Grüezi mittenand,
nach langem Zögern wegen der 255 Euro (incl. Versand) habe ich geburtstagssubventioniert dann doch zugegriffen und das Logitech Flight System G940 angeschafft. Geholfen hat auch, dass mein 4 Jahre alter Cougar Flightstick für 30 Euro den üblichen Tod starb: die Steuerung wurde extrem unpräzise und ließ sich nicht mehr kalibrieren (vermutlich Verschleiß der mechanischen Potentiometer?).
Erstmal hat das Paket für großes Hallo gesorgt- eine GROSSE Umzugskiste kam da ins Haus... und die Liebste charakterisierte das lustvolle Auspacken als "Russsiche Puppen". Zum Schluss hat man ein Zimmer voller Pappe und dann den Stick mit echtem Forcefeedback, einen Throttle und Pedale in der Hand. Alle drei fühlen sich wuchtig und wertig an.
CD in den PC, installieren, updaten, die drei Geräte zusammenstöpseln und an einen USB-Anschluss andocken... und erst mal Staunen ob der Komplexität der Einstellungsvarianten. Mit Tipps aus gegoogelten Foren habe ich dann die Kurve gekriegt: z.B. sämtliche Zuordnungen des per Update mitgelieferten FSX Profils wieder löschen und selbst neu belegen, sowie die Empfindlichkeiten der Steuerachsen auf voll und die Nullzonen auf null einstellen. Außerdem musste ich neu starten, damit Force Feedback ging. Da soll i.d.R aber auch ohne gehen.
So... und dann endlich der erste Flug (mit der Goose ab Altenrhein und in Interlaken).
WOW... WWOOOOWWW!
- Steuerung mit den Pedalen statt mit Dreh-Stick... erstmal gewöhnungsbedürftig, steigert die Absorption ins Pilotensein in der FSX-Welt aber ganz erheblich. Nachdem man ein paar mal hierhin und dahin überschießt, kriegt man den Bogen gut raus. Auch mit der 737 PIC ist jetzt präziser zu taxeln und zu linieren, als mit dem Drehmomentchen vom Cougar-Stick. Manueller Landeanflug - mit Händen und Füßen VIEL aufregender, als zuvor nur locker aus dem Handgelenk. Die Logitech-Pedale wirken dabei überhaupt nicht wie "Spielzeug", sondern ob ihrer Größe und Stabilität sehr real. Die könnte man sofort für ein Homecockpit verwenden.
- Der Throttle ist ein Traum: superpräzise, mit zwei Hebeln sind die beiden Maschinen einzeln ansteuerbar, das Feeling beim Vorschieben zum TO kommt SEHR gut, vor allem mit der 737 PIC! Den Reverser kann man jetzt stilecht mit Tasten direkt am Throttle auslösen, die man beim Landen eh in der Hand hält und gefühlvoll benutzt. Die Knöpfle vorne sind nützlich für Funktionen, für die man sonst zwei Tasten auf dem Keybooard drücken muss, amsonsten macht es keinen Unterschied, ob man Tasten auf dem Throttle bedient oder auf der Tastatur (allenfalls, dass es besser "mit links" geht). Die grün-gelb-rot-Leuchte-Tricks habe ich noch nicht raus (angeblich sollen die Tasten mit verschiedenen Farben den Zustand der jeweiligen Systeme signalisieren, z.B. Gear, AP...), aber mit Track IR habe ich sowieso schneller auf die Anzeige im VC geguckt, als auf dem Throttle die Farbe gecheckt. Nicht für alle Tasten an den Schubhebeln gibt es im FSX sinnvolle Belegungen(vor allem für den Mini-Joystick). Ein Rändelrad auf der Rückseite der Hebel bewegt man ohnehin ständig unabsichtlich beim Anfassen des Schubhebels. Ein Rädchen auf der Seite ist ganz nützlich z.B. für Propellor- oder Gemischeinstellung. Single-Engine-Flieger können auch Schub auf den einen, Propellorstellung auf den anderen Hebel legen. Ebenso sehr nützlich: ein Mode-Schalter, der verschiedene Belegungen z.B. zwischen Propellor, Jet und Helicopter möglich macht.
- Der Flightsick... zeigt Licht und Schatten deutlicher. Erstmal liegt er gut und wertig in der Hand. Man frickelt eine ganze Weile mit der Einstellung der Force-Feedback-Kräfte, um eine gute Mischung hinzukriegen: "realistisches Feedback", Zentrierung, Sehnenscheide schonender und dennoch handfester Widerstand... aber ein Manko lässt sich nicht wegkalibrieren: der Stick hält keine definierte Nullstellung. Die Zentrierfeder ist nur virtuell (also nur per FF) und lässt man den Stick los, "hängt" er ein wenig in die eine oder andere Richtung. Das heißt: freihändig fliegen ohne AP, nur per Austrimmen, kann man knicken. Hoffentlich entwickelt ein findiger Nerd eine funktionierende virtuelle Zentrierfeder und
verteilt sie über die Foren.
Aber sonst macht der Stick viel Freude: sehr präszise Steuerung (vor allem in Verbindung mit den Pedalen), vernünftige Tasten ... insbesondere die Trimmräder an der Basis des Sticks sind sehr nützlich. Mit FSX lässt sich die Höhentrimmung auf das diesebzügliche Rad legen, für Quer- und Seitenrudertrimmung braucht es wohl die Vollversion von FSUIPC (die ich nicht habe). Statt dessen habe ich mir Gemisch und Propellorstellung darauf gelegt, das geht auch sehr gut.
Wenn man den Mini-Joystisck (über dem Coolihat) jetzt noch zur Mauszeigersteuerung in FSX verwenden und zwei Tasten als Maustasten belegen könnte.... wäre das perfekt. Vielleicht geht das, aber ich habe darüber noch nichts herausgefunden. Denn mit Füßen auf den Pedalen, linker Hand am Throttle und rechter Hand am Stick bleibt nichts mehr frei für Maus oder Tastatur. Den Stick loslzuassen führt wie erwähnt zu ungewolltem Ausbrechen....
Insgesamt: 255 Euro sind viel Holz für ein Flight System und nur zu rechtfertigen als "erster Einstieg" ins schrittweise aufzubauende Homecockpit ;-). Dafür taugt das G940 allerdings. Es steht sehr wuchtig auf und unter meinem Schreibtisch (kein Vergleich zum zierlichen Cougar Flightstick mit seinem Spielzeug-Schubregler an der Basis), es drängt andere Schreibtischbewohner wahrlich an den Rand und strahlt mit seiner professionellen Machart ständige Aufforderung aus: FLIEG MICH!
Denn das ist ein ganz neues Gefühl beim Desktopfliegen - alle Hände und Füße sind involviert, das virtuelle Flugzeug wird zur Verlängerung des Körpers in den FSX hinein....
Klar, dass als Nächstes der 19-Zöller dran glauben wird und ein größerer Screen kommen wird, denn plötzlich wirkt das Fenster in den FSX so klein... ;-)
Ob sich die 255 Euro also lohnen? Für realistischere Flugsimulation auf jeden Fall. Ich staune nur, was an Feeling aus dem FSX (zusammen mit all den Addons) noch alles rauszuholen ist!
Schönen Sonntag wünscht
Micha aus dem Süden