzten. Das hat zur Folge, das man beim Verlassen einer Region zunächst per Tool die FS Landclass/Autogen auf die neue Region oder eben Default umschalten muss, da sonst die Darstellung nicht passt.
Dies im Hinterkopf, kann man nun schnell drauf kommen, warum Orbx sich bisher (und zumindest zu FSX Lebzeiten) nicht nach Europa begibt. Die Regionen, die eine individuelle Anpassung des Landclass/Autogen System erfordern würde, ist in Europa um ein vielfaches kleiner, als in Australien und Großteilen Americas. So wäre es sicher denkbar den Schwarzwald individuell in Look and Feel anzupassen, aber bereits bei Wechsel Richtung Frankreich oder der Schweiz wären jeweils ganz andere "Landschaftstypen" gefragt und müsste eine Umschaltung erfolgen, ganz zu schweigen, wenn man in Regionen Norddeutschlands wechselt.
Somit wäre der Aktionsradius selbst für Kleinflugzeugführer im VFR stark begrenzt.
Ein weitere Aspekt sind die dicht besiedelten Gebiete in Europa. Orbx hat auch in Australien und PNW diese Gebiete weitgehenst auf "Standard" belassen, nur das dies dort im Verhältnis zur "Windniss" recht überschaubar sind. In Europa würden sie solche Zonen deutlich öfters antreffen. Im Outback fällt es nicht auf, dass eine Farm sich alle paar 100 km wiederholt, nur in ein städitschen Umfeld ist der "Wiederholfaktor" sofort erkennbar, das System des FS aber begrenzt, was die Anzahl individueller Gebäude im Autogen angeht. Somit ist der "WOW" Effekt in diesen Zonen auch durchaus eingeschränkt.
Dies durch speziell designte 3D Objekte zu umgehen, würde auch die Leistungfähigkeit der Helferlin bei Orbx überschreiten, zumal je näher das Gebiet an das tägliche Umfeld des Nutzers herankommt, die "Überprüfbarkeit" der realistischen Darstellung zunimmt. Wer weiß schon, wie die Farm xy im Outback genau aussieht, solange das Look-and-Feel sich mit dem Wissen aus dem Fernsehen oder selbst mit den Eindrücken des letzten Urlaubs deckt, passt es schon. Nur hier würde ja jeder seine Würstchenbude, Tanke oder Lieblingsitaliener suchen und enttäuchst sein, wenn das da nicht so ist wie er es kennt.
Bezüglich der Airport muss man auch deutlich unterscheiden, wenn man fair bleiben will, zwischen einen Kleinflughafen, der vielleicht max 2qkm abdeckt, ein paar wenige 3D Objekte bedarf. Dort kann man ohne das System an seine Grenzen zu bringen mit höchstaufgelösten Texturen jede Ritze plastisch und schön gestalten. Muss ein Flughafen aber selbst bei einem Regionalen eine Fläche von 5-10qkm abdecken, sind bei gleiche Resourcengrenze die Gestaltungsmöglichkeiten durchaus technische Grenzen gesetzt. Auch die größeren Airport von Orbx, bei denen versucht wurde den Detailgenauigkeit der Kleinflughäfen auch dort zu nutzen, zeigen deutlich, dass sie zwar per Slewmode nett anzusehen sind, man auch in den Katakomben alles findet. Trifft aber solch ein Airport auf einen genauso komplex und mit allen Schnickschnack ausgestatten Flieger, wirds schon recht eng mit der Performance. Nur wieder Tools mit denen man die schönen Details schrittweise wieder zurückfahren kann, helfen dann noch einigemaßen fliegbare Ergebnisse zu erzielen.
Fazit:
Man kann sich an sich immer an anderen Produkten orientieren, einiges wird auch dazu dienlich sein, eigene Techniken zu verfeinern. Aber, man muss es in den Grenzen der technischen Möglichkeiten und der Orientierung des Produktes tun, es würde Gainni keiner verzeihen, wenn nach einem Start in Salzburg mit individuell regional angepasstem Umfeld, das Salzburgerland Feeling plötzlich auch die Landschaft seines Zielortes auf Malle prägen würde.
Und ich glaube Gianni braucht sich auch hinter Orbx nicht zu verstecken, denn er hat mit Innsbruck durchaus gezeigt, dass man unter Berücksichtungen alle technischen Grenzen und unter Beibehaltung des weltweiten FS Defaultumfeldes einen guten Gesamteindruck beim Anflug erzeugen kann.
Somit hat jedes Projekt eine Zielrichtung, die ggf auch unterschiedliche Zielgruppen anspricht. Solange es gelingt, die Bedürfnisse der jeweiligen Zielgruppe so nahe wie möglich zu kommen, ist man auf der sicheren Seite, auch wenn man es manchmal nicht allen Recht machen kann. Gimicks sind dann immer willkommen, solange sie das Ziel, Fliegen, nicht übergebühr beeinträchtigen.
Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »opabst« (8. Juli 2011, 07:22)