Hallo zusammen!
Freu mich, viele von den früheren "Bekannten" hier wiederzulesen und hab mich angemeldet, weil ich die Carenado Cessna letztens etwas genauer kennenlernte und meine Beobachtung in diese Diskussion einfließen lassen wollte.
Die C152 von Carenado ist wie eigentlich alle Flugzeuge dieses Herstellers optisch eine Wucht. Und somit hat Anderl in seinem Post weiter oben auf jeden Fall recht, was Stimmung versus Airfiles betrifft. Mir fiel aber zum Beispiel schon bei der Mooney von Carenado auf, als ich sie im Juni für das FS-Magazin besprach, dass sich mit ihr die Reiseschnitte nicht einhalten ließen, die der Flugplaner des MSFS errechnete. Der Grund: In der Aircraft.cfg sind Abschnitte der Mooney Bravo vom FS9/FSX enthalten. Da die Bravo schneller ist, führt das zu den falschen Berechnungen. Erst bei einer Korrektur dieser Einträge lassen sich "realistische" Reiseschnitte mit diesem Reiseflugzeug erzielen. Das Airflile übrigens stammt auch zur Gänze von der Mooney Bravo des MSFS. Störender empfinde ich aber eine Reihe von Fehlern, die für Carenado bislang untypisch waren, bei der Mooney aber gehäuft auftreten. So kann man bei ihr nicht alle Leistungskonfigurationen vornehmen, weil sich die Propverstellung nicht weit genug betätigen lässt. Ihr Verbrauch ist zu hoch, der Stundenzeiger rückt nicht korrekt nach, die Trimmanzeige wandert in die falsche Richtung und noch ein paar Kleinigkeiten mehr. Das müsste nicht so sein ...
Bei der kleinen Cessna stammen nun die Airfiles ebenfalls aus den Standard Maschinen des MSFS. Das muss noch keine schlechte Ausgangsposition sein. Alexander Metzger zeigt ja mit seinen kostenlosen Verbesserungen der Standardflugzeuge, dass die Basis gut ist. Für seine kommerziellen Projekte gibt es aber Eigenentwicklungen, so stecken in der Archer III, wie er mir erzählte, alleine 200 Stunden Tüftelei am Airfile, obwohl er ja schon früher die Flugdynamiken der Archer II programmiert hatte.
Bei der C152 von Carenado ergeben sich jedenfalls Flugleistungen, die von den Handbuchwerten abweichen. Ich bin wirklich viele Stunden mit ihr geflogen und fand stets, dass sie zu langsam steigt, zu wenig verbraucht und zu wenig Reisegeschwindigkeit hat. Gut, vielleicht trifft das genau auf die Maschine zu, die als Vorbild dient, das könnte sein. Die C152 eines befreundeten Piloten, die ich real einige Male flog, war jedenfalls schneller, mein Bekannter meinte zum Beispiel, allein das Aufpolieren des Lacks hätte noch etwas an Reisegeschwindigkeit gebracht. Die Handbuchwerte (leider legt Carenado kaum Dokumentation bei) aus meinem Originalhandbuch würden der Maschine jedenfalls einige Knötchen mehr zugestehen, auch sollten die Reiseschnitte unterschiedlich ausfallen, wenn die Radverkleidungen montiert sind. Das ist bei der Carenado auch nicht der Fall.
Zum Vergleich für den FS9 hab ich die Flight1 und die Just Flight C152 wieder hervorgekramt. Wer zum Beispiel von LIRF mit Kurs 316° Richtung TAQ VOR (111.80) startet, kann die Steigperformance ganz gut überprüfen, weil es auf Meeresniveau losgeht und man genau die 34NM Entfernung vor sich hat, an deren Ende man 12000ft hoch sein sollte laut Handbuch (Steigzeit 29 Minuten). Anhand der DME der beiden VORs (OST und TAQ) und einer Stoppuhr zeigt sich, ob Vy und Steigrate eingehalten werden. Eingestellt habe ich mir dabei Standardbedingungen ohne Wind, das Leanen hab ich der Automixture überlassen, da sich kein Verbrauchsunterschied zum manuellen Leanen ergab und die Carenado C152 kein EGT oder Fuel Flow Instrument besitzt.
Bei der C152 von Carenado fehlten mir am Ende 2500ft auf die Sollhöhe, bei der Flight1 1700ft. Mit der C152 von Just Flight überschoss ich die Handbuchhöhe von 12000ft gleich um 2100ft, was reichlich überpowert ist, auch wenn ich nur mit diesem Modell die Dienstgipfelhöhe von 14700 erreichen konnte. Wen es interessiert: unter dem Blechkleid der C152 von Just Flight für den FS9 steckt das Airfile der Standard Mooney Bravo, daher die Power ;-)
Die typischen VFR-Höhen von 3000 oder 4000 Fuß erreichen die Carenado und Flight1 recht gut (max.Abweichung -300ft bei Carenado, -500ft bei Flight1, unreale + 1600 Fuß in 4000ft bei Just Flight). Jeden dieser Flüge - mit anschließendem Test des Gleitverhaltens Richtung Grosseto VOR - flog ich mehrmals, ebenso Start- und Landestrecken in Nadi (Testrunway) sowie Reiseflüge. Man kann gar nicht wirklich sagen, die eine oder andere Maschine wäre in allen Punkten am nächsten zum Original, sondern muss bei jeder Kompromisse eingehen. Das ist kein Drama im eigentlichen Sinn, meine Überlegung ist nur: bei Airlinern für den MSFS bekommt man diverse Parameter sowie unendliche Systemtiefen auch immer wieder staunenswert detailliert hin. Da sollte doch so ein kleiner GA-Hüpfer auch so halbwegs passen? Beinahe jeder Privatpilot flog eine C152 irgendwann und würde sich - wie jeder Simmer, der in die Realität reinschnuppern möchte - freuen, das Handbuch aufzuschlagen, einen Flug zu planen, Verbrauchsberechnungen anzustellen und dann zu schauen, ob er richtig lag mit all dem. Wenn aber die Maschine so daneben liegt, trübt das den Spaß etwas. Gut, dass bei Carenado dann die Optik hinreichend Trost spendet ;-)
Tut mir Leid für den Sermon, wollte Euch nicht langweilen, aber nach so vielen Stunden im virtuellen Flugzeug musste ich auch was ins Forum-Logbuch schreiben ;-)
Happy landings
Gerhard
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Gerhard« (14. Februar 2009, 10:23)