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Nun, da sich heute kaum jemand was gegen die ganz braven Moslems zu sagen traut, muss wohl einer die Arbeit von mehreren machen.
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Der letzte Punkt war, daß laut dem Koran erst Frieden herrscht, wenn die Welt dem Islam und der Scharia unterliegt. Ohne das Buch jetzt selbst gelesen zu haben (ich gedenke allerdings, es nachzuholen, wenngleich ich es nur auf deutsch oder englisch werde tun können, mein Arabisch bzw Farsi ist unter aller Sau), halte ich das nicht für unwahrscheinlich. Immerhin stehen auch in der Bibel einige Aufrufe, den christlichen Glauben in der Welt zu verbreiten. Siehe Inquisitionen.
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Ich wußte gar nicht, dass Apple einen neuen Geschäftszweig für religiöse Überzeugungen hat
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Über was wir hier eigentlich diskutiert haben, ist Integration und nicht Glaubensfragen.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Samy« (31. August 2010, 10:21)
Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von »Ingenieur« (31. August 2010, 11:14)
@ Martin
Wieso sollte überhaupt irgendjemand denn diese Arbeit machen müssen?
Ich erkenne die Probleme, die mir durch Sarazzin und die Medien angetragen werden und auch deren Kontroverse.
Ansonsten erkenne ich aber für mich persönlich kein Problem mit "den Moslems"
Von den 1,5 Millarden Moslems kommt meines erachtens nicht mehr oder weniger Gutes oder Schlechtes, als von den 2 Millarden Christen.
Über was wir hier eigentlich diskutiert haben, ist Integration und nicht Glaubensfragen.
Und mich regt dieses indiferenzierte Hetzvideo einfach auf, denn solch ein Video einfach ins Netz schmeissen, dass kann ich auch über die Christen oder Kampfhundebesitzer oder Killerspiele.
Von daher ist das für mich keine "Kritik", sondern sinnlose Aufhetzerei.
Und wenn jemand, der gegen eine Glaubensrichtung hetzt, sich auch noch "die weiße Rose" nennt, dann finde ich da wirklich geschmacklos, denn die Namenswahl kann kein Zufall sein oder gründet in komplette Ignoranz... das hat nichts mit Nazikeule zu tun!
Mir geht das einfach gegen den Strich, wenn gegen ganze Volksgruppen oder Ethnien gehetzt und geschimpft wird!
Damit macht man es sich zu einfach...
Aber das wars ja eigentlich, was Du mir unterstellt hast...
Aber dass man da jetzt einen gemeinsamen Nenner sucht (Muslime) auf die man einprügeln kann, macht es zu einfach und ist eben auch falsch und gefährlich!
Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »Ingenieur« (31. August 2010, 12:46)
@ Martin
Vielleicht bewegen wir uns hier mal wieder in einem der gefährlichen Fahrwasser, in das man bei solchen Forendikussionen gerne gerät: Missverständnisse, die man am Biertisch eben schnell ausräumen würde, bzw. gar nicht erst entstehen.
Wie ich eben an Gerhard schon schrieb, verwehre ich mich eben nur gegen die Pauschalisierung, soziale Missstände (ums mal allumfassend auszudrücken) auf einen Nenner herunterzubrechen und damit alle in einen Sack zu stecken.
Und Du argumentierst doch ähnlich...(wie ich)?
Zentral ging es mir nur um das Video, was für mich eben nichts mit Diskussion oder Differenzierung zu tun hat, sondern in meinen Augen eben nur aufhetzt.
Das ist für mich keine Meinung, sondern nur Meinungsmache, mit dessen Veröffentlichung keine Diskussionen, sondern Stimmungen erzeugt werden sollten.
Und damit tue ich das auch nicht einfach ab, sondern rege mich darüber auf - was ich eigentlich gar nicht will.
Und selbstverständlich rege ich mich auch über Gutmenschen und überbordende "political Correctness" auf, schließlich ist der Prenzlberg nicht weit
Ich versuche es nochmal kurz zusammenzufassen:
Soziale Missstände gibt es, sogar teilweise erhebliche.
Aber dass man da jetzt einen gemeinsamen Nenner sucht (Muslime) auf die man einprügeln kann, macht es zu einfach und ist eben auch falsch und gefährlich!
Allerdings kann man halt eben nicht soziale Probleme Aspekte in einen Topf werfen und sich den gemeinsamen Nenner raussuchen, der in diesem Fall der Islam ist.
Die Banlieus, Neukölln oder sonstwo haben unterschiedliche Ursachen - die sich sicherlich ähneln.
Aber da geht es meines Erachtens um Jahrzehntelange Verfehlungen wie z.B. in der Bildungspolitik, dem Arbeitsmarkt und von mir aus auch sogar in der Kolonialzeit...
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1) welchen Unterschied zwischen Banlieus und Neukölln siehst Du denn?
2) kannst Du die jahrzehntelangen Verfehlungen in bildungspolitik, Arbeitsmarkt ein bißchen detaillieren (müssen ja keine 20 Seiten sein)?
3) was hat die Kolonialzeit damit zu tun, wenn 5 Türken Baujahr 1992 eine "Kartoffel" Baujahr 1996 "abziehen"?
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Ingenieur« (31. August 2010, 13:53)
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Im Grunde genommen sorgt der Staat mit seiner Politik dafür, daß ich mich von türkischen Bauern aus einfachsten Verhältnissen versklaven lassen darf, weil sie hier keinen Job finden, weil sie nicht dafür qualifiziert sind.
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Es ist lediglich statistisch wahrscheinlich, daß er es ist
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Jeder hat die Chance, herzukommen und ein anständiges Leben zu führen. Sollte jemand dazu nicht in der Lage oder nicht willens sein, fehlt mir jegliches Verständnis dafür, warum ich das zu meinem Problem werden lassen soll. Oder geht es Dir da anders?
mir sind die sozialen Probleme bewußt.
Aber ich verwehre mich dagegen, diese auf eine Religionsgruppe zu pauschalisieren, weil für mich nicht die Religion die Ursache ist, sondern soziale und poitische Umstände
Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »Ingenieur« (31. August 2010, 14:35)
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Einarmiger Paddelbootheizer
Wohnort: Drääsdn/Saggsn (z.Z. Brasilien)
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Pipe« (31. August 2010, 15:10)
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Zunächst mal muss man sich davon verabschieden, den Islam und die, die ihn praktizieren, als Monoblock zu betrachten
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Meine Schwestern und ich
Warum es ein Kompliment sein kann, als „Hassprediger“ bezeichnet zu werden. Von Henryk M. Broder
Werner Fink war ein großer deutscher Kabarettist. Er trat in der „Katakombe“ und im „Kabarett der Komiker“ in Berlin auf. Von ihm stammt der Satz: „Ich stehe hinter jeder Regierung, unter der ich nicht sitzen muss.“ Eines Tages waren auch ein paar uniformierte Nazis in seine Vorstellung gekommen. Fink machte sich, wie immer, über alle und alles lustig. Da stand einer der Nazis auf und schrie: „Sie Judenlümmel!“ Darauf Fink: „Sie irren sich, mein Herr, ich sehe nur so intelligent aus.“
Wahr oder ausgedacht, in jedem Falle eine souveräne Reaktion.
Es gibt Anwürfe, auf die man nicht eingehen darf, es sei denn, man macht es so wie Fink und stopft sie dem Urheber in den Rachen. „Judenlümmel“ gehört in diese Kategorie. „Schwule Sau“ oder „geile Schlampe“ ebenso. Wie verhält es sich aber mit „Hassprediger“?
Der Begriff ist nicht neu. Bis vor kurzem galt er radikalen Vertretern des Islam, auch Islamisten genannt, die sich als Repräsentanten der „Religion des Friedens“ gerieren und dabei gerne zu Gewalt aufrufen: gegen Schriftsteller, deren Bücher sie nicht gelesen haben, gegen Karikaturisten, deren Zeichnungen sie nur vom Hörensagen kennen, gegen Frauen, die ihre Körper nicht verhüllen wollen, gegen Skeptiker, die es wagen, die Frage zu stellen, ob der Islam tatsächlich eine Religion des Friedens ist oder vielleicht eher eine religiös verbrämte Ideologie der Unterwerfung, die keinen Widerspruch duldet, Dissidenten und Häretiker in den eigenen Reihen nach dem Leben trachtet und unter „Frieden“ nicht die Abwesenheit von Krieg, sondern die totale Entmachtung ihrer tatsächlichen oder eingebildeten Feinde versteht. Weswegen in der islamischen Welt „Frieden“ öfter die Ausnahme als die Regel ist. Insofern ist sogar die Behauptung richtig, dass es den „Islam“ gar nicht gibt, es gibt nur Strömungen, die sich gegenseitig bekriegen, wie man es derzeit im Irak, in Afghanistan, Pakistan und mittlerweile auch in „moderaten“ islamischen Gesellschaften wie Indonesien beobachten kann.
Nun aber wird der Begriff „Hassprediger“ neu definiert. Folgt man Thomas Steinfeld von der „SZ“, dann sind es nicht diejenigen, die zum Dschihad aufrufen, sondern „Islamkritiker“ wie Necla Kelek, Seyran Ates, Ayaan Hirsi Ali und ich, Henryk Modest Broder, die öffentlich die Frage stellen, warum eine „Religion des Friedens“ so viel Gewalt hervorbringt und warum es der friedlichen Mehrheit der Moslems nicht gelingen will, ihre kleine radikale Minderheit der Islamisten – wenn es denn eine ist – zu entmachten. Warum es zum Beispiel seit über 20 Jahren eine Fatwa gegen Salman Rushdie gibt, aber keine Fatwa gegen diejenigen, die Rushdie zum Tode verurteilt haben. Warum die islamische Welt wegen ein paar harmloser Karikaturen oder wegen des Schweizer Minarett-Volksentscheids in Rage gerät – aber die beinah täglichen Selbstmordattentate von Moslems, die vor allem Moslems das Leben kosten, hinnimmt, als wären es Naturkatastrophen. Beim jetzigen Stand der Debatte hat man sich schon mit dieser Frage als „Hassprediger“ qualifiziert.
Ich weiß nicht mehr, wer damit angefangen hat, aber der Ruf „Haltet den Hassprediger!“ tönt einem inzwischen aus den großen Feuilletons entgegen. In der „SZ“ sind es Thomas Steinfeld und Andrian Kreye, in der „FAS“ Claudius Seidl, in der „Zeit“ Thomas Assheuer; auch in der „taz“ werden „Hassprediger“ an den alternativen Pranger des guten Gewissens gestellt. Paranoiker könnten eine Verschwörung vermuten, tatsächlich erleben wir nur, wie der Herdentrieb des Kulturbetriebs funktioniert.
Dennoch kann man nicht alles mit dem branchenüblichen Hang zum Konformismus erklären. Was es freilich gibt, das sind alte Ressentiments, die mit neuem Leben gefüllt werden. Wenn Claudius Seidl zum Beispiel über „Broder und seine Schwestern“ schreibt, dann nehme ich es – wie Werner Fink den „Judenlümmel“ – als ein Kompliment auf, aber Seidl meint es nicht so. Wenn Andrian Kreye darüber räsoniert, dass man sich mit Salman Rushdie solidarisieren muss, weil er ein großer Literat ist, dass aber die Mohammed-Karikaturen schlecht waren und deswegen nicht unter das Recht auf Meinungsfreiheit fallen, dann demonstriert er nicht nur totalitären Übermut, sondern sägt auch an dem Ast, auf dem er selber sitzt. Zwar hat er kurz darauf behauptet, er sei missverstanden worden, hat aber mit der Klarstellung alles nur verschlimmbessert.
Aber bleiben wir noch ein paar Zeilen bei Claudius Seidl in der „FAS“. „Broder und seine Schwestern“ (Ates und Kelek) – das ist nicht nur eine Paraphrase auf „Josef und seine Brüder“. Ates, Kelek und ich haben tatsächlich einiges gemeinsam. Wir sind „Beutedeutsche“, die sich einen Platz in der deutschen Gesellschaft erkämpft haben, der anderen qua Herkunft in den Schoß fällt. Maxim Biller würde sagen, uns fehlt der „Stallgeruch“. Was weder Ates noch Kelek noch mir etwas ausmacht, aber Seidl und seinen Feuilleton-Brüdern schon.
Denn so wie es für den deutschen Studienrat mit Hegel, Hesse und Hitler im Handgepäck eine Kränkung war, von einem Kaugummi kauenden Neger aus Alabama vom Nationalsozialismus befreit zu werden, so ist es für den deutschen Feuilletonisten eine Kränkung, von zwei türkischen Muslima und einem polnischen Juden angemacht zu werden.
Nein, es handelt sich nicht um einen Fall von Islamophobie oder Antisemitismus. Es geht nur darum, dass die beiden „Türkenbräute“ und der „Judenlümmel“ sich nicht so benehmen, wie es von ihnen erwartet wird. Jammertürken, die ständig darüber klagen, wie sie diskriminiert werden, sind sehr beliebt. Ebenso Jammerjuden, die in jeder Talkshow erzählen, wie viele Angehörige sie im Holocaust verloren haben und wie sehr sie sich heute vor der NPD fürchten. Meine Schwestern und ich jammern aber nicht, wir sind aggressiv und offensiv und legen uns auch mit den Milieus an, aus denen wir kommen. Und außerdem brauchen wir niemanden, der für uns spricht.
Seidl und seine Kameraden dagegen haben sich dermaßen daran gewöhnt, Vormund zu spielen, dass sie ohne Mündel nicht glücklich sein können. Erst haben sie die Interessen des Proletariats im Feuilleton vertreten, dann ihre schützende Hand über die armen wendegeschädigten Ossis gehalten, zwischendurch immer wieder ein paar Krokodilstränen über tote Juden vergossen, die einen „Beitrag zur deutschen Kultur“ geleistet haben, und seit 9/11 sind die Moslems an der Reihe, die sich dagegen wehren, vom Westen ausgebeutet zu werden.
Das deutsche Feuilleton liebt „authentische“ Moslems, so wie Karl May seine Indianer geliebt hat. Es wird nicht müde, immer neue Erklärungen dafür zu erfinden, warum sie gar nicht anders können, als sich vor Armut und Verzweiflung in die Ewigkeit zu sprengen. Kommen aber zwei „Bürgerinnen mit Migrationshintergrund“ wie Seyran Ates und Necla Kelek daher – ohne Kopftuch, gebildet, gut gelaunt –, dann machen sie sich sofort verdächtig. Das können doch keine richtigen Muslima sein! Soll heißen: Sie brauchen uns nicht, die kommen allein zurecht. Das nehmen die „Inglourious Basterds“ vom Feuilleton übel, das lassen die „Besserfundis“ (Monika Maron) des Kulturbetriebs nicht zu. Zumal weit und breit keine Ersatz-Mündel zu finden sind.
Und es kommt noch etwas dazu: Das deutsche Feuilleton hat eine Tradition, die man in zwei Sätzen zusammenfassen kann. Erstens: Der Klügere gibt nach. Zweitens: Der Stärkere hat immer recht. Seine Vertreter haben, von einigen Ausnahmen abgesehen, jede Staatsform, die gerade an der Macht war, gerechtfertigt, und sei es nur mit dem Argument des „kleineren Übels“ bzw. dem „Wandel durch Annäherung“. Dissidenten, die sich anders verhielten, wurden angewiesen, nicht zu provozieren, dadurch könnte alles nur „noch schlimmer“ werden. Und wurde es schlimmer, dann waren die Oppositionellen für die Eskalation der Gewalt verantwortlich. Die Veteranen der „Solidarnosc“ können sich noch gut daran erinnern, wer sie unterstützt und wer verraten hat, und die Iraner werden nicht vergessen, wie oft das Mullah-Regime von Feuilletonisten schöngeschrieben wurde.
Dass Seidl, Steinfeld und andere den Begriff „Hassprediger“ jetzt auf den Kopf stellen, hat auch damit zu tun, dass sie eine stille Affinität zu autoritären und totalitären Systemen hegen. Diktaturen sind sexy und dabei überschaubar. Es gibt eine klare Teilung zwischen Führern und Geführten. Kulturschaffende genießen Privilegien, von denen sie in demokratisch-egalitären Systemen nur träumen können. Man muss nur ab und zu bei Halldor Laxness oder Egon Erwin Kisch nachlesen, was sie über die Sowjetunion unter Stalin geschrieben haben, um zu begreifen, zu welchen gruseligen Verrenkungen kluge Köpfe imstande sind, wenn ihnen nur ein wenig Honig ums Maul geschmiert wird. Oder das „Nordkoreanische Reisetagebuch“ von Luise Rinser, die nach ihrem Besuch bei Kim Il Sung vom „Sozialismus mit menschlichem Antlitz schwärmte“, den sie auch in Deutschland verwirklicht hätte, wäre sie 1984 als Kandidatin der Grünen zur Bundespräsidentin gewählt worden.
Unter solchen Umständen kann das Etikett „Hassprediger“ durchaus ein Kompliment sein. Es kommt nur darauf an, wer wen hasst und wofür. Und was meine Schwestern Necla und Seyran angeht: Ja, die sind mir viel näher als der Seidl und seine Brüder.
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 25.01.2010)
Fantastischer Beitrag.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »gianni« (31. August 2010, 16:51)
Hallo zusammen, ich möchte auch meinen Senf anbringen. Ein Wort vorab: ich bin sehr angenehm überrascht, wie hier im Forum auch dieses zugegebener Maßen heikle Thema behandelt wird. Aber eigentlich wundert mich das nicht, weil ich ja schon lange hier dabei bin.
Ich möchte die Schleife zum Thread-Titel zurückfinden. Es war ja gefragt, ob S. recht hat oder unrecht oder zum Teil. Meine Meinung dazu: ich denke, man kann das nur sehr differenziert beantworten. Meiner Meinung nach liegt das daran, dass eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, die noch dazu eine sehr verantwortungsvolle wirtschaftspolitische Funktion innehat, seine Privatmeinung über etwas von sich gegeben hat, die - wenn es seine Privatmeinung wäre - keinen wirklich interessiert. Es betrifft zwar jene, die die Wortmeldung gehört haben, in unterschiedlichem Ausmaß. Und daher machen sich die Hörer und Leser ihre Gedanken dazu. Was ja nichts Schlimmes ist.
Das Problem ist nur, dass Herr S. eben auch Chef einer Institution ist, in deren Aufgabenbereich die Wortmeldung mit ziemlicher Sicherheit aber nicht hineingehört. Und nun scheint der Eindruck zu entstehen, dass diese Institution selbst eine Meinung zu einem gesellschaftspolitischen Problem hat, das zu lösen aber nicht ihre Aufgabe ist. Oder dass diese Institution gar selbst ein Problem mit einem Thema hat (das sie aber wiederum nichts angeht). Daraus entsteht ein Schlamassel, das vor allem die Medienindustrie freut, und das auch manche politische Gruppierungen sich die Hände reiben läßt. Und das ist natürlich weniger gut. Noch viel weniger gut ist die Art, wie er es tut: ich habe keine Ahnung, welcher Fraktion Herr S. angehört (und eigentlich ist es auch egal), aber dieses Thema nach dem "Helikopter-Prinzip" unter die Leute zu bringen (Anmerkung: "Helikopter-Prinzip" meint etwas in die Luft zu werfen, das viel Staub aufwirbelt und noch mehr heiße Luft produziert), ist populistisch, arrogant, dumm und gefährlich (und leider auch typisch für eine Art von Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, sich ihrer Verantwortung aber nicht bewußt sind). Von den schon erwähnten Verallgemeinerungen abgesehen - die Art der Behandlung ist ebenso der Entstehung des Diskussionsbeitrags nicht angemessen. Jene, die nun pseudowissenschaftlich und statisch untermauert argumentieren, betreiben bewußt oder unbewußt Demagogie von ganz übler Sorte. Aber seien wir doch ehrlich, das Thema ist nicht so einfach nicht.
Was S. anspricht, ist ein sehr grundsätzliches Problem, das aber nicht in Deutschland beheimatet ist, sondern ein Charakteristikum unseres Kulturkreises an sich. Wir haben alle miteinander furchtbare Probleme "mit den anderen". Vielleicht liegt es daran, dass die Zeit unserer Entwicklung an den großen Zyklen der Natur gemessen winzigklein ist, und wir die Fähigkeit eines bewußten "Miteinander" nicht (noch nicht?) entwickelt haben. Und wir uns daher noch immer verhalten wie die Menschen aus den Anfängen des Menschen als "soziales Wesen". Jeder Fremde wird nur zu gern als potentielle Bedrohung angesehen, denn es könnte ja sein, dass er einem seinen kleinen eigenen Kosmos wegnimmt. Der kleine persönliche Kosmos war ja in den Anfängen unserer Gesellschaft die eigene (Groß)Familie und später dann der Stamm. Heute ist es wahrscheinlich eher die Angehörigkeit zu einer Kultur. Je andersartiger das Verhalten und im worst case das Erscheinungsbild der Fremden ist, desto dumpfer und bedrohlicher wird diese potentielle Gefahr empfunden. Ich denke, das ist einfach ein Reflex. Einer, den wir alle in uns tragen. Und nur die wenigsten sind intellektuell und aufgrund ihrer Werthaltungen in der Lage, diesen Reflex zu überwinden. Jedenfalls ist es (leider!) eher selbstverständlich, das "Andere" abzulehnen als es freudig aufzunehmen. Wenngleich es deswegen um nichts weniger beschämend ist.
Politik und Religion arbeiten sehr bewußt mit diesen Ur-Reflexen. Der Islam und das Christentum unterscheiden sich hierin leider nicht. Das ist leider ein Faktum. Weil neben der Furcht vor dem "Anderen" auch das Motiv, Macht über "Andere" zu erlangen, in der breiten Masse immer "zieht". In unserer eigenen Kultur gibt es dafür eine Unmenge an Belegen, wo kulturelle oder religiöse Befindlichkeiten vorgeschoben wurden, um handfesten machtpolitischen Begehrlichkeiten den Weg zu bereiten. Es ist leicht, ein (siehe das Mittelalter) bewußt uninformiert und dumm gehaltenes Volk in Kreuzzüge zu schicken, und dieses mit dumpfen ideologischen Manipulationen soweit zu bringen, das eigene Leben, das Wohl der eigenen Familie und ganzer Generationen aufs Spiel zu setzen, "in Gottes Namen" eben.
Ist es nicht paradox, dass unsere Kultur, die auf humanistischen Grundsätzen aufgebaut ist (angeblich), nicht in der Lage ist, ein Grundprinzip zu ihrem Leitbild zu machen, nämlich das der Toleranz und des Respekts? Dem Respekt vor der Seele und der Kultur des "Anderen"? Ist es nicht ebenso paradox und menschenverachtend, wenn wir auf der einen Seite sagen: "Ja, wir brauchen den Zuzug, aber nur deswegen, weil wir Arbeitskräfte brauchen, und wenn wir sie nicht mehr brauchen, machen wir die Rollbalken wieder zu?" Was vermitteln wir mit solchen Aussagen anderes als eine tiefe Respektlosigkeit für die "Anderen", weil wir sie nicht als Menschen einstufen, sondern als reines Produktionsmittel? Und ist es nicht ein Offenbarungseid, wenn selbst die Politik solche "Sager" von sich gibt (egal, welche Ausrichtung die Parteien haben, die solche programmatische Äußerungen von sich geben)? Mir wird schlecht, wenn die Notwendigkeit von Zuzug damit begründet wird, weil wir uns selbst nicht mehr ausreichend vermehren und überaltern und außerdem das Pensionssystem sonst nicht finanzierbar wäre. Sind denn die Menschen, die zu uns kümmern, in unseren Augen nichts anderes als "Gebährmaschinen" (hatten wir das nicht schon mal vor nicht allzu langer Zeit?). Ich frage mich, wieviel Zynismus steckt in solchen Ansichten!
Und wieviel "öffentliche" Meinung zu diesem Thema gibt es wirklich? Ist diese Meinung nicht in Wirklichkeit eine gesteuerte, von ideologisch besetzten Meinungsträgern, bewußt manipulierte Meinung - eine "gemachte" Meinung? Ist das, was als "politisch korrekt" hingestellt wird, nichts anderes als ein feiges Dahin-Lavieren zwischen Standpunkten und Meinungen, nur um sich mit nichts und niemandem auseinandersetzen zu müssen?
Wenn zu lesen ist, dass man Sorge darüber hätte, dass die eigenen Kinder im Kindergarten den Nikolaus nicht mehr sehen können, dann ist das vielleicht ein Verlust kultureller Identität. Sicher nicht von religiöser Identität, weil es die in unseren Breiten sowieso nicht mehr gibt. Es gibt Diskussionen darüber, ob in heimischen Klassenzimmern Holzkreuze hängen dürfen oder nicht, obwohl der überwiegende Teil der -heimischen- Bevölkerung komplett unreligiös lebt und das auch zum Teil sehr bewußt ablehnt. Wir tun uns nicht schwer, Pizza und Kebab in uns hineinzustopfen, wir haben bereitwilligst den "American Way of Life" akzeptiert und als Teil unserer Wirtschaft bis hin zur persönlichen Lebensführung integriert.
Wir tun uns (auch "intellekturelle" in Österreich) aber sogar schwer zu akzeptieren, dass ach so viele deutsche Studenten bei uns inskribieren (wobei wir froh sein müßten, wenn die österreichische Medizin wieder den Stellenwert bekommt, den sie schon lange abgegeben hat). Der wirkliche Vorteil ist halt, dass diese Studenten unsere Sprache (also fast) sprechen und uns optisch nicht unähnlich sind, und dass sie so leben wie "wir". Aber wehe, einer dieser Faktoren trifft nicht zu: dann wandelt sich das "Nicht-Akzeptieren" sehr rasch in eine "Ausgrenzung".
Was hier politisch passiert, ist in der Tat beängstigend. Weil nämlich ein sehr grundsätzliches Thema, das jeden einzelnen betrifft und das nur jeder einzelne in seinem täglichen Umgang mit "den Anderen" wirklich lösen kann, in eine anonyme gesichtslose Entscheidungs- und Steuerungsebene transferiert wird, die gar nicht anders kann als Fehler zu produzieren. Was meine ich damit: die breite Masse ruft nach Lösungen und macht die gewählten Regierungen dafür verantwortlich, diese Lösungen zu suchen und umzusetzen. Aber die gewählten Volksvertreter wollen eigentlich in aller Regel nur zweierlei: (1) wiedergewählt werden, damit sie (2) ihre Macht über die breite Masse behalten und ausbauen können (wobei ja ebenso regelmäßig das eigene Wohl davon profitiert).
Eigentlich wollt ich ja nicht soviel schreiben, darum möchte ich zum Schluß kommen:
* S. hat recht, weil er auf ein sehr grundsätzliches Thema und Problem hinweist. Es wäre besser gewesen, er hätte das getan, nachdem er sich ins Privatleben zurückgezogen hätte (wobei dann wahrscheinlich kein Mensch darauf Wert gelegt hätte, seine Statements zu hören).
* S. hat nicht recht, weil gerade ein "Intellektueller" den Unterschied zwischen Ursache und Wirkung kennen sollte.
* S. hat teilweise recht, wenn er auf die Verantwortung "der Gesellschaft" hinweist. Mit dem Problem, das "die Gesellschaft" jeder einzelne ist, und dass diese Verantwortung nicht delegiert werden kann
Liebe Grüße aus Wien
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Bei uns in der Schweiz ist die Situation möglicherweise nicht ganz soo krass wie in Deutschland.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Ingenieur« (31. August 2010, 17:21)
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Einarmiger Paddelbootheizer
Wohnort: Drääsdn/Saggsn (z.Z. Brasilien)
Die Deutschen müssen wohl mehr "schnackseln", sonst kommt das leidige Einwandererthema niemals vom Tisch
Die Deutschen müssen wohl mehr "schnackseln", sonst kommt das leidige Einwandererthema niemals vom Tisch ....
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„Sarrazin beschreibt die Wirklichkeit so wie sie ist, und nicht wie seit vielen Jahren von der politischen Korrektheit dargestellt“
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Foxbat« (31. August 2010, 20:01)