Meldung in orf.at von heute:
"Bedarf soll noch steigen
Der Londoner Bürgermeister Boris Johnson hat sich für den Bau eines neuen Flughafens im Südosten von England ausgesprochen. Nur so könne London weiterhin mit anderen Metropolen konkurrieren, erklärte Johnson am Dienstag bei der Vorstellung eines Berichts über die Zukunft des Verkehrssystems in und rund um die britische Hauptstadt. Johnson drängt vor allem auf sein Lieblingsprojekt: ein neuer Flughafen auf einer Themsen-Insel. Der Report kommt zu dem Ergebnis, dass sowohl die gesamte britische Wirtschaft als auch der Arbeitsmarkt in London darunter leiden würde, sollte kein zusätzlicher Flughafen im Südosten Englands gebaut.
Konkurrenz baut auch aus
Zudem werde die Passagierzahl aller Londoner Flughäfen von 140 Millionen 2010 auf 400 Millionen im Jahr 2050 steigen. London ist mit dem Verkehrsknotenpunkt Heathrow sowie den Airports City, Gatwick, Stansted und Luton bereits von Flughäfen umgeben. Die wirtschaftliche Konkurrenz baue immer mehr Startpisten und damit ihre Vorteile aus, argumentiert auch Johnson. Vor 20 Jahren sei Heathrow der größte Flughafen der Welt gewesen, jetzt rangiere er nur noch auf Platz sieben. Aus London würden derzeit täglich nur fünf Flüge nach China starten. In Paris seien es hingegen elf, in Frankfurt zehn, so der Bürgermeister.„Wir verlieren nicht nur Zehntausende Jobs im Flugsektor, sondern verlieren auch die Chance, Wirtschaft und Geschäftsleute auf den wachsenden Märkten in China und Lateinamerika herzuzeigen.“ Konkurrierende europäische Flughäfen hätten zudem unter anderem mehr Ziele im Angebot.
Regierung zurückhaltend
Laut des Berichtes liegt die Nutzung der Start- und Landebahnen in Heathrow und Gatwick bei 99 Prozent. Das sei zu viel und führe zu Verspätungen und anderen Problemen. Mit seinen Ausbauplänen stellt sich Johnson auch gegen die eigenen Parteifreunde: Die britische Koalitionsregierung aus Konservativen und Liberaldemokraten lehnt Pläne für neue Start- und Landebahnen in der Region ab und legte auch das Projekt des Vorgängerkabinetts auf Eis, eine neue Piste und einen weiteren Terminal in Heathrow zu bauen. Stattdessen wollte man zunächst die Zugsverbindungen zu den kleineren Airports Stansted und Luton verbessern.
Reif für die Insel?
Einmal mehr brachte Johnson auch den Plan eines neuen Airports auf einer künstlichen Insel in der Themsen-Mündung aufs Tapet. Entsprechende Ideen kursieren schon seit den 70er Jahren, es war aber Johnson selbst, der kurz nach seinem Amtsantritt die Idee wiederbelebte. Eine von ihm in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie kam 2008 zu dem Ergebnis, dass einem Airport mit bis zu sechs Pisten prinzipiell nichts entgegenstehen würde – Baukosten von 40 Milliarden Pfund vorausgesetzt. Befürworter führen vor allem ins Treffen, dass es für die fluglärmgeplagten Londoner dort deutlich weniger Belastung gebe. Auch von der Verkehrsanbindung gebe es kaum Probleme. Johnson will noch dieses Jahr genauere Pläne und Ortsvorschläge vorlegen - und dabei wohl seine Insellösung weiter propagieren.
Gegner: „Teuer und gefährlich“
Gegner argumentieren mit den enormen Kosten. Das Vogelschlagproblem sei dort ungleich höher, der steigende Meeresspiegel sei ein unberechenbares Problem und schließlich liege am Grund der Themsen-Mündung auch noch das 1944 gesunkene US-Kriegsschiff SS Richard Montgomery mit 1.500 Tonnen Sprengstoff an Bord als tickende Zeitbombe. Es gibt auch Pläne für eine andere Region im Norden der Grafschaft Kent – gegen beide machen aber Regionalpolitiker schon lange mobil. Auch die unter der Plattform HACAN ClearSkies versammelten Bürgerinitiativen wenden sich gegen sämtliche Ausbaupläne.
Schon jetzt fünf Flughäfen
Heathrow in Westen Londons ist mit 65,9 Millionen Passagieren und rund 460.000 Flugbewegungen – die Zahlen stammen aus 2009 - pro Jahr der mit Abstand größte Airport der Stadt. Es folgt Gatwick südlich von London mit rund 32 Millionen Fluggästen und 250.000 An- und Abflügen. Stansted nordöstlich der Hauptstadt folgt mir rund 20 Millionen Passagieren und 180.00 Flugbewegungen. Er wird wie Luton im Norden (neun Millionen Passagiere, 100.000 Flugbewegungen) vor allem von Billigfliegern wie EasyJet und RyanAir genutzt. Der London City Airport mitten in der Stadt ist mit knapp drei Millionen Flugästen und 75.000 Starts und Landungen mit Abstand der kleinste Flughafen. 2010 gingen die Zahlen aufgrund der Schwierigkeiten mit der isländischen Aschewolke und den Schneebehinderungen im Winter leicht zurück."
Na das wär doch was für ein Design-Projekt. Ein Inselflughafen in UK!