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Montag, 6. Januar 2014, 13:04

Golf-Airlines sorgen für immer schärferen Wettbewerb

Zitat

Die Luft für Europas Fluggesellschaften wird dünner. Die staatlich gestützten Konkurrenten vom Arabischen Golf rüsten massiv ihre Flotten auf. Dazu kommen in Europa hausgemachte Probleme.

Auf der Dubai Airshow gab es im November mehr als einen Vorgeschmack auf die neue Welt des Luftverkehrs. Emirates-Chef Sheikh Ahmed bin Saeed Al-Maktoum sowie seine Kollegen von Etihad und Qatar Airways ließen mit einem Feuerwerk von Großaufträgen keinen Zweifel daran, wo künftig Wachstum stattfindet. Im Wüstensand am Arabischen Golf entstehen die Mega-Drehkreuze für den Luftverkehr des 21. Jahrhunderts, während die mit zahlreichen Problemen belasteten Europäer wie Lufthansa, Air France-KLM und Co. zunehmend an den Rand gedrängt werden.

Mit 50 Neubestellungen hat Emirates in einigen Jahren 140 Großraumjets vom Typ Airbus A380 am Start, mit denen die Araber die Rennstrecken nach Asien und in die USA befliegen wollen. Die Lufthansa hat schon Sorgen, wie sie dann ihre 14 Flugzeuge dieses Typs auslasten soll. Damit nicht genug, platzierte Emirates beim US-Hersteller Boeing gleich noch den nach Listenpreisen mit 76 Milliarden US-Dollar (rund 56 Milliarden Euro) größten Flugzeugauftrag aller Zeiten über 150 nur wenig kleinere Langstreckenjets vom Typ 777x.

Die von Abu Dhabi gestützte Airline Etihad deckte sich in Dubai ebenfalls mit mehr als 140 Jets ein, setzt aber gleichzeitig auf die Übernahme angeschlagener europäischer Gesellschaften wie der deutschen Nummer Zwei, Air Berlin. Nächster Kandidat ist wohl die frühere italienische Staatslinie Alitalia. Die hat gerade eine Kapitalerhöhung von 300 Millionen Euro geschafft, sucht aber weiterhin einen Minderheitspartner. Der größte Alitalia-Eigner Air France-KLM will kein Geld mehr in das Unternehmen stecken: Die Franzosen haben genügend eigene Probleme.

London, Paris und Frankfurt könnten weiter verlieren

Regelmäßig rechnet die Luftverkehrsorganisation IATA vor, dass der eigentlich prosperierende Weltmarkt in Europa am schwächsten wächst. Gleichzeitig brauchen die flugsicherungstechnisch optimierten und von keinerlei Lärm- oder Umweltdiskussion beeinträchtigten Wüsten-Hubs immer mehr Futter, sprich Passagiere und Fracht, möglichst aus allen Himmelsrichtungen. In Europa könnten London, Paris und Frankfurt als zentrale Drehschreiben weiter verlieren, meinen Experten.

Einstweilen versuchen die Golf-Airlines, mit günstigen Langstrecken-Tickets und gutem Service die Fluggäste von kleineren Flughäfen zum Umsteigen in die Wüste zu locken. Sie fliegen die Zubringerverbindungen entweder selbst wie Emirates von München und Hamburg oder mit ihren zugekauften Gesellschaften wie Air Berlin für Etihad aus Berlin und anderen Städten.

Lufthansa sieht dem Treiben der wachsenden Konkurrenz, zu der noch die ehrgeizige Turkish Airlines mit dem künftigen Mega-Flughafen Istanbul gezählt werden muss, keineswegs tatenlos zu. Mit dem strikten Sparprogramm Score finanziert Europas Platzhirsch seinerseits das größte Investitionsprogramm seiner Geschichte, auch wenn alles mit zunächst 59 bestellten Langstrecken-Jets eine Nummer kleiner ausfällt als bei den Scheichs. Die Zahl der Flieger im Kranich-Konzern bleibt weitgehend konstant, weil alte Spritschlucker ausgemustert werden. Air Berlin schrumpft die Flotte sogar deutlich.

Zusätzlicher Flugverkehr ließe sich in Deutschland ohnehin kaum noch unterbringen, denn sämtliche Flughäfen sehen sich heftigen Angriffen von Fluglärmgegnern ausgesetzt. Ein weiterer Ausbau scheint derzeit politisch kaum durchsetzbar.

Tausende Jobs fallen weg

Auch die übrigen Europäer leiden: Air France-KLM streicht noch einmal 2800 Jobs mehr als noch vor wenigen Monaten geplant, um aus den roten Zahlen zu kommen. Bei Iberia fallen tausende Stellen weg, weil nach Branchenbeobachtern die spanische Schwester von British Airways sonst im Preiskampf mit Ryanair und Easyjet unterzugehen droht. Bei Air Berlin reicht der Wegfall jeder zehnten Stelle nicht aus, um die Fluglinie 2013 in die schwarzen Zahlen zu hieven. Längst ist Air Berlins Eigenkapital aufgebraucht, so dass der Flugbetrieb nicht zuletzt wegen einer üppigen Etihad-Kreditlinie aufrechterhalten werden kann.

Der auf die Langstrecke übergeschwappte Preiskampf um die Tickets hat in Europa inzwischen selbst bei den innovativen Angreifern Spuren hinterlassen, zumal sich Lufthansa und Co. inzwischen cleverer mit eigenen Billiggesellschaften wie der Germanwings wehren. Selbst die Chefin der überaus erfolgreichen Gesellschaft EasyJet, Carolyn McCall, klagt ein wenig über den heftigen Wettbewerb, befeuert von immer neuen Playern wie Norwegian oder Wizz. Passagier-Primus Ryanair rechnet im Winter mit sinkenden Ticketpreisen. Und Vorstandschef Michael O'Leary vollzieht gar eine strategische Kehrtwende, wenn er statt der rüden «No Frills»-Strategie (keine Extras) plötzlich den Service ausbauen will - natürlich nur gegen Extra-Bezahlung.

Quelle: airliners.de

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Montag, 6. Januar 2014, 19:45

Da können die Europäer sparen wie sie wollen, die Scheichs aus dem Wüstensand müssen keine Aktionäre bezahlen..... :D

Zudem will ich nicht wissen, wieviele Maschinen aus den übergroßen Bestellungen quasi umsonst sind, wenn man den Listenpreis mit dem individuellen Preis vergleichen würde.
Weiterhin sind die ganzen neuen Flieger nahezu maßgeschneidert auf die Golf- Airlines, hinsichtlich Reichweite, Kapazität und dergleichen....

"When my time on Earth is gone, and my activities here are past, I want they bury me upside down, and my critics can kiss my ass."Bob Knight

Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety.."
(Benjamin Franklin)

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Montag, 6. Januar 2014, 22:00

Die Sache mit dem Airport-(Aus)Bau ist auch eine Sache. Während sich hierzulande massenhaft Bürger über den zu erwartenden Lärm beklagen und Umweltschützer auch auf die Barrikaden gehen, gibt es in der Wüste niemanden, den das interessiert.

4

Montag, 6. Januar 2014, 22:46

Das nächste Problem währen wohl die Spritpreise. Wo für eine Golf-Airline das Kerosin faktisch umsonst ist, reichen 40-50% Auslastung, um Profit zu erfliegen. Dadurch können sie viel mehr Destinationen bedienen und durch das attraktivere Netz den Europäern weiter Paxe "abgraben". Dadurch wird beispielsweise die Lufthansa viel verlieren, vor allem auf der Langstrecke. Aber auf der Kurzstrecke kann ein Qualitätscarrier bei den Ticketpreisen eigentlich nicht mehr profitabel fliegen ... Und anstatt dass Deutschland was tut, geben sie den "Golfern" immer mehr Flugrechte und die Lufthansa/airBerlin werden durch die Luftverkehrssteuer noch weiter stranguliert ... :S Super Aussichten für die deutschen Airlines.
mfg Magnus


"Die Europäer haben die Uhr, wir haben die Zeit"


- Afrikanisches Sprichwort


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Montag, 6. Januar 2014, 22:48

Das nächste Problem währen wohl die Spritpreise. Wo für eine Golf-Airline das Kerosin faktisch umsonst ist, reichen 40-50% Auslastung, um Profit zu erfliegen.

Das würde ich in das Reich der Halb- Legenden verweisen.....

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6

Montag, 6. Januar 2014, 23:09


...
Aber auf der Kurzstrecke kann ein Qualitätscarrier bei den Ticketpreisen eigentlich nicht mehr profitabel fliegen ... Und anstatt dass Deutschland was tut, geben sie den "Golfern" immer mehr Flugrechte und die Lufthansa/airBerlin werden durch die Luftverkehrssteuer noch weiter stranguliert ... :S Super Aussichten für die deutschen Airlines.


Naja, habe in letzter Zeit öfters gehört, dass auch vom Service LH/OS etc gegenüber Emirates und Etihad ziemlich deutlich hinten liegen. Von daher Qualitätscarrier? Ich weiß nicht...Non-Low-Cost vllt besser :thumbsup:
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7

Dienstag, 7. Januar 2014, 10:04

Das wird der nächsten zyklischen Krise oder der nächsten Auseinandersetzung zwischen den verschiedenen Richtungen des Islam zum Opfer fallen denke ich. Die trommeln ja gewaltig, das man über die Emirate fliegen soll und saugen wie mit einem Staubsauger die Passagiere auf. Aber lasst mal Schiiten und Sunniten und Wahabiten und sonstige islamische Player aufeinander einprügeln. Dann kann man die gesamte Region in der Pfeife rauchen. Es ist dort zwar trügerisch ruhig, aber wie lange noch? Es gibt keine Garantie, das es so bleibt.

Das ganze Gebilde GKR-Staaten ist politisch instabil, korrupt und feudalistisch. Ein kleiner Stein ins Getriebe, ein sterbender Emir und ein Machtvakuum und die Katastrophe wird kommen. Ruhe auf den Riesenairports in den GKR-Staaten wie heute zum Beispiel in Monastir, Tunesien jetzt. Wenn keiner mehr kommt, ist die Luft raus. Wofür die Passagiere immer noch gern Geld zahlen, ist Sicherheit.... Und in instabile Länder fliegt keiner mehr. Siehe Tunesien. Wo früher im 2-Minuen-Takt Charter-Kisten einflogen ist heute im Abflug eine Maschine nach Tripolis angezeigt... 12:05 und sonst nichts. So schnell kann es gehen. Auch in Tunis schmort man im eigenen Saft. Belgrad, Paris, Moskau, Marseille Amsterdam, Wien, Nizza... vor allem, wo Tunesier im Exil sitzen, arbeiten und studieren. Ansonsten tote Hose. Kein einziger Charter. Sehr schnell werden instabile Regionen ungemütliche Plätze.

Es reicht, wenn die ausländischen Hilfsarbeiter mal ein wenig Rabatz machen und die Wüstensöhne mal ihre Müllttonnen selber räumen müssen. Dann bricht da alles zusammen. :hail:

War da nicht erst vor Kurzem eine Nachricht, das auch da ein Carrier die Hufe hoch gerissen hat? Auch innerhalb der Emirate gibt es einen Verdrängungskampf.
Andreas R. Schmidt
Potsdam und Riga

Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von »hasegawa« (7. Januar 2014, 10:29)


8

Dienstag, 7. Januar 2014, 10:56

Zu Tunesien: Immerhin Djerba scheint ja recht oft angeflogen zu werden, 7 stehen beim Arrival für heute. Aber du hast Recht: Sobald da was passiert war's das.
Dann verkommen die Touristen-Hubs wie Dubai oder Abu Dhabi ruck zuck zu Geisterflughäfen, von denen nur noch reiche Geschäftsleute aus den UAE nach Europa oder in die States fliegen.

9

Dienstag, 7. Januar 2014, 11:12

Zitat von »Magnus«
Das nächste Problem währen wohl die Spritpreise. Wo für eine Golf-Airline das Kerosin faktisch umsonst ist, reichen 40-50% Auslastung, um Profit zu erfliegen.


Das würde ich in das Reich der Halb- Legenden verweisen.....


So ist es ;)

Zitat


Emirates

02.08.2013, 14:49 Uhr
Kerosinzuschlag wird erhöht

Der Kerosinpreis machen Emirates zu schaffen. Daher erhöht der Golf-Carrier zu Mitte August den Kerosinzuschlag. Besonders für Business- und First-Class-Kunden wird es teurer.

Egal, welches Ziel Emirates ansteuert, der Kerosinzuschlag steigt per Mitte August.

Der erhöhte Kerosinzuschlag bei Emirates gilt vom 14. August an. Passagiere in der Economy Class müssen dann pro Stecke unabhängig von der Destination 15 Euro mehr bezahlen. Für Fluggäste der Business und First Class erhöht sich die sogenannte Fuel Surcharge um 50 Euro für den Oneway. Auch dabei gilt die Erhöhung für alle Destinationen.

Als Grund für den veränderten Zuschlag nennt die Fluggesellschaft Schwankungen der Wechselkurse, die die Einkaufspreise des Treibstoffes in die Höhe getrieben hätten. „Der Zuschlag ermöglicht uns, schneller auf Marktbedingungen zu reagieren, anstatt diese in einem langwierigen Verlauf in unsere Tarife zu integrieren“, so ein Unternehmenssprecher.


Quelle: BIZ Travel

Zitat

Da können die Europäer sparen wie sie wollen, die Scheichs aus dem Wüstensand müssen keine Aktionäre bezahlen..... :D

Unter dem Strich machen auch die Scheichs ihren Gewinn. ;)

Zitat

Zudem will ich nicht wissen, wieviele Maschinen aus den übergroßen Bestellungen quasi umsonst sind, wenn man den Listenpreis mit dem individuellen Preis vergleichen würde.


Das betrifft aber nicht nur die Airlines vom Golf,sondern auch eine DLH wird die gleichen Preise aushandeln können. Die
Hersteller würden sonst andere große Kunden verprellen und man möchte ja schließlich im Geschäft bleiben. ;)

Diese Airlines können etwas bieten, wo es bei anderen Mangelt, nämlich Service am Kunden. :opi:
und das können die arabischen Länder besonders gut, nicht nur in der Fliegerei. Der Kunde
muß sich wohl fühlen, zu einem vernünftigen Preis, dann kommt er auch immer wieder! :thumbup:

Meine persönliche Devise ist, ich bin der Kunde und ich entscheide bei wem ich mein Geld lasse. :opi:
Bekomme ich einen guten Kundendienst, dann bin ich auch beriet einen angemessenen Preis dafür zu zahlen. :D

Wir hier in Europa bewegen uns in einer Service Wüste und das leider in vielen Bereichen.

Hat sich schon mal einer gefragt warum die oberen "Zehntausend" immer mehr Kohle haben?
Billige oft unmotivierte Angestellte, mit denen ich mich in meiner Muttersprache schlecht verständigen kann.

In Europa wird immer mehr gespart, was den direkten Service am Passagier betrifft und der kostet nicht die Welt. ;)

Es gibt andere Möglichkeiten den Hebel anzusetzen, wenn ich so manch aufgeblähte Chefetagen mit ihren Gehältern sehe..... :nein:
Dazu eine aufgeblähte Verwaltung, dass Geld wird nun mal durch den Flugbetrieb in die Schatulle gebracht.
Das die handelnden Personen im Flieger motiviert sind, dafür sorgt eine angemessene Bezahlung mit so manchem extra
Benefiz.

Meine persönliche Meinung ist, hält der Sparwahnsinn an der falschen Stelle an, werden die europäischen Airlines immer
mehr unter Druck geraten. Es geht nicht nur darum den Aktionären die Taschen zu füllen, sondern ums überleben und dazu
braucht es Kunden orientiertes denken, sowie motivierte Mitarbeiter.

Viele Grüße