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hasegawa

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Freitag, 22. April 2011, 21:41

Krasnodar Paschkowsky (URKK) - Wolgograd Gumrack (URWW)

Krasnodar ist eine Großstadt im Kubangebiet, dem Vorland des Kaukasus, rund 1.200 km südlich von Moskau, und zwischen Schwarzen Meer und Kaspischem Meer zu finden. Sie hat rund 780.000 Einwohner. Gegründet wurde sie 1793 unter der berühmten Zarin Katherina II. als Festung Jekaterinodar als ein Geschenk an die Kosaken der Gegend für bewiesene militärische Treue.. 1920 erhielt sie den heutigen Namen. Während des 2. Weltkrieges war sie von den Deutschen ab August 1942 bis Februar 1943. besetzt. Später gab es hier das Kriegsgefangenenlager Nr. 148. Nach 1945 entstanden hier eine ganze Reihe von großen Betrieben.

Heute typisch sind vor allem Erdöl-Raffnerien, Werkzeugmaschinenbau-Betriebe und Werke zum Bau von Landmaschinen. Wichtig sind sicher die Konzern-Zentralen des größten Lebensmittel-Discounters in Russland "Magnit" und der Firma "Solar Wind", ein Photovoltaikunternehmen das in ganz Europa nicht unbekannt ist. Der deutsche Landmaschinen-Hersteller "Claas" läßt hier in Krasnodar Mähdrescher bauen.
Das ganze Kubangebiet ist landwirtschaftlich hervorragend erschlossen und einer der größten- Lebensmittel-Lieferanten von Russland... Schwarzerdeboden und mildes Klima. Hier wächst fast alles. In der Region Krasnodar befindet sich das nördlichste Tee-Anbaugebiet der Welt. Ferner wird viel Getreide, Sonnenblumen und Reis (!) angebaut und exportiert.
Brühmteste hier gebohrene Russin: die Operndiva Anna Netrebko.

Der Flughafen von Krasnodar ist mit 12 km bis zum Stadtzentrum verhältnismäßig dicht an der Stadt. "Platzhirsch" ist hier Kuban Airlines, die bekannt dafür ist, das ihre Boeing 737 mit einem riesigen Sonnenblumen-Motiv am Leitwerk unterwegs sind. Die Fluggesellschaft gehört dem bekannten russischen Oligarchen Oleg Deripaska. Was den Flughafen Krasnodar angeht, wird es sicherlich niemanden erstaunen, das die SAO Meschdunarodny aeroport Krasnodar (International Airport Krasnodar), die über die Holding Aeroporty Juga (Airports of the South) zum Mischkonzern "Basic Element" gehört... und der gehört ebenfalls Oleg Deripaska...

Aber wir werden nicht mit Deripaskas Oldtimern fliegen. Es gibt auch noch andere Angebote. Wir werden heute eine Boeing 737-700 der UTAir zum Flug nach Wolgograd Gumrack benutzen.



Kein Auslandsflug und nicht Kuban-Air, also parken in der 2. Reihe.



Da steht sie, eine Boeing 737-700.



Blick von hinten auf unsere Maschine. Man beachte das Soirtiment von Schleppstangen am Stammplatz. Seit einigen Jahren sind hier nicht nur Schleppstangen für Flugzeuge aus sowjetischer/ heute russischer und ukrainischer Produktion vorhanden, sondern auch für die Boeing 737, 757, den CRJ... ferner findet sich auch ein externes Stromversorgungs-System...



Nach der routinemäßigen Flugvorbereitung sind wir unterwegs...



... und erhalten sofort Starterlaubnis für die 05/R.







Der Start verläuft reibungslos bei leichtem Wind und ein wenig Regen.



Der berühmte "Knick" nach dem Abheben. Zur Zeit ist dies Disskusionsstoff für eine der schwachsinnigsten Debatten zum Thema Fluglärm in Zusammenhang mit dem Flughafen BBI in Berlin.

Das Wetter ist nicht gerade erfreulich... wir erreichen die erste von drei Wolkenschichten. Auch einige Gewitterzellen sind unterwegs.





Aufwärts... aber die Flugstrecke ist kurz. Bei 26.000ft ist heute Schluss.









Im Landeanflug überfliegen wir den Wolgograder Stausee. Er ist riesig, mehr als 400 km lang und hat eine Fläche von 3.117 km². 1951 wurde das Wasserkraftwerk Wolgograd fertiggestellt. Seine Leistung beträgt 2.541 MW und ist damit etwa doppelt so leistungsfähig wie ein typisches deutsches Atomkraftwerk... Aber, in der Sowjetunion konnte man es sich ohne "Anwohnerproteste" leisten, ein derartig riesiges Gebiet zu fluten...







Da schleicht sich doch vor mir ein andere in bessere Kreise ein... ich bin sauer. ierden wir durchstarten müssen, weil sich dieser AI-Fuzzi auf der Bahn "häuslich niederlässt"?



Das Fahrwerk ist unten und "wir reiten das ILS automatisch herunter."





Langsam schaukeln wir der Landebahn entgegen. Mir wird siedentheiß bewußt, das es eng wird. Als Passagier war ich hier 1983 mit einer Yak 40 der Aeroflot... damals von Rostow am Don herübergekommen. Nun, 1.700 und 2.500 Meter die andere Bahn, da sollte es doch keine Probleme geben?



Die Sicht ist ausgezeichnet... und trotzdem baue ich eine vollautomatische Landung... um zu testen, wie sich die Boeing 737NG von Ifly mit den jüngsten Updates so macht.



Es passt gut.





Schubumkehr, Spoiler und Klappen...



Runter von der Bahn...



"Heldenstadt Wolgograd"... begrüßt uns die Aufschrift auf dem klotzigen Terminal. Nun, es ist größer als das Ding im Stalin-Zuckerbäckerstil, an das ich mich noch erinnern kann, aber hat keine Passagierbrücken.





Wir sind nicht allein hier, aber insgesamt hat der Flughafen viel von seiner einstigen Bedeutung verloren. Es gibt nur im Charterflugplan gelegentlich Auslands-Verbindungen und insgesamt eher wenig Flugverkehr. Die Yak 42 und die Tu 134 waren jahrelang hier die größten Flugzeuge, jetzt ergänzt um Flüge mit Boeing 737, Bombardier CRJ 200 und ATR 72.



Wolgograd Gumrack. Klingelt es?

Das ist der ehemalige Flughafen Stalingrad Gumrack, auf dem sich nach der Schließung des Kessels von Stalingrad um die 6. deutsche Armee, sowie rumänische, ungarische und italienische Truppen unbeschreibliche Szenen abgespielt haben müssen. Gumrack und Pitomnik waren die Schauplätze des Geschehens nach dem großmäuligen Gefasel von Herman Göring, die 6. Armee aus der Luft versorgen zu wollen. Hier wurden Verwundete evakuiert und so sinnlose Dinge wie Orden, Frauen-Winterbekleidung, in Deutschland zum Einsatz in Stalingrad verurteilte Soldaten und PK-Berichterstatter eingeflogen während weiter vorne die Landser erst kümmerliche Rationen, dann ihre Pferde und später nichts mehr zu essen hatten.

Heute ist Wolgograd eine Stadt, die auch von ihrer Geschichte lebt. Das riesige Denkmal "Mutter Heimat" auf dem Mamajew-Hügel,

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de…a_mat_zovet.jpg

die Mühle und das Panorama-Museum... ich denke, an diesem Wendepunkt des 2. Weltkrieges geht das auch in Ordnung und sollte von jedem akzeptiert werden.
Ich erinnere mich an meinen Besuch im Jahre 1983. Nach dem Besuch des Mamajew-Hügels fuhren wir mit einem Bus in die Innenstadt. Jugendliche auf der ganzen Welt diskutieren laut und unbekümmert und in ihrer Sprache... auf Deutsch! Die Stimmung im Bus wurde auf einmal ziemlich feindseelig. Einer meiner Kollegen hielt seinen Reisepass hoch, auf dem das Hammer-Sichel-Ährenkranz-Symbol der DDR zu sehen war. Darauf kam ein steinalter Arbeiter auf uns zu, schaute auf den Pass und schrie in den 'Bus "Wot drusja" (Das sind Freunde) ... und sagte dann lächenlnd etwas, das ich damals nicht verstand... Später habe ich dann herausgefunden, das er ergänzte, man sollte die jungen Leute nicht für die Taten ihrer Großväter verantwortlich machen...
Das ist meine wichtigste Erinnerung an Wolgograd.
Aber, Wolgograd ist auch heute eine lebendige Stadt mit mehr als einer Million Einwohnern. Von der ursprünglichen Architektur wie zum Beispiel von den Bauten der ehemaligen Wolgadeutschen, Hermhuter Christen, die seit 1765 hier gesiedelt hatten ist kaum noch etwas vorhanden. Der bekannt monströs hässliche "Stalin-Zuckerbäckerstil" in den 50er und 60ewr Jahren benutzt ist hier vorherrschend. ES gibt wieder viel Industrie in der Stadt. Während des Krieges war das Stalingrader Traktorenwerk jedem ein Begriff, denn es stellte den berühmten Panzer T-34 her, der von hier aus nur wenige Meter zurücklegte, um in die Schlacht gefahren zu werden...
Heute gibt es viel Metallverarbeitung, Schiffbau, Stahl- und Aluminiumproduktion, Holzindustrie, Nahrungsmittelproduktion, Maschinenbau und Chemische Industrie.

Der Artikel in der Wikipedia über Zaryzin/Stalingrad/Wolgograd ist lesenswert:

http://de.wikipedia.org/wiki/Wolgograd


Zum Flug. Ich habe diesen Flug unternommen, um mir mal die jüngsten Updates bei der Ifly Boeing 737NG anzuschauen und damit bin ich auch zufrieden. Womit ich es nicht bin sind fiktive Bemalungen von Flugzeugen, die man massenhaft im Internet finden kann. UTAir hat keine Boeing 737-700 und auch nicht vor, welche einzuführen. Die Bemalung ist fiktiv. Leider habe ich es zu spät bemerkt und hätte die Yak 40, ATR 72 (UTAir) oder CRJ 200 (Air Wolga, inzwischen insolvenz) nehmen sollen.

Ferner habe ich benutzt:

Flughafen Krasnodar Paschkowski, URKK, einer der coolsten Flughäfen für den FS 2004 in Russland.
http://www.avsimrus.com/f/fs2004-sceneri…ownload&hl=URWW

Flughafen Wolgograd Gumrack, vollkommen neu umgesetzt. Es gab schon einmal eine Szenerie dieses Flughafens, die aber nicht sonderlich ansehnlich war. Diese hier ist ein echter Sprung nach vorn, auch wenn sie noch "Beta-Status" hat.

http://www.avsimrus.com/f/fs2004-sceneri…on=download&hl=

Dazu kommen noch REX, MyWorld und MyTraffic.
Andreas R. Schmidt
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Manschy

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Freitag, 22. April 2011, 22:05

Tolle Szenerie und interessanter Bericht. Bin schon auf die Fortsetzung gespannt! :thumbup:
Viele Grüße Manfred :winke:

Hallo, NSA: Ich fliege nur zum SPASS, von mir geht KEINE Gefahr aus! :ergeben:

hasegawa

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Samstag, 23. April 2011, 08:39

Doch noch fertig geworden... :) Auch wenn ich die falsache Maschine benutzt habe, ist der Gesamteindruck zufriedenstellend.
Andreas R. Schmidt
Potsdam und Riga

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Horst K.

Airbus Fan

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Samstag, 23. April 2011, 09:15

Sehr schöner Bericht mit Klasse Bildmaterial und ausgezeichneten Hintergrund Informationen. Gut recherchiert.
Herzlichen Dank :thx:
Mit Grüßen von der Kieler Förde
ciao
Horst


Windows 7 64 bit-Mainboard ASUS Z87 Pro CPU:Intel Core i7.4 -4770K@3.5 GHz- RAM:16 GB - Graka:NVIDIA GeForce GTX 970 - Sound: Sound Blaster X-Fi Xtreme Audio - FSX

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hasegawa

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Samstag, 23. April 2011, 20:52

Wenn ihr einmal nach Russland kommt, dann empfehle ich auch einen Besuch von Wolgograd. Moskau mag das Abenteuer sein, wenn man aus dem Westen kommt und ist mittlerweile die größte Stadt in Europa... aber die "russische Seele" findet man dort immer weniger. Das Kubangebiet ist mit gut 1.200... 1.500 km für russische Verhältnisse nicht weit weg von Moskau, aber es ist eigentlich eine andere Welt... auch heute noch. Hier gibt es noch das ursprüngliche Russland und Kosaken-Traditionen, Nationalstolz und es sind neue Dinge gewachsen. Zeit, wieder einmal hinzufliegen...

Wolgograd-Rostow am Don-Krasnodar-Gelentschik-Sochi zum Beispiel...
Andreas R. Schmidt
Potsdam und Riga

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