Boeing 737 müssen zur Inspektion
Nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland fordern die Luftfahrtaufsichtsbehörden die Fluggesellschaften auf, einige Modelle des Typs 737 umgehend zu überprüfen. Beanstandet werden Mängel an Kerosinpumpen, die Feuer und Explosionen auslösen könnten.
Zunächst war bekannt geworden, dass die US-Luftfahrtaufsichtsbehörde FAA die umgehende Prüfung angeordnet hat. In den USA sollen davon mehr als 560 Maschinen betroffen sein.
Boeing hat darüberhinaus weltweit alle betroffenen Kunden informiert. In Deutschland sind die Fluggesellschaften am Mittwoch vom zuständigen Luftfahrtbundesamt (LBA) benachrichtigt worden. Das bestätigte die Behörde auf Anfrage von ftd.de. Hier seien insgesamt 182 Boeing 737 registriert - davon gehören 106 zu der betroffenen Baureihe. Die Lufthansa ist davon nicht betroffen, da sie die entsprechenden Modelle nicht im Einsatz hat.
Die manuelle Abschaltung der Kraftstoffpumpe funktioniere nicht ordnungsgemäß, teilte die FAA mit. Obwohl Signalleuchten dem Pilot anzeigten, dass die Pumpe ausgeschaltet sei, laufe sie in Wirklichkeit teilweise weiter. Das könne im schlimmsten Fall zum Ausbruch von Feuer und Explosionen führen, heißt es.
So eine Anordnung klingt alarmierend - vor allem die möglichen Auswirkungen. Doch bislang keine Probleme bei den Maschinen aufgetreten. Strenger unter die Lupe genommen werden die Boeing-Modelle 737-600, -700, -700C, -800, und -900, heißt es auf der Website der Flugbehörde. Zur Lufthansa-Flotte gehören dagegen nur Modelle des Typs 737-300 und 737-500.
Die Boeing 737 ist eines der weltweit am meisten eingesetzten Passagierflugzeuge. Die FAA drängt nur bei den amerikanischen Fluggesellschaftern auf die Kontrolle. Betroffen sind unter anderem Delta Airlines und American Airlines.
Boeing hatte bereits vorher die Nutzer von 1490 Maschinen des Typs 737 in einem Schreiben zu gesonderten Tests der Kerosinpumpe aufgefordert. Nach der FAA-Mitteilung hat der Konzern seine Kunden nach Angaben eines Sprechers in einem zweiten Schreiben noch mal nachdrücklicher daraufhingewiesen. Der Hersteller geht davon aus, das weniger als 30 Flugzeuge in den USA und rund 300 weltweit diesem zweiten Aufruf folgen müssen.
Für die Fluggesellschaften ist die Aufforderung der FAA dieses Mal jedoch weniger dramatisch als in vorhergehenden Fällen. Die Behörde unterstreicht zwar die Dringlichkeit der Kontrollen. Allerdings müssen die Maschinen dafür nicht extra stillgelegt werden. Der Flugverkehr solle vielmehr normal weiterlaufen und die Überprüfung bei den regulären technischen Checks vorgenommen werden.
Deutlich größere Auswirkungen hatte dagegen eine Order der FAA im Frühjahr dieses Jahres: Im April hatte sie Mängel bei MD-80-Maschinen festgestellt. American Airlines musste daraufhin einen Großteil ihrer Flotte umgehend stilllegen. Die Kabel am Fahrwerk mussten überprüft werden. Dadurch wurde die weltweit größte Fluggesellschaft tagelang weitgehend lahmgelegt, mehr als 3000 Flüge fielen aus und hunderttausende Passagiere strandeten auf amerikanischen Flughäfen. Für die Fluggesellschaft entstanden Kosten in Millionenhöhe. Die zweistrahligen MD-80-Flugzeuge stammen ursprünglich vom US-Herstellers McDonnell Douglas, den Boeing übernommen hat.
Solche Anordnungen der FAA sorgen in der Regel für große öffentliche Aufmerksamkeit. Denn jeden Tag besteigen viele Millionen Menschen Flugzeuge und technische Bedenken wirken schnell abschreckend. Die amerikanische Aufsichtsbehörde greift nach Ansicht von Experten in jüngster Zeit allerdings sehr viel härter durch als in der Vergangenheit, als einige Abläufe von Sicherheitskontrollen in den USA nach Ansicht von Kritikern zu lasch gehandhabt wurden.
Beim damaligen Aufruf der FAA fühlten die deutschen und europäischen Luftfahrtbehörden keinen Handlungsdruck. Die internationalen Sicherheitsvorschriften der zivilen Luftfahrtbehörde ICAO würden stets nach strengen Standards überprüft. Deshalb gebe es keinen Grund, anzunehmen, dass einzelne Flugzeugmodelle nicht sicher sein, hieß es bislang stets.
Quelle: FTD