Nun bleibt wieder der bittere Beigeschmack, dass alles nur Geldgesteuert ist.
Um genau diese Spekulationen zu verhindern, hat man Untersuchungsbehörden aus verschiedenen Ländern mit eingebunden. Unter anderem die deutsche BFU, NTSB (Amerika) , AAIB (England) und die französische.
Geregelt ist dies in der ICAO Artikel 26, 37 und 38.
Die Unfalluntersuchungsbehörde ist keine Institution, die eine Schuldzuweisung macht bzw machen darf. Sie untersucht einen Flugunfall neutral und legt Fakten dar, die hieb und stichfest sind. Diese Behörde, bei uns die BFU, kann auf Grund ihrer Untersuchungen eine Empfehlung herausgeben, die aber dann vom LBA bzw. der EASA umgesetzt werden kann.
Wichtig dabei, der Untersuchungsbericht muss öffentlich gemacht werden. Somit hat jeder die Möglichkeit, nachzulesen auf was die Ergebnisse basieren.
Da ich auf Grund meiner Ausbildung Einblick in diese Geschichten bekommen habe und bei einem Besuch bei der BFU vertiefen konnte, bin ich überzeugt, das es bei einer solchen Untersuchung mit rechten Dingen zu geht.
Auch hat jede beteiligte Partei an einem Unfall, dass Recht dazu eine Stellung zu nehmen. Auch dies wird veröffentlicht. Also man sieht es wird einiges getan um die Fakten nachprüfbar zu machen.
Deine Anmerkung," dann weist man halt den Piloten den Fehler zu, die können sich ja nicht mehr wehren", kann ich nachvollziehen.
Möchte aber aus Jahrzehnte langer Erfahrung etwas dazu anmerken.
Leider ist der Mensch derjenige, welcher die größte Fehlerquelle darstellt. Dies läst sich nicht nur bei vielen Unfällen nachweisen, sondern auch bei Vorkommnissen, die Gott sei Dank zu keinem Unfall führten, oder glimpflich ausgingen. Selbstverständlich überwiegen die Ereignisse, wo der Mensch durch sein Eingreifen schlimmeres verhindert hat. Leider wird das zu selten Veröffentlicht.
Aus dieser Erkenntnis heraus wurden sogenannte QAR eingebaut, um Auswertungen vornehmen zu können, die den normalen Flugbetrieb aufzeichnen. Sind am Ende nichts weiter als abgespeckte DFDR. Diese Aufzeichnungen werden ständig Ausgewertet und anonymisiert, so das sie keiner bestimmten Person zugewiesen werden können.
Bei der Auswertung wird immer wieder festgestellt, wie oft gegen Verfahren verstoßen wurde und wird.
Limits nicht eingehalten werden, sei es vorgeschriebene Höhen, Anflugverfahren oder Geschwindigkeiten.
Auch Ereignisse, bzw Systemmeldungen werden oft von Piloten nicht richtig wahrgenommen oder falsch interpretiert. Stelle das immer wieder beim debriefing nach einem Flug fest. Da hilft dann nur das auslesen von Computern um eine vernünftige Fehler Beschreibung zu bekommen und somit das Problem beheben zu können.
Darum ist es eines der wichtigsten Themen, in der ich mich jährlich schulen lassen muß, um meine Lizenz zu erhalten Human Factors.
Das mit dem Schuld die Piloten zuschieben ist leider gängige Praxis, wo auch von seiten der Wirtschaft mit sehr schmutzigen Mitteln gekämpft wird. Immerhin gehts ja um Geld, Arbeitsplätze, Prestige usw. Da kann man ruhig mal ein paar Piloten verheizen dafür.
Na ja jetzt Verschwörungstherapien hier aufstellen, finde ich etwas wagemutig.
Was mir so auffällt, wenn man von Human Error in der Fliegerei spricht, fühlen sich Piloten und ihre Zunft oft angegriffen. So nach dem Motto wir sind unfehlbar, aber man kann ja einem, der nichts mehr aussagen kann in die Schuhe schieben.
Aber auch Piloten stammen von diesem Planeten und sind keine Übermenschen.
Leute! Diese Menschen, wie auch Schrauber (am Fluggerät) bekommen ihre viele Kohle auch dafür, Fehler zu erkennen, zu analysieren und dadurch Unfälle zu verhüten. Sie sind nicht nur dafür Knöpfe zu drehen und sich sonst von einer Automatik verwöhnen zu lassen.
Da fallen mir spontan so einige ein:
-Der längste Segelflug einer A330. Erst als Held gefeiert, bis man hinterfragte warum hat der eigentlich nicht gemerkt wo sein Fuel blieb? Warum Pumpt er den Sprit auch noch aus der anderen Tragfläche zu dem undichten Triebwerk. Aussage des Capt. Glaubte seinen Anzeigen nicht!!!!
Airbus baute darauf hin eine Warnung ein: Wird ein bestimmter FF überschritten, könnte es ein
Fuel Leak sein!
-Notlandung HF A310 in VIE . Trocken geflogen. Dazu mal den Unfallbericht der BFU lesen. Unglaublich was da im Kopf eines erfahrenen Piloten vorging. QRH lesen braucht man ja nicht!!!
-A320 Unfall Muelhausen CBs von Warnungen gezogen um zu zeigen was der Flieger alles kann
-Birgin Air in der Dom Rep. usw
Flugzeugschrauber machen Fehler!!!
-Siehe Unfall in Madrid
-Air Peru abgeklebte Static Ports
Verkehrsunfälle, Eisenbahnunfälle, Arbeitsunfälle usw. werden bewiesener Maßen in der Mehrzahl durch menschliches Versagen verursacht.
Man kann an Geräten und Maschinen noch so viel Sicherheiten und Warnungen einbauen, nach Murphys Law, wird der Bediener einen Weg finden diese, aus welchen Gründen auch immer, zu umgehen.
Also noch einmal, ich denke gerade in diesem Fall wird besonders Sorgfältig ermittelt werden, da hier ein besonderes Interesse besteht .
Ich möchte hier keine Seite in Schutz nehmen oder einer anderen die Schuld zuweisen. Der Abschlussbericht wird vieles erklären und Ursachen aufzeigen.
Viele Grüße